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Urbane EnergiewendeWien macht Ernst mit Solarpflicht auf Wohnneubauten

Die Höhere Technische Lehranstalt Wien (HTL) hat bereits seit über 30 Jahren eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. Hier sieht man die Anzeigentafel mit den Leistungswerten.
Die Höhere Technische Lehranstalt Wien (HTL) hat bereits seit über 30 Jahren eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. Für alle Bildungsneubauten als auch Wohnneubauten wird das jetzt Pflicht. (Foto: Gugerell / Wikimedia Commons / CC0)  

Wer in Wien Wohnungen baut, soll jetzt zur Installation einer Solaranlage auf dem Gebäudedach verpflichtet werden – verankert in der Bauordnung. Das bringt nicht nur sauberen Strom, sondern auch krisensichere Jobs, sagt die Vizebürgermeisterin.

29.04.2020 – „Wir haben die Bauordnung überarbeitet“, twittert die Wiener Vizebürgermeisterin und Stadträtin für Stadtentwicklung und Klimaschutz Birgit Hebein. „Auf jedes neue Dach in der Stadt Wien muss künftig eine Solaranlage. Österreich hat sich eine Million Dächer mit PV-Anlagen als Klimaziel vorgenommen. Wien beginnt damit, schafft krisensichere Jobs & liefert sauberen Strom direkt von unseren Dächern.“ Die Bauordnungsnovelle der Stadt Wien gehe in dieser Woche in Begutachtung.

Eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach ist in Wien bereits für Industriegebäude verpflichtend. Mit der Novelle wird die Vorgabe auf Wohngebäude als auch auf Bildungsbauten ausgeweitet, informierte Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal die österreichische Presse. Die Höhe der Verpflichtung für den Wohnbau solle dabei so bemessen werden, dass der produzierte Strom unmittelbar im Haus verbraucht werden könne. Das Wiener Rathaus setzt auf Förderanreize und spekuliert darauf, dass viele Bauherren über diese Mindestvorgaben hinausgehen und größere Solaranlagen installieren.

Einige Städte auch in Deutschland haben eine Solarpflicht auf Neubauten eingeführt – die hat aber oft viele Ausnahmeregelungen. Auch in Wien ist das so. Wenn es „bei einem Neubau aus rechtlichen, technischen oder wirtschaftlichen Gründen“ nicht möglich ist, eine Solaranlage zu errichten, müsse der Bauherr dann zwar Ersatzflächen anbieten für die Installation einer Solaranlage. Das gelte aber nicht für Wohnbauten.

Vorbereitung auf Klimawandel und Digitalisierung

Mit der Novelle sollten Solaranlagen auf Wiens Dächern in naher Zukunft zum Standard werden, hoffen die Stadträte, und damit den Ausstieg aus fossiler Energie beschleunigen. Derzeit erreicht die Solarenergie gerade in Mitteleuropa durch die hohe Sonneneinstrahlung ständig neue Spitzenwerte. Mit der Änderung der Wiener Bauordnung will die Stadt auch einen Schritt in Richtung Digitalisierung setzen und bürokratische Schritte beschleunigen. So werde mit der Novelle eine „Rechtsgrundlage geschaffen, um in Zukunft alle Behördenschritte wie die Erstattung der Bauanzeige, das Ansuchen um Baubewilligung, die Anzeige des Baubeginns oder die Meldung der Fertigstellung elektronisch abzuwickeln“, berichtet die Stadt.

Klimaschutz in der Stadtplanung verankern

Zudem soll Wiens Stadtplanungs-Zielkatalog um Klimafragen ergänzt werden, um den Klimaschutz in der Stadt voranbringen. So sollten etwa in Neubauten sowie bei größeren Gebäudesanierungen auch Ladepunkte für Elektroautos bzw. schon mal Leerverrohrungen zur nachträglichen Schaffung von weiteren Ladeplätzen in Zukunft verpflichtend vorgesehen werden.

Energiewende im Quartier

Innovative Projekte für die städtische Energieversorgung sind auf dem Weg. Mit der Seestadt Aspern realisiert die Stadt Wien ein Vorzeigeprojekt. Der im Bau befindliche Stadtteil im 22. Wiener Gemeindebezirk ist eines der größten Stadtentwicklungsprojekte Europas der 2010er Jahre. Die Gebäude des ersten, bereits fertiggestellten neuen Viertels im Südwesten der Seestadt wurden im Niedrigenergiestandard oder Passivhausqualität errichtet. Auf vielen Gebäuden wurden die Voraussetzungen für den Betrieb von Solaranlagen bereits geschaffen. Getestet wird in der Seestadt der kombinierte Betrieb von Wärmepumpen, Solarthermie-, Photovoltaik- und Hybridsolaranlagen sowie thermischen und elektrischen Speichern im Echtbetrieb. Und im neuen Stadtquartier „Viertel Zwei“ in der Wiener Krieau testen die Stadtwerke eine neue innovative Form der Energiegemeinschaft. Nachbarn erzeugen, teilen und verkaufen gemeinschaftlich Strom aus einer quartierseigenen Photovoltaik-Anlage. Die solare Energieversorgung in Wien ist also auf dem Weg. na


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