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WeltwassertagFast jeder Dritte ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser

Kamel in der Wüste trinkt aus einer Plastikflasche Wasser
Dürre und Durst werden weltweit zunehmen, wenn es keine Wasserwende gibt. Der Zugang zu Wasser fehlt vor allem auf dem afrikanischen Kontinent – das betrifft Menschen wie Tiere. (Foto: pxhere / CC0 Öffentliche Domäne)

Laut Weltwasserbericht der UNESCO haben bereits heute über zwei Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem und immer verfügbarem Trinkwasser. Infolge des Klimawandels könnte sich diese Zahl bis zum Jahr 2050 sogar noch mehr als verdoppeln.

22.03.2019 – Unter dem Motto „Niemanden zurücklassen – Wasser und Sanitärversorgung für alle” mahnen die Vereinten Nationen in ihrem Bericht zum Weltwassertag die weltweiten Missstände bei der Wasserversorgung an. Die Hälfte der Menschen, die weltweit einen unzureichenden Zugang zu Trinkwasser haben, lebt nach UNESCO Angaben in afrikanischen Ländern. Am schlimmsten treffe es diskriminierte Gruppen. Millionen von Menschen legen täglich einen weiten Weg zur Wasserbeschaffung zurück, etwa Bewohner von Slums oder Flüchtlingslagern, sowie viele Menschen in bereits vom Klimawandel betroffenen ländlichen Gebieten, wo der Regen ausbleibt und die Hitze für lange Dürreperioden sorgt.. Häufig müssen sie für das Wasser auch noch teuer bezahlen. Die Privatisierung des Wassers durch mächtige Konzerne ist längst im Gange.

Nur ein Prozent Trinkwasser

Wir brauchen jetzt dringend eine Wasserwende, warnen Experten des Institut für sozial-ökologische Forschung ISOE, dabei müsse die Kreislaufführung von Wasser eine entscheidende Rolle spielen. „Zunächst ist es wichtig zu verstehen, welche Wasserreserven überhaupt zur Verfügung stehen“, sagt ISOE-Wasserexperte Stefan Liehr. Gehe man von der globalen Wassermenge aus, die im natürlichen Kreislauf zirkuliert, dann bieten sich rund 99 Prozent nicht für die Trinkwasserversorgung an – denn dabei handle es sich um Wasser, das in polaren Eisdecken oder Gletschern gefroren ist oder um Salzwasser, das nur unter erheblichem Kosten- und Energieaufwand entsalzt und in Trinkwasserqualität überführt werden kann. „Von dem verbleibenden rund ein Prozent, das für Menschen als Süßwasser in Frage kommt, stammt nur ein verschwindend kleiner Anteil aus Flüssen und Seen, der aber in vielen Regionen der Welt bereits stark übernutzt und verschmutzt ist“, warnt Liehr.

Wiederverwenden statt verschwenden

Auch beim weitaus größeren Anteil unserer Wasserreserven, dem Grundwasser, sei die Verschmutzung je nach Region bereits hoch. Daher raten die Forscher dringend zur Mehrfachnutzung. „Wenn wir bei der weltweiten Wasserversorgung niemanden zurücklassen wollen, wie die Vereinten Nationen das in den Nachhaltigkeitszielen erklärt haben, müssen wir Wasser konsequent mehrfach nutzen“, sagt Wasserexperte Liehr. Das betreffe auch die Abwassernutzung. „Anstatt die letzten Grundwasserressourcen zu erschließen, die sich zudem teilweise nur sehr langsam erneuern, müssen wir Abwasser als zusätzliche Wasserressource etablieren.“ Grauwassersysteme werden seit langem erfolgreich genutzt, jedoch noch viel zu selten. Leicht verschmutztes Abwasser aus Haushalten, zum Beispiel aus Handwaschbecken und Duschen, kann mit vergleichsweise geringem Aufwand aufbereitet und für die Toilettenspülung oder Gartenbewässerung wiederverwendet werden.

Verletzung grundsätzlicher Menschenrechte

Nicht nur Trinkwasserversorgung, auch der sichere Zugang zu sanitären Anlagen sei ein großes Problem, das betrifft laut Bericht sogar 4,3 Milliarden Menschen weltweit. Dabei zählten Trinkwasserversorgung und sichere sanitäre Einrichtungen zu den Menschenrechten. Auch hier trifft es wieder vor allem bereits Menschen, die in prekären Situationen leben müssen. Doch auch in hoch industrialisierten Ländern wie Europa und Nordamerika haben laut Angaben der Wissenschaftler 57 Millionen Menschen keine Wasserleitungen in ihren Häusern, 36 Millionen Menschen hätten auch dort keinen Zugang zu grundlegenden Sanitäranlagen.

Wasserkiller konventionelle Landwirtschaft

In Deutschland hingegen seien fast 100 Prozent aller Haushalte an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen und haben Zugang zu sicheren sanitären Anlagen. Schlechter sieht es allerdings mit der Wasserqualität und -verschmutzung aus. Nur sieben Prozent der deutschen Flüsse und Bäche sind laut Experten „in einem guten oder sehr guten ökologischen Zustand“. Die Wissenschaftler fordern eine neue Landwirtschaftspolitik. Monokulturen, massiver Flächenverbrauch mit Zerstörung der Biodiversität, Eintrag von Pestiziden und vor allem hohe Nitratbelastung durch die Düngung setzen dem Grundwasser und den Gewässern zu. Dazu kommen die Folgen des Klimawandels mit Hitze- und Dürreperioden wie in diesem Sommer. Weltweit seien 2050 etwa 40 Prozent der Getreideproduktion durch Umweltschäden und mangelnde Wasserressourcen bedroht, warnen Forscher. Wasser müsse daher auch hierzulande nachhaltiger genutzt werden.

Transformationen für weltweite Wassersicherheit

Ressourceneffiziente Technologien zur Wasserwiederverwendung werden vom ISOE weltweit erprobt. Es gelte nun auch verstärkt, nachhaltige Infrastrukturkonzepte vor allem für die schnellwachsenden Megacities umzusetzen, sagt Martin Zimmermann, Wasserforscher am ISOE. Politische Entscheidungsträger müssten dann aber auch die Ergebnisse und Empfehlungen aus der Forschung für die Strategieentwicklung einer nachhaltigen Wasser- und Sanitärversorgung nutzen.

Der ökologische Wasser-Rucksack

Gefragt sei aber auch der Konsument in den als wasserreich geltenden Industrieländern, er sollte den globalen Zusammenhang im Hinblick auf ihren Verbrauch besser verstehen – und dann auch gegensteuern, mahnt Liehr. Nicht nur der Wasserverbrauch aus dem Wasserhahn sei hier relevant, sondern auch der im Alltag versteckte: In der Herstellung von Nahrungsmitteln insbesondere in der Fleischproduktion über Kleidung bis hin zu Autos steckt eine Menge Wasserverbrauch. Häufig werden dafür in anderen Regionen der Erde prekäre Wasserressourcen übernutzt und Ökosysteme gefährdet. Es sei deshalb wichtig, ein Bewusstsein für diesen „ökologischen Rucksack“ zu schaffen, mahnen die Forscher. na


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