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Bedrohte ArtenFür Tiere schreitet der Klimawandel viel zu schnell voran

Die Silouette einer Amsel im Sonnenuntergang.
Noch überleben die meisten Vögel hierzulande in den veränderten klimatischen Bedingungen. Doch für wie lange noch? (Foto: pxhere, CC0 Public Domain)

Veränderte Jahreszeiten, Hitzewellen und andere extreme Wetterbedingungen – viele Tiere schaffen es nicht sich den immer neuen Auswüchsen der Klimakrise schnell genug anzupassen. Selbst robuste Arten sind vom Tempo des Klimawandels bedroht.

26.07.2019 – Viele heimische Vogelarten gelten eigentlich als sehr anpassungsfähig. Schwalben, Meisen und Elstern etwa legen ihre Eier früher im Jahr und mehr davon – Eine Anpassung an veränderte Jahreszeiten. So kommt die Rauchschwalbe früher aus ihrem Winterquartier in den warmen Gefilden Afrikas zurück, weil es auch in Deutschland früher wärmer wird und sich so die Zeiten für die optimalen Nahrungsbedingungen ändern. Die Vögel versuchen die Brutzeit daran anzupassen, wenn die Natur am meisten Nahrung für ihren Nachwuchs bietet.

Das ist eines der Ergebnisse einer Studie von Wissenschaftlern, rund um das Berliner Leibnitz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung, die das adaptive Verhalten von Vögeln auf den Klimawandel in der nördlichen Hemisphäre analysierten. Dabei wurden mehr als 10.000 veröffentlichte wissenschaftliche Analysen ausgewertet, die zeigen, dass Tierarten durchaus in der Lage sind sich an Umweltveränderungen anzupassen – durch Veränderung biologischer Ereignisse wie Winterschlaf, Fortpflanzung oder Migration.

Die Lücke zur optimalen Anpassung wird immer größer

Doch langfristig reiche das Tempo der Anpassung nicht aus, um die Art zu erhalten, warnt Viktoriia Radchuk, Hauptautorin der Studie, gegenüber der dpa. Es gebe schon jetzt eine Lücke zwischen der eigentlichen Brutzeit und der optimalen Brutzeit, so die Wissenschaftlerin für Ökologische Dynamiken. Bei manchen seltenen Vögeln wie der Trottelumme hingegen funktioniere die Anpassung gar nicht. „Die Vögel spüren nicht, dass sich die Bedingungen verändern und sie auch ihre Fortpflanzungszyklus anpassen müssen“, so Radchuk.

Der menschengemachte Klimawandel sorgt also in seiner extremen Dynamik dafür, dass einige bedrohte Vogelarten wohl bald aussterben werden, während bei Schwalbe, Meise und Elster ein langsamer, aber stetiger Prozess einsetzt, der auch diese Arten bald zu bedrohten Arten machen könnte. Insgesamt bestand bei allen untersuchten Vogelarten ein mehr oder minder großes Risiko für fehlende Anpassungsfähigkeiten an die Klimakrise.

Für viele andere Arten befürchten die Forscher noch weitaus schlimmeres

Derweil konzentrierten sich die Wissenschaftler auf die Analyse von Vögeln der nördlichen Hemisphäre, da bei diesen Spezies die Verfügbarkeit von Daten besonders hoch war. Und während bei vielen dieser Vogelarten noch eine gewisse Anpassung an den menschengemachten Klimawandel gegeben ist und es sich meist um gewöhnliche und häufige Arten handelt, befürchten Radchuk und ihr Team für viele bedrohte Tiere noch viel Schlimmeres.

Und der Weltbiodiversitätsrat warnt in seinem Bericht bereits vor dem weltweiten Massensterben in den kommenden Jahrzehnten. Demnach seien mehr als 40 Prozent der Amphibienarten und mehr als ein Drittel der marinen Säugetiere, wie Delphine und Wale akut vom Aussterben bedroht. Neben dem Klimawandel tragen auch Landnutzung und Umweltverschmutzung dazu bei. Selbst bei den Nutztieren zeigen sich bedrohliche Anzeichen: Mehr als neun Prozent der zur Nutzung als Fleischlieferant oder Arbeitstier domestizierten Säugetierrassen seien bis 2016 ausgestorben. Unter dem Rückgang der Artenvielfalt leidet entsprechend auch der Mensch, vor allem die, die bereits unter der Armutsgrenze leben. mf


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