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Klimawandel schürt bewaffnete Konflikte

In einem mauretanischen Flüchtlingscamp müssen diese Frauen immer weitere Strecken zurücklegen, um noch Feuerholz zu finden. In der Sahel-Zone ist der Klimawandel nicht nur durch die zunehmende Versteppung spürbar, sondern auch durch seit vielen Jahre
In einem mauretanischen Flüchtlingscamp müssen diese Frauen immer weitere Strecken zurücklegen, um noch Feuerholz zu finden. In der Sahel-Zone ist der Klimawandel nicht nur durch die zunehmende Versteppung spürbar, sondern auch durch seit vielen Jahren andauernde bewaffnete Konflikte. (Foto: © European Commission DG ECHO / CC BY-SA 2.0)

Extreme Wetterbedingungen haben nicht nur verheerende Umweltauswirkungen, sie können laut einer aktuellen Studie in bestimmten Erdregionen auch das Risiko für Konflikte erhöhen. Ethnisch zersplitterte Gesellschaften sind davon besonders betroffen.

29.07.2016 – Hitzewellen oder besonders starke Dürren können vor allem in Ländern mit vielen unterschiedlichen Ethnien das Risiko für bewaffnete Konflikte deutlich erhöhen, so das Ergebnis einer Studie von Wissenschaftlern des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Fast ein Viertel der Konflikte in ethnisch gespaltenen Ländern fallen demnach mit Klimakatastrophen zusammen. Sie seien dabei zwar nicht immer die Ursache schwelender gesellschaftlicher Spannungen, erhöhen aber dennoch das Risiko. Laut den Wissenschaftlern können die Erkenntnisse, die im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) veröffentlicht wurden, hilfreich für zukünftige Sicherheitsstrategien sein. Vor allem deswegen, da der Klimawandel in den nächsten Jahrzehnten das Risiko für Umweltkatastrophen weiter erhöhen wird.

„Klimabedingte Naturkatastrophen haben ein destabilisierendes Potential, dass sich in ethnisch zersplitterten Gesellschaften auf besonders tragische Art und Weise entfaltet“, sagt Leitautor Carl-Friedrich Schleussner von Climate Analytics und dem PIK. Er und seine Kollegen können in der Studie nun wissenschaftlich fundiert belegen, dass Klima-Desaster das Risiko für Konfliktausbrüche erhöhen.

Viele bisherige Forschungsarbeiten waren in der Wissenschaft nicht ganz unumstritten und verwendeten beispielsweise die steigende Temperatur als klimatische Variable. So haben Forscher der Berkeley Universität im Science Magazine eine Studie veröffentlicht, die eine systematische Risikoerhöhung für unterschiedliche Konfliktarten bei großen Abweichungen von normalen Niederschlägen oder milden Temperaturen belegen sollte. Experten kritisierten an der Meta-Analyse, dass die in der Wissenschaft herrschende Kontroverse nicht ausreichend berücksichtigt wurde.

Die neue Studie des PIK konzentriert sich dagegen auf ökonomische Schadensdaten zu Naturkatastrophen. Dabei wird ein etablierter Konflikt-Datensatz mit einer mathematischen Methode sowie einem Index für ethnische Zersplitterung kombiniert. „Wir waren überrascht, wie sehr die Ergebnisse für ethnisch zersplitterte Länder herausstachen gegenüber anderen Eigenschaften der Länder – etwa ihrer Konfliktgeschichte, Armut oder Ungleichheit“, sagt Ko-Autor Jonathan Donges. „Wir denken, dass ethnische Spaltungen eine gesellschaftliche Bruchlinie sein können, wenn zusätzliche Stressfaktoren wie eben Naturkatastrophen eintreten“, so Donges weiter. Damit seien multi-ethnische Länder besonders anfällig für die Folgen des Klimawandels.

Risiko-Abschätzungen sind nicht möglich

Auch wenn die Studie den generellen Zusammenhang zwischen einem Klima-Desaster und dem Risiko für Konfliktausbrüche belegen kann, so ist eine Abschätzung über die Wahrscheinlichkeit derartiger Ereignisse für einzelne Länder nicht möglich. Glücklicherweise sind die Datenmengen für bewaffnete Konflikte und Naturkatastrophen nur sehr begrenzt verfügbar. Statistische Analysen können für derartige Risiko-Abschätzungen daher nicht durchgeführt werden.

„Bewaffnete Konflikte zählen zu den größten Bedrohungen für Menschen – für manche enden sie tödlich, andere werden gezwungen ihre Heimat zu verlassen und vielleicht in weit entfernte Länder zu fliehen“, so Hans Joachim Schellnhuber, Ko-Autor der Studie und Direktor des PIK. Es sei deshalb sehr wichtig, ethnische Spaltungen und Naturkatastrophen als Verstärker von Destabilisierungsrisiken zu erkennen. Schließlich werde der durch den Menschen verursachte Klimawandel Hitzewellen und damit auch Dürreperioden verstärken. Deshalb können die Ergebnisse der Studie nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Sicherheitspolitik leisten, sondern auch bei der Identifizierung von Risikoregionen helfen. jk


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Kommentare

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Energiewender 29.07.2016, 13:52:49

+193 Gut Antworten

Und da sich RWE seiner Schuld bewusst ist, am Klimawandel, an Konflikten und damit auch an Flucht eine erhebliche Teilschuld zu tragen, wurde am Kraftwerk Niederaußem eine Flüchtlingsunterkunft errichtet. In den Häusern von Gemeinden, die kurz vor dem Abbaggern (wg. Braunkohletagebau) stehen wurden anstelle der heimischen Heimatvertriebenen nun ebenfalls exotische Geflohene einquartiert. Ist das nicht schön?


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