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Steigende CO2-EmissionenNach Corona ist vor Corona

Sonnenaufgang über der Industrie
Die Industrie fährt wieder hoch, die CO2-Emissionen steigen wieder an (Foto: Foto-Rabe / Pixabay, CC0)

Obwohl die Corona-Pandemie noch lange nicht ausgestanden ist, nimmt die Weltwirtschaft wieder Fahrt auf – und mit ihr die globalen CO2-Emissionen. Der Corona-Effekt verpufft verblüffend schnell, Chinas Luftverschmutzung ist höher als im Vorjahr.

18.06.2020 – Man musste ja damit rechnen, dass das Absinken der Kohlendioxid-Emissionen nicht von Dauer sein wird. Durch die Corona-Krise wurden internationale Grenzen geschlossen und in vielen Ländern strikte Lockdowns verhängt. In der Folge reduzierte sich der Verkehr auf der ganzen Welt auf ein Minimum, fossile Kraftwerke wurden gedrosselt. Gegenüber dem Vorjahresdurchschnitt gingen die CO2-Emissionen bis Anfang April um etwa 17 Prozent zurück, in einzelnen Ländern sogar bis zu 26 Prozent, zeigte kürzlich eine Studie des Fachmagazins Nature. Allein die Hälfte dieser Reduzierung entfiel dabei auf den Verkehrssektor.

Doch inzwischen hat der globale Ausstoß von Treibhausgasen den „Corona-Effekt“ schon wieder eingeholt. In der Keeling-Kurve, die von Forschern am Mauna Loa Observatorium in Hawaii erstellt wird, stehen die Zeichen auf „nach Corona ist vor Corona“. Auch wenn in den letzten Monaten eine kleine Delle zu erkennen ist, die teilweise durch jahreszeitliche Schwankungen beeinflusst wurde, betrug die CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre am 15. Juni schon wieder 416,8 parts per million (ppm) und damit 2 ppm mehr als am Höchstwert des Vorjahres (414,8 ppm).

Warum die CO2-Emissionen so schnell wieder ansteigen, obwohl die Corona-Krise noch nicht einmal überwunden ist, wird auch anhand einer aktuellen Meldung aus China deutlich. Demnach hatten unterschiedliche Luftschadstoffe bereits Anfang Mai wieder das gleiche Niveau erreicht, wie vor der Pandemie. Das zeigt eine Analyse des Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA).

In China erreicht die NO2-Konzentration ihr „altes“ Niveau

Besonders deutlich wird diese Entwicklung bei der Stickstoffdioxid-Konzentration. Während sie im Januar zunächst anstieg, sank sie im Februar deutlich ab und erreichte im März ihren Tiefpunkt. Seitdem stieg die NO2-Konzentration wieder an und erreichte im Mai das gleiche Niveau wie vor der Krise – und lag damit über dem Vorjahresniveau. Ähnlich verhielt es sich mit der Konzentration von Feinstaub, Schwefeldioxid und Ozon.

Die CREA-Forscher zeigen sich angesichts der raschen Entwicklung in China beunruhigt und warnen davor, dass sich ausgerechnet die Industriezweige besonders schnell von der Krise erholen könnten, die eine besonders hohe Luftverschmutzung verursachen. In anderen Ländern wird die Entwicklung vermutlich ähnlich verlaufen und die kurze Erholung für das Weltklima damit endgültig beenden.

Für die Pariser Klimaziele, die eine Begrenzung der globalen Temperaturerhöhung auf 2 Grad Celsius festlegen, sind das schlechte Nachrichten. Denn ab 2020 müssten die CO2-Emissionen eigentlich jedes Jahr um mindestens vier Prozent sinken. Das wird die Menschheit aller Voraussicht nach selbst in diesem Jahr, trotz der Corona-Pandemie noch weit entfernt. jk


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