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Die Meinung
09. Januar 2017

Apfelbäumchen pflanzen: Wachstumschance Energieeffizienz

Brexit, Trump und Terror – wachsende Sorgen um die Zukunft prägten 2016 und den Jahreswechsel. Gleichzeitig deutet sich beim Chancenthema Energieeffizienz ein echter Paradigmenwechsel an – mit dem Grünbuch Energieeffizienz und dem Winterpaket der EU-Kommission. 2017 muss zeigen, wie ernst die neue Losung „Efficiency First“ wirklich gemeint ist.

Christian Noll Geschäftsführender Vorstand DENEFF

Christian Noll Geschäftsführender Vorstand DENEFF
Christian Noll ist Geschäftsführender Vorstand der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz e.V. (DENEFF).
Christian Noll ist Geschäftsführender Vorstand der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz e.V. (DENEFF).

09.01.2017 – Im derzeitigen Lutherjahr scheint, angesichts der vielen niederschmetternden Entwicklungen in der Weltpolitik, das Bonmot des Reformators hoch aktuell: „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute ein Apfelbäumchen pflanzen“. Zwar wird Energieeffizienz allein die Welt nicht retten, aber ohne sie sähe es finster aus. Der maßgebliche Beitrag zum Klimaschutz muss nicht durch den Ausbau Erneuerbarer oder gar CCS geliefert werden, sondern durch Energieeffizienz. Auch ist die Verdopplung der Geschwindigkeit bei der Energieeffizienzsteigerung ein Kernbaustein der globalen Entwicklungsziele der UN. Ein universeller Zugang zu nachhaltiger Energie für alle ist nur möglich, wenn wir diese so sparsam wie möglich einsetzen.

Mit entsprechend großer Sorgfalt sollten wir uns an den jüngsten Sprösslingen in der Energieeffizienzpolitik nicht nur erfreuen, sondern sie 2017 weiter pflegen. Die richtigen politischen Rahmenbedingungen sind dafür erfolgsentscheidend und sogar bereits -prägend: Trotz gesunkener Ölpreise wuchs der globale Markt für Energieeffizienz zwischen 2014 und 2015 um 6 Prozent. Wichtigster Markttreiber waren laut dem im Oktober von der Internationalen Energieagentur (IEA) veröffentlichten Energy Efficiency Market Report politische Rahmenbedingungen.

Dieselben Zusammenhänge und Tendenzen für Deutschland stellte bereits im Mai der Branchenmonitor Energieeffizienz 2016 der DENEFF fest. Ebenso die Tatsache, dass das EU-Energieeffizienzziel für 2020 bereits 2016 erreicht wurde, ist laut EU-Kommission stark auf den Erfolg der Energieeffizienzrichtlinie zurückzuführen – und das obwohl längst nicht alle Länder ihre Hausaufgaben gemacht haben.

Trotz dieser positiven Entwicklungen liegt noch viel Arbeit vor uns, um die Potenziale zu heben und hartnäckige Barrieren zu beseitigen. So etwa die absurden Verschwendungsanreize durch die Fallbeilregelungen bei den EEG-Ausnahmen. Im Gebäudebereich wurde das erwartete Gebäudeenergiegesetz erneut vertagt – obwohl die Marschrichtung bereits 2008 mit dem Energie- und Klimapaket feststand. Dem Energiedienstleistungsmarkt wurden mit den letzten Änderungen von EEG und KWKG wieder weitere Steine in den Weg gelegt – trotz mannigfaltiger politischer Absichtserklärungen, ihn beleben zu wollen.

Nimmt man das Grünbuch Energieeffizienz und den Klimaschutzplan 2050 aber beim Wort, dass künftig „Energy Efficiency First“ gilt, kann das alles nicht so bleiben. Ob das ehemals ungeliebte Stiefkind der Energiepolitik tatsächlich zum Lieblingskind avanciert, wird sich wohl erst nach der Bundestagswahl zeigen. EU-Parlament und Kommission erklärten bereits zur Revision der EU-Energieeffizienzrichtlinie, die Einsparung von Energie sei oberste Priorität. Nun muss sich noch zeigen, ob die Mitgliedsstaaten im Rat dies auch so sehen.

Daneben stehen noch einige weitere offene Fragen. Neben einer Ausgestaltung eines individuellen Sanierungsfahrplans, der Hauseigentümer wirklich anspricht und motiviert, betreffen diese vor allem das Nachjustieren der Instrumente des Nationalen Aktionsplans Energieeffizienz (NAPE). So muss die Bewerbung für die wettbewerblichen Ausschreibungen (STEP up!) deutlich einfacher und attraktiver werden. Paradoxerweise scheitert dies auch daran, dass das EU-Beihilferecht eben nicht Energieeffizienz, sondern –Erzeugung und -Verteilung an erste Stelle setzt.

Gelingt in den kommenden Monaten aber der notwendige Paradigmenwechsel auf EU- und Bundesebene tatsächlich, stehen die Chancen mehr als gut, dass die noch zarte Pflanze Energieeffizienz bald reiche Früchte trägt. 2017 wird damit zum Schicksalsjahr. Nehmen wir es in die Hand!

Christian Noll ist Geschäftsführender Vorstand der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz e.V. (DENEFF).




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