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Die Meinung
12. Dezember 2016

Bloß nichts dem Zufall überlassen!

Mit dem SmartHome-Konzept wird das Leben leichter – oder einfach nur langweiliger? Intelligente Haussteuerung bietet viele Vorteile, energetisch lohnt sie sich allerdings eher selten.

Joschua KatzRedaktion energiezukunftGewerbekundenvertrieb NATURSTROM AG

Joschua KatzRedaktion energiezukunftGewerbekundenvertrieb NATURSTROM AG
Joschua Katz ist studierter Wirtschaftswissenschaftler und arbeitet seit 2015 für energiezukunft. (Foto: NATURSTROM AG)
Joschua Katz ist studierter Wirtschaftswissenschaftler und arbeitet seit 2015 für energiezukunft. (Foto: NATURSTROM AG)

12.12.2016 – Der Wecker klingelt, es ist 7.30 Uhr morgens. Die gesamte Wohnung ist schon auf 21 Grad Celsius vorgewärmt, die automatisch gesteuerte Heizung sprang um exakt 6.30 Uhr an. Wie jeden Morgen unter der Woche. Jetzt schnell unter die Dusche, die Espressomaschine wird pünktlich um 8 Uhr vorgewärmt sein. Wir wollen sie ja nicht warten lassen, dann verbraucht sie unnötig Energie. Total ineffizient! Um Punkt 8.30 Uhr geht es los zur Arbeit, die Heizung regelt herunter. Zeit für den Staubsaugerroboter. Wie jeden Vormittag dreht er nun fleißig seine Runden.

Die Regensensoren der Wetterstation signalisieren der automatischen Fenstersteuerung um 14 Uhr, dass einem ordentlichen Stoßlüften nichts im Wege steht. Schließlich soll pünktlich um 18 Uhr wieder ausreichend Sauerstoff in der Wohnung vorhanden sein. Zu kalt darf es aber auch nicht werden, daher regelt die Heizung bereits um 17 Uhr etwas nach. Pünktlich um 18 Uhr sind wie immer 21 Grad in der Wohnung – die absolute Wohlfühltemperatur. Der inzwischen längst zur Ladestation zurückgekehrte Staubsaugerroboter hat beste Dienste geleistet.

Eine absolute Horrorvorstellung! Ich persönlich möchte nicht nach einem streng vorgegeben Plan aufstehen, arbeiten, schlafen. Nein, das möchte ich wahrlich nicht. Ich will Mensch sein und selbst entscheiden, ob ich morgens noch zehn Minuten länger im Bett liegen bleibe oder auch mal früher aufstehe. Selbst entscheiden, ob ich morgens länger oder kürzer dusche, ohne sofort ein schlechtes Gewissen wegen der bereits aufgewärmten Kaffeemaschine entwickeln zu müssen. Ich mache auch von Hand die Fenster auf. Natürlich ist eine intelligente Haussteuerung bequem. Aber trägt sie nicht auch dazu bei, dass das Leben schlichtweg langweiliger wird?

Viele Nutzer erhoffen sich von ihrer intelligenten Haussteuerung energetische Vorteile. Wenn beispielsweise von unterwegs das vergessene Licht gelöscht werden kann, ist das recht praktisch. Aber ist es auch energetisch wirklich sinnvoll? Eine moderne LED-Lampe verbraucht wahrscheinlich viel zu wenig Strom, als dass das einen nennenswerten Vorteil bringen kann. Natürlich ist trotzdem jede eingesparte Strommenge lohnenswert. Aber schließlich muss in der Wohnung auch SmartHome-Steuerungstechnik installiert werden, die ebenfalls Strom verbraucht.

Ein minutengenaues Timing der Heizung birgt zukünftig nur noch ein kleines Einsparpotential. Schon heute kann die Heizung per Hand aus- und angeschaltet oder sogar mit einer Timer-Funktion aktiviert und deaktiviert werden. Außerdem verfügen moderne Wohnungen und Häuser zukünftig über immer bessere Energieeffizienzklassen. Ein SmartHome-Konzept ist heutzutage in der Anschaffung immer noch so teuer, dass es schon ein paar Jahrzehnte dauern kann, bis es sich amortisiert hat.

Natürlich kann einem die intelligente Haussteuerung aber auch tatsächlich große Vorteile und Erleichterungen bieten. Ist die Herdplatte mal an geblieben, das Fenster trotz drohendem Regen noch offen oder die Heizung aufgedreht, obwohl man gerade auf dem Weg in den Urlaub ist. Dann reichen wenige Handgriffe und das Problem lässt sich von unterwegs mit dem Smartphone lösen. Trotzdem ist es natürlich jedem selbst überlassen, ob er derartige Technik nutzen möchte und ob diese ihm auch ein lohnendes Einsparpotential verschaffen kann. Wer allerdings etwas mehr Freiheit haben möchte und sich nicht unbedingt jeden Tag von dem Zeitplan seines SmartHome-Konzepts steuern lassen will, der kann auf derartige Technik wahrscheinlich gerne verzichten.

Joschua Katz studierte Wirtschaftswissenschaften an TU- und FU Berlin (M.Sc.) und arbeitet seit 2015 in der Redaktion von energiezukunft. Außerdem ist er im Bereich Gewerbekundenvertrieb für NATURSTROM tätig.




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