Menü öffnen

Bald nur noch elektrisch in Osnabrück

Osnabrück stellt nun den kompletten Linienverkehr auf E-Busse um. Seit fünf Jahren wird schon die innerstädtische Buslinie 94 elektrisch betrieben. (Foto: Stadtwerke Osnabrück)
Osnabrück stellt nun den kompletten Linienverkehr auf E-Busse um. Seit fünf Jahren wird schon die innerstädtische Buslinie 94 elektrisch betrieben. (Foto: Stadtwerke Osnabrück)

Elektrobusse sind auch in Deutschland auf dem Vormarsch. Städte wie Osnabrück stellen nun ihre Flotte um, Köln rüstet elektrisch auf, und auch ländliche Regionen wie Hohelohe machen gute Erfahrungen mit den batteriebetriebenen Bussen. Ohne öffentliche Förderung geht es allerdings bisher nicht.

02.05.2017 – Lediglich 458 von 78.345 Bussen fuhren in Deutschland im vergangenen Jahr ganz oder teilweise elektrisch. Doch die Zeichen stehen auch beim Busbetrieb auf mehr Elektromobilität. Und dies auch aus wirtschaftlichen Gründen, zumindest was die Unterhaltskosten angeht. „Wir gehen nach unseren Erfahrungen davon aus, dass die Wartungskosten von E-Fahrzeugen mindestens 20 Prozent günstiger sind als von Verbrennungsfahrzeugen“, sagt Katja Diehl, Sprecherin der Osnabrücker Stadtwerke.

Das kommunale Unternehmen ist derzeit eines der Vorreiter in Sachen Elektrobusse. Seit fünf Jahren wird die Buslinie 94 in der 165.000 Einwohner großen Stadt elektrisch betrieben. Zwar musste ein Mini-Elektrobus des italienischen Herstellers Breda unter anderem aufgrund von Lieferschwierigkeiten mit Ersatzteilen wieder ausgemustert werden. Doch die Zuverlässigkeit des noch in Betrieb befindlichen Midibusses Oreos des französischen Herstellers PVI Gépébus ist mit Dieselbussen vergleichbar. Die Verfügbarkeit des E-Busses, der 45 Fahrgästen Platz bietet, liegt laut Diehl bei über 95 Prozent. Sprich nur zu fünf Prozent fielen die Busse aufgrund von Defekten aus.

Umstellung der kompletten Flotte in Osnabrück

Die Osnabrücker stellen nun als erstes kommunales Unternehmen Deutschlands ihre komplette Linienbusflotte auf Elektroantrieb um. Insgesamt batteriebetriebene 40 E-Busse sollen bis zum Jahr 2019 bestellt werden, derzeit läuft die erste Ausschreibung. Damit das „Auftanken“ möglichst reibungslos klappt, werden die E-Busse im Doppelpack mit der Ladeinfrastruktur beschafft. Aufgeladen werden sollen die Busse zunächst per Stromabnehmer (Pantograf) auf dem Betriebshof des Unternehmens sowie an den Endhaltestellen. Künftig ist aufgrund der schnellen technischen Weiterentwicklungen bereits ein flexibleres Laden angedacht. „Im Gegensatz zu Dieselbussen können Elektrobusse einfacher mit neuer Technik wie leistungsfähigeren Batterien oder Antrieben nachgerüstet werden“, sagt Diehl.

Gute Erfahrungen in Köln

Gute Erfahrungen mit der Zuverlässigkeit batteriebetriebener Busse machen auch die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB). Seit Anfang Dezember 2016 befördern acht E-Busse des niederländischen Herstellers VDL die Fahrgäste auf der sieben Kilometer langen innerstädtischen Linie 133. Zuvor wurden sie ein Jahr lang getestet. „Die Fahrzeugverfügbarkeit liegt derzeit bei etwa 90 Prozent, was ein sehr guter Wert ist“, sagt KVB-Sprecher Stephan Anemüller. Bis zum Jahr 2021 möchte die KVB nun sechs weitere innerstädtische Linien beiderseits des Rheins auf E-Busbetrieb umstellen. Hierfür sollen 50 weitere Elektrobusse, sowohl Solo- als auch Gelenkbusse beschafft werden. Geladen werden sollen sie über Nacht auf dem KVB-Betriebshof sowie per Schnellladeverfahren an den Endhaltestellen.

Anschaffungskosten doppelt so hoch

Zwar ist eine Triebfeder für den zunehmenden Ersatz von Dieselbussen durch E-Busse in Köln neben Umweltvorteilen laut Anemüller auch eine Optimierung der Wirtschaftlichkeit. Für deren genaue Berechnung fehlten allerdings derzeit noch die langjährigen Zahlen, räumt er ein. „Sicher ist aber, dass die E-Busse erst in ihrer Wirtschaftlichkeit mit den konventionell durch Diesel angetriebenen Bussen vergleichbar werden, wenn sich die Investitionskosten durch höhere Stückzahlen in der Herstellung deutlich senken“, sagt Anemüller. So kostet derzeit ein E-Gelenkbus mit circa 700.000 Euro mehr als das doppelte als ein Diesel-Gelenkbus mit circa 300.000 bis 330.000 Euro. „Ohne eine öffentliche Förderung ist diese Investition für kein ÖPNV-Unternehmen in Deutschland darstellbar“, unterstreicht Anemüller. Dazu kommen die Kosten für die Ladeinfrastruktur und die Umrüstung der Werkstätten.

Linien bis zu 300 Kilometern in Hohenlohe

Ein Beispiel, dass sich E-Busse auch im Linienverkehr im ländlichen Raum bewähren bietet der Nahverkehr Hohenlohe (NVH) im Nordosten Baden-Württembergs. Dort sind seit vergangenem Sommer vier E-Busse auf Linien mit einer Länge von 300 Kilometern erfolgreich im Einsatz. „Wir sind sehr zufrieden, Ausfälle gab es bisher keine“, sagt Werkleiter Roland Braun. Geladen werden die 246 kWh starken Batterien an vorhandenen Starkstromsteckdosen im Betriebshof und an üblichen Ladestationen. Gefertigt wurden die E-Busse, die mit Radnabenmotoren des örtlichen Zulieferers Ziehl-Abegg ausgerüstet sind, beim tschechischen Nachverkehrsunternehmen Ekova im tschechischen Ostrova. Lieferant ist Ebe Europa aus Memmingen. Aufgrund der guten Erfahrungen werden derzeit zwei weitere E-Busse für den Stadtverkehr in Crailsheim (33.000 Einwohner) bestellt, berichtet Braun.

Förderung soll aufgestockt werden

Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen und der Bund fördern Elektrobusse. Das Bundesverkehrsministerium finanziert die Anschaffung von bis zu fünf Fahrzeugen mit einem bis zu 40 prozentigen Zuschuss der Mehrkosten sowie die Ladeinfrastruktur mit bis zu 40 Prozent. Das Bundesumweltministerium plant ab kommendem Jahr die Umstellung ganzer Linien ab sechs Fahrzeugen mit bis zu 80 Prozent der Mehrkosten der E-Busse zu fördern sowie die Ladeinfrastruktur ebenfalls mit 40 Prozent.

Auch die großen deutschen Bushersteller Daimler und MAN kündigten jüngst an verstärkt in den Markt für E-Busse einzusteigen. Den Ton geben derzeit noch ausländische Bushersteller wie VDL. Solaris, Volvo oder BYD an. Volvo verkaufte weltweit bereits 3.000 Elektro- und Hybridbusse, der chinesische Hersteller BYD über 13.000. In China fahren bereits über 50.000 Busse elektrisch, In London sollen es bis Ende des Jahres 120 sein. Hans-Christoph Neidlein


Mehr zum Thema


Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

(wird nicht veröffentlicht)
max 2.000 Zeichen


energiezukunft