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E-Busse und LastenräderVerkehrswende im Rheinland geht voran

Luftaufnahme eines Geländes mit vielen Bussen für den ÖPNV und Solaranlagen
Der E-Bus-Betriebshof in Köln-Porz: Insgesamt neun Photovoltaik-Anlagen sorgen für den Strombedarf der E-Busse (Bild: Kölner Verkehrsbetriebe (KVB))

Ein Elektro-Busbetriebshof in Köln, Lastenräder in Brühl – weitere Bausteine für die Mobilitätswende im Rheinland gehen an den Start. Doch infolge der Haushaltskrise droht künftig weniger Geld für klimaschonende Mobilität zur Verfügung zu stehen.

19.03.2024 – Es tut sich was im Rheinland. In Köln erreicht das Projekt „Smart City KVB“ seinen nächsten Meilenstein. Am Sonntag ging ein neuer Elektrobus-Betriebshof der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) im Stadtteil Porz in Betrieb. Mehrere Buslinien können so von Diesel auf Elektro-Betrieb umgestellt werden. Es ist der erste reine E-Bus-Betriebshof in Nordrhein-Westfalen.

Im südlich von Köln gelegenen Brühl verkündeten die Stadtverantwortlichen letzte Woche die Inbetriebnahme eines E-Lastenradverleihs in Kooperation mit dem Mobilitätsanbieter Green Moves, eine Tochter des Ökoenergieversorgers naturstrom. Seit der ersten Märzwoche können an insgesamt sieben verschiedenen Standorten im Brühler Stadtgebiet sogenannte „LastenEsel“ ausgeliehen werden. „Mit dem Brühler LastenEsel wollen wir für die Brühlerinnen und Brühler ein weiteres Mobilitätsangebot schaffen, mit dem sich nach Bedarf bequem, sicher und klimaneutral von A nach B durch die Stadt bewegt werden kann“, so der Brühler Bürgermeister Dieter Freytag (SPD).

Ernst Raupach, Geschäftsführer von Green Moves, sagte: „E-Lastenrad-Sharing ist in Zeiten von Klimawandel und Ressourcenknappheit ein wichtiger Baustein städtischer Mobilitätsangebote. Denn es ersetzt Pkw-Fahrten mit einem Bruchteil an Material, Energie- und Flächenverbrauch und ist sauber und leise unterwegs. So profitieren Bürger:innen, Kommunen und die Umwelt gleichermaßen.“ In den E-Lastenrädern von Riese & Müller finden, mit Sitzen und Sicherheitsgurten, zwei kleine Kinder, mehrere Getränkekisten oder der ganze Wochenendeinkauf Platz. In Verbindung mit einem VRS-Abo für den öffentlichen Nachverkehr, ist die Leihe deutlich günstiger.

Ähnliche Kooperationen von Green Moves gibt es bereits mit den Leverkusener Verkehrsbetrieben. Dort ist seit Mai 2022 das sogenannte wupsi-Lastenrad im Einsatz, im VRS-Abo ebenfalls vergünstigt. Für Abo-Kunden der Kölner Verkehrsbetriebe günstiger, sind E-Lastenräder von Green Moves im Verleih seit Dezember 2022. In vielen Städten NRWs bietet Green Moves zudem E-Bikes und Lastenräder als Abo-Fahrräder für Privatpersonen und als Teil von nachhaltigen Mobilitätslösungen in Quartieren an.

Fast 100 E-Busse

Mit dem Projekt „Smart City KVB“ treiben die Verkehrsbetriebe auch an anderer Stelle die Mobilitätswende voran. Bis 2030 sollen alle Linienbusse der Stadt von Diesel- auf Elektro-Betrieb umgestellt werden. Derzeit umfasst die gesamte Busflotte der KVB 407 Fahrzeuge. Bereits 2016 wurde die Linie 133 der erste vollelektrische Betrieb eine Buslinie in Köln. Acht E-Busse ersetzten Dieselbusse. Es waren die ersten batterieelektrischen Gelenkbusse im europäischen ÖPNV. In den Folgejahren kamen weitere Linien, links wie rechts des Rheins, hinzu.

Mit der Inbetriebnahme des E-Bus-Betriebshofs werden die rechtsrheinisch verkehrenden Bus-Linien 160, 161, 162, 165 und 166 auf klimaschonende Fortbewegung umgestellt, Eigene Photovoltaik-Anlagen auf dem Betriebshof, mit einer Leistung von 440 Kilowattstunden Peak, sorgen für einen Teil des Strombedarfs der E-Busse. In einer zweiten Ausbauphase sollen weitere Ladeplätze und Photovoltaikanlagen auf dem Gelände entstehen.

Inzwischen verkehren 81 Busse in der Stadt vollelektrisch, weitere 12 befinden sich im Zulassungsprozess und 24 E-Busse in der Herstellung beziehungsweise kurz vor der Auslieferung. Aktuell findet das Vergabeverfahren für weitere 46 E-Busse statt. Die Mittel dafür kommen auch vom Bund und dem Land NRW. Stefanie Haaks, Vorstandsvorsitzende der KVB, sagte zur Einweihung in Porz: „Die KVB investiert in den neuen Elektro-Busbetriebshof rund 35 Millionen Euro. Etwa 12,2 Millionen Euro hiervon steuert das Land NRW bei. Ohne diese Unterstützung könnten wir den Wandel hin zu alternativen Antrieben nicht bewältigen. Gemeinsam schaffen wir die Basis für den Klimaschutz in der Mobilität.“ Bisher hat das Land rund 18,5 Millionen Euro zum Erwerb von E-Bussen beigetragen, weitere rund 26 Millionen Euro stehen aus. Der Bund beteiligte sich mit etwa 26,3 Millionen Euro.

Doch infolge des Urteils vom Bundesverfassungsgericht zum Haushalt des Bundes, hat die Bundesregierung angekündigt, die Hochlaufförderung zur Beschaffung von Bussen mit alternativen Antrieben auslaufen zu lassen. Die eigentlich vorgesehenen Förderungen von rund 77 Millionen Euro für kommunale E-Busse bis 2025 sollen komplett entfallen. Lediglich einige, bereits bewilligte, Förderungen sollen erhalten bleiben. Doch das ist nur ein Bruchteil des geplanten Ausbaus von E-Buslinien im ganzen Land, auch in Köln.

Stefanie Haaks: „Ich erwarte, dass der Bund einen konstruktiven Ausweg findet und auch, dass die nächste Verkehrsministerkonferenz auf eine baldige Lösung drängt. Die Verkehrsunternehmen benötigen diese Fördermittel zur Erreichung der Klimaschutzziele. Klimaschutz ist eine volkswirtschaftliche Aufgabe und kann daher nicht ausschließlich auf die Unternehmen abgewälzt werden.“

Die KVB und der Branchenverband VDV hoffen nun auf weitere Gespräche mit dem Bund und verweisen auf die Clean Vehicles Directive der Europäischen Union. Demnach müssen allein bis Ende 2025 mindestens 45 Prozent der neu beschafften Busse „sauber“ sein, mindestens die Hälfte davon „emissionsfrei“. Ab 2026 erhöht sich diese Quote auf 65 Prozent. Zudem dürften die Mehrkosten aufgrund der Beschaffung von E-Bussen nicht zu höheren Ticketpreisen führen. Das sei nur mit ausreichender Förderung von Bund und Ländern möglich, betonen KVB und VDV. mg


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