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Artenvielfalt unter der Stromleitung

Strommast im Grünen
(Foto: Pixabay / https://pixabay.com/de/service/license/

Neue Stromleitungen braucht das Land, aber wie können Eingriffe in die Natur abgemildert werden? Ein Forschungsprojekt kommt zu dem Ergebnis: Gibt man sich Mühe, können die Bereiche unter den Stromleitungen für Pflanzen und Tiere Vorteile bieten.

14.09.2017 – Ökologisch ausgerichtetes Trassenmanagement, so nennt die Deutsche Umwelthilfe (DUH) das Ergebnis des zweijährigen Forschungs- und Entwicklungsvorhabens. Gemeinsam mit dem Umwelt- und Energieministerium Rheinland-Pfalz, dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) und den Netzbetreibern Amprion und Westnetz haben die Umweltschützer untersucht, wie die Bereiche um Stromleitungen besonders in Wäldern sinnvoller für Tiere und Pflanzen genutzt werden können.

Denn es geht auch um die Akzeptanz der Energiewende und den Bau neuer Stromleitungen, schwierige Themen, mit denen sich die DUH seit Jahren beschäftigt. Um die Sicherheit der Stromleitungen zu gewährleisten, werden die Trassen von hineinwachsenden Gehölzen freigehalten. Bäume und Büsche müssen beseitigt oder niedrig gehalten werden, hohe Bäume können nur mit ausreichendem Abstand zur Leitung stehen bleiben.

Regelmäßige Eingriffe statt Abholzen

Bisher findet überwiegend ein sogenanntes konventionelles Trassenmanagement statt: Alle 10 bis 15 Jahre schneiden die Stromnetzbetreiber auf größeren Abschnitten die hoch gewachsenen Bäume und Büsche vollständig zurück, häckseln sie und lassen das Gehölz als Mulch zurück. Es bleibt also statt ordentlichem Bewuchs eine fast völlig freigeräumte Fläche zurück. Ein großes Problem für Tiere und Pflanzen, die von heute auf morgen ihren Lebensraum verlieren.

Deshalb präsentieren DUH, BfN und Netzbetreiber mit dem ökologischen Trassenmanagement eine Alternative. Statt alle Gehölze lange wachsen zu lassen und auf einmal zu entfernen, sollen häufigere aber wohl dosierte Pflegeeingriffe nur einzelne Bäume oder Büsche entfernen. Es entstehen so unterschiedlich hohe Gebüsche, die sich mit offenen Flächen, Wiesen, Heiden oder Brachen abwechseln. Zudem können wertvolle Totholz-Habitate entstehen.

Auch der Mensch profitiert

„Der Mix unterschiedlicher Biotope begünstigt die Artenvielfalt und die Nahrungsgrundlage für Vögel oder Fledermäuse, die in den angrenzenden Wäldern leben“, so die Umweltschützer. Die strukturreichen Flächen bieten Nahrungs-, Brut- und Versteckmöglichkeiten für Arten des Waldes und des Offenlandes. Profitieren würden viele Vogelarten, Fledermäuse, Wildkatzen, Totholzkäfer und weitere Insekten, die auf Totholz spezialisiert sind.

„Die Ergebnisse zeigen, dass Stromversorgung und Naturschutz sinnvoll und effizient miteinander verbunden werden können“, sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. Auch der Mensch profitiere vom ökologischen Trassenmanagement, weil die „optische Schneisenwirkung“ durch mehr Bewuchs abgeschwächt werde.

Übertragung in die Praxis wird noch unklar

DUH und BfN wünschen sich die positiven Ergebnisse möglichst schnell deutschlandweit umzusetzen. Doch so einfach ist die Umstellung nicht. Die DUH schätzt, dass es ein langwieriger Prozess werden könnte. Denn mehr als 130.000 Kilometer Höchst- und Hochspannungsleitungen ziehen sich durch die Republik, mit vielen unterschiedlichen Netzbetreibern. Wie schnell sich das Bewusstsein für das ökologische Trassenmanagement durchsetzen wird, muss abgewartet werden.

Es gibt aber noch einen zusätzlichen Anreiz. Denn die am Projekt beteiligten Netzbetreiber schätzen, dass mit dem ökologischen Trassenmanagement langfristig Geld eingespart werden könnte. Zwar werde es in der ersten Zeit zu Investitionen bei der Umstellung und Entwicklung der Pflege-Konzepte kommen, auf Jahre gerechnet könnte diese Art der Pflege aber deutlich günstiger werden. Unter anderem würden dann teure, schwere Geräte wegfallen, die für das vollständige Abholzen benötigt würden. cw


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