Menü öffnen

Erneuerbare Energien schaffen Arbeitsplätze

Ein Argument der kritischen Stimmen gegen den Klimabeitrag war die Sorge um negative Beschäftigungseffekte. Diese Sorge scheint unbegründet: Die Energiewende unterstütze positive Beschäftigungsentwicklungen in Deutschland, zeigt eine vom DIW Econ im April veröffentlichte Studie.

03.07.2015 – Ein Blick in die vom DIW Econ im April 2015 veröffentlichte Studie "Die Beschäftigungseffekte der Energiewende" hätte in der Debatte um die Einführung des Klimabeitrages für die Bundesregierung eine Pflichtübung sein sollen. Denn die Gegner des Klimabeitrages argumentierten vielfach, dass er für den Verlust von Arbeitsplätzen und einem unkontrollierten, viel zu raschen Strukturwandel, ja gar Strukturbruch in der Kohleindustrie, sorge. Dass dies nicht die Absicht des Klimabeitrages war, wurde vielfach betont, bekam aber wenig Gehör. Die betroffenen Branchen dürften nicht in die Ecke gedrängt, sondern müssten mitgenommen werden, meint Ralf Fücks, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung. Dass die Erneuerbaren Energien dominant würden, stehe jedoch außer Frage. Daher dürfe der Status Quo dürfe nicht einfach weiter erhalten werden, da dies volkswirtschaftlich nur unnötig teuer würde.

Inzwischen steht jedoch fest: Der Klimabeitrag wurde abgelehnt, die Kohlelobby aus Industrie und Gewerkschaften, Union, aber auch aus Teilen der SPD haben sich damit klar durchgesetzt. Die Einschätzung einer für den Bundesverband WindEnergie e.V. und die Deutsche Messe AG erarbeitete Expertise betont jedoch, dass mindestens die Sorge um Arbeitsplatzverluste unbegründet gewesen sei. Anselm Mattes, Thure Traber und Nicola Dehnen untersuchten im Rahmen der Studie gesamtwirtschaftlichen Beschäftigungseffekten der Energiewende. Hierzu wurden sowohl positive wirtschaftliche Beschäftigungsimpulse der Energiewende durch den Ausbau der Erneuerbaren Energien und durch Energieeffizienzmaßnahmen herausgearbeitet, aber auch negative Effekte im Bereich der konventionellen Energiewirtschaft und in anderen Wirtschaftszweigen eben diesen positiven Effekten gegenübergestellt.

In einem kurzen Überblick wurden zunächst die positiven Bruttobeschäftigungseffekte der Energiewende durch den Ausbau der Erneuerbaren Energien betrachtet und dargestellt sowie durch Energieeffizienzmaßnahmen die Skizzierung positiver und negativer Beschäftigungswirkungen in anderen Wirtschaftszweigen aufgezeigt. Anschließend wurde der gesamtwirtschaftliche Nettobeschäftigungseffekt der Energiewende diskutiert.

Die Beschäftigungszahlen im Bereich der Erneuerbaren Energien sprächen eine deutliche Sprache: im Jahr 2013 hat die Zahl der Beschäftigten etwa 371.000 Personen erreicht und sich damit seit der ersten Erfassung im Jahr 2004 (160.500) mehr als verdoppelt. Auch Investitionen im Bereich der Energieeffizienz, wie etwa umfangreiche Sanierungsmaßnahmen im Gebäudebereich lösten bedeutende Beschäftigungseffekte aus. Durch Stromeinsparungen konnte eine verbesserte Kaufkraft der privaten Haushalte hervorgerufen werden.

Auch berücksichtigt wurden negative Prozesse, wie Verdrängungs- und Preiseffekte. Durch den Anstieg der Investitionen zur Nutzung Erneuerbarer Energien würden Investitionen und Beschäftigung in konventionelle Strom - und Wärmekraftwerke verdrängt. Hierbei handelt es sich um Substitutionseffekte. Des Weiteren würden Verbraucher und Unternehmen höheren Energiekosten ausgesetzt, wodurch ihre Kaufkraft und ihre Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigt werden, sofern sie nicht durch Sonderregelungen von Belastungen durch EEG -Umlage, Netzentgelte oder Stromsteuer befreit sind. Hierbei spricht man von sogenannten Budgeteffekte. Dem gegenüber dürften jedoch auch nicht die Effekte des Außenhandels vernachlässigt werden: Sei hier doch ein an Bedeutung gewinnender Export-Markt für Technologiegüter sowie durch den Rückgang der Importe von konventionellen Energieträgern positive Beschäftigungspotenziale zu erwarten. Unterm Strich werde deutlich: Auch in den nächsten Jahren ist ein positiver Beschäftigungseffekt durch die Energiewende zu erwarten. Durch die Energiewende werden der Wachstumspfad und die positive Beschäftigungsentwicklung in Deutschland weiter unterstützt.

Für den Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, Torsten Albig, greift die Debatte um Arbeitsplatzsicherung vor dem Hintergrund der Erneuerbaren Energien in Deutschland jedoch zu kurz: Es müsse mehr über die generelle Bedeutung der Energiewende gesprochen werden und damit über ganzheitliche Wachstumsprojekte – diese seien beispielsweise im Bereich der Mobilität oder dezentralen Energieversorgung zu sehen. Es ginge um eine grundlegende Transformation der Gesellschaft, in der zukünftig kein einziger Arbeitsplatz der Industrie von der Energiewende unberührt bleiben würde. Beschäftigungseffekte im Bereich der Erneuerbaren Energien zu betrachten sei damit notwendig, aber die Energiewende müsse auch als gesamtpolitisches Projekt aufgefasst werden. Johanna Keese


Mehr zum Thema


Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

(wird nicht veröffentlicht)
max 2.000 Zeichen


energiezukunft