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Fraunhofer Studie: CO2-Emissionen senkenKlimaziel 2020 mit weniger Braunkohle problemlos erreichbar

Drei Windkraftanlagen auf freiem Feld und im Hintergrund ein altes Kohlekraftwerk
Es braucht keine neuen Braunkohle-Tagebaue – stattdessen Wind- und Solarenergie und Platz für Wälder, Wiesen, Felder, Tiere und Menschen. Auf dem ehemaligen Tagebau-Gelände bringen nun Windkraftanlagen grüne Energie, im Hintergrund bläst das Kohlekraftwerk noch CO2 in die blaue Luft. (Foto: Nicole Allé)

Die Bundesregierung tut nichts dafür, um das selbstgesteckte Klimaziel 2020 noch zu erreichen. Dabei wäre das laut einer Studie problemlos noch möglich, mit einem sanften Kohleausstieg – die anderen CO2-intensiven Sektoren nicht mal eingerechnet.

17.08.2018 – Um die Klimaziele für das Jahr 2020 doch noch zu erreichen – das heißt die CO2-Emissionen bis 2020 wie von der Bundesregierung selbst versprochen um 40 Prozent gegenüber 1990 zu senken –  müssten laut einer aktuellen Studie des Fraunhofer-Instituts im Auftrag von Greenpeace die ältesten Braunkohle-Blöcke abgeschaltet, Wind- und Solarkraft wie im Koalitionsvertrag vereinbart ausgebaut und Braunkohlekraftwerke, die älter als 20 Jahre sind, in ihrer Leistung leicht gedrosselt werden. Abhängig von der Realisierung der im Koalitionsvertrag vereinbarten Sonderausschreibungen für Wind- und PV-Anlagen würden 6,1 GW mit Sonderausschreibungen bzw. 7,4 GW ohne Sonderausschreibungen Braunkohlekraftwerke stillgelegt. Ergänzt würde das nach Berechnungen der Studie durch eine Drosselung der verbleibenden Anlagen mit einem Alter von mindestens 20 Jahren auf 6.000 Volllaststunden.

Technisch ist das Klimaziel 2020 erreichbar, allein der politische Wille fehlt

Seit 2009 stagniert der deutsche CO2-Ausstoß auf hohem Niveau – nicht zuletzt weil höchst klimaschädliche Kohlekraftwerke mehr Strom produzieren, als in Deutschland überhaupt gebraucht wird. Kohlestrom wird exportiert. Dass der Kohleausstieg kommen muss ist eigentlich allen klar – doch es bleibt bei Pseudo-Maßnahmen. Die Kohlekommission, die den Kohleausstieg verhandeln soll, lässt die Hoffnungen in der Hitzewelle des Sommers schmelzen. Denn die Übermacht von kohlefreundlichen Wirtschafts- und Industrieverbänden im Gremium ist allzu offensichtlich. „Technisch ist das Klimaziel 2020 problemlos erreichbar“, sagt Fraunhofer-Wissenschaftler Norman Dreiklang aus Abschaltung und Drosselung der ältesten Braunkohleblöcke sowie dem im Koalitionsvertrag beschlossenen Ausbau von Solar- und WindanlagenGerhardt, der mit seinem Team eine versorgungssichere Lösung erarbeitet hat, die eben aus dem „Dreiklang aus Abschaltung und Drosselung der ältesten Braunkohleblöcke sowie dem im Koalitionsvertrag beschlossenen Ausbau von Solar- und Windanlagen“besteht.Die Studie nennt denn auch ganz konkret Namen und Standorte von 14 Braunkohle-Blöcken, die bis 2020 stillgelegt werden könnten – regional ausgewogen verteilt, mit Standorten in Nordrhein-Westfalen wie Niederaußem und Weisweiler sowie ostdeutsche Kraftwerke wie Boxberg und Jänschwalde. Mit 6,1 Gigawatt entspreche dies weniger als einem Sechstel der deutschen Kohlekraftwerks-Kapazität. Bis spätestens 2030 müsse dann der vollständige Ausstieg aus der Braun- und Steinkohlenutzung folgen.

Durch die Stilllegung und das Drosseln der Braunkohlekraftwerke im Umfang von insgesamt rund 13,5 Gigawatt Leistung bliebe die Versorgungssicherheit – abgefedert vor allem von Erneuerbaren Energien - bestehen, so Gerhardt, auch die Strompreise würden stabil bleiben. Für die Abschaltung der Kohlekraftwerke in dem geplanten Zeitraum müssten keine Entschädigungen gezahlt werden, denn alle hätten ihre 25 Jahre dann schon hinter sich. Die Forscher haben in ihrer Rechnung vorsichtshalber zwei Szenarien betrachtet. Eine geht davon aus, dass es die sogenannten Sonderausschreibungen zur gezielten Förderung von Wind- und Solarenergie im Umfang von insgesamt je 4 GW in 2019 und 2020 geben wird. Danach sieht es allerdings nicht aus. Daher haben die Wissenschaftler eine Variante mit verzögerten Sonderabschreibungen gerechnet: Dabei müssten zwei weitere Kohle-Blöcke abgeschaltet werden.

Ohne Kohleausstieg wird es noch teuer

Das alles klingt vernünftig und wäre einfach umsetzbar, alle Voraussetzungen sind da, die Energieversorgung wäre sicher und die Stromkosten würden nicht explodieren  – Experten als auch Bürger rätseln daher, warum eigentlich so Jedes Jahr, das reiche Länder wie Deutschland den nötigen Kohleausstieg verzögern, steigert die wirtschaftlichen Schäden des Klimawandels, auch in Deutschlandgar nichts passiert. „Wenn die Bundesregierung ihr Klimaziel ohne Not aufgibt, torpediert sie jeden internationalen Ehrgeiz, den Planeten zu kühlen“, sagt Anike Peters, Energieexpertin von Greenpeace. Dabei haben Wissenschaftler des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung berechnet, dass jede Verzögerung des Scheitelpunktes der weltweiten CO2-Emissionen um fünf Jahre einen zusätzlichen Anstieg des Meeresspiegels von 20 Zentimetern bedeuten kann, mit katastrophalen Folgen für Küsten und Inseln, erinnert Peters, die vor kurzem auf Pellworm war, das ohnehin bereits unter dem Meeresspiegel liegt und vor dem Wasser nur durch Deiche geschützt ist. Da wären 20 Zentimeter Meeresspiegelanstieg fatal. Es betreffe eben nicht mehr nur ferne Inseln in der Südsee – die Europäer haben den Klimawandel diesen Sommer hautnah zu spüren bekommen. „Jedes Jahr, das reiche Länder wie Deutschland den nötigen Kohleausstieg verzögern, steigert die wirtschaftlichen Schäden des Klimawandels, auch in Deutschland“, warnt Peters. „Die Bundesregierung sollte unseren Plan daher prüfen und zügig umsetzen.“

EU-Nachbarländer machen Druck und fordern hohe CO2-Steuern

An Studien und Vorschlägen mit guten Lösungen mangelt es ja nicht – nur die Bundesregierung leidet unter Prokrastination bis zur Totalverweigerung. Immerhin wird die Studie nun der Kohlekommission vorgelegt. Währenddessen bangen Menschen um ihre Häuser und Dörfer, die von Kohlebaggern bedroht werden, ebenso kämpfen Menschen um den Erhalt des Hambacher Forst – das mache keinen Sinn mehr, so Peters, berücksichtigt man, dass es keine weiteren Braunkohle-Tagebaue braucht wenn doch der Kohleausstieg ohnehin kommen muss. Gerhardt sieht auch vom makroökonomischen Standpunkt aus raschen Handlungsbedarf von Seiten der Bundesregierung – denn unsere europäischen Nachbarn machen Druck, so Gerhardt, und fordern eine hohe CO2-Besteuerung – etwa Frankreich, die Niederlande, Großbritannien, die sich bereits für einen Ausstieg aus der Kohleverstromung entschieden haben, was den Ländern leichter fällt: verfügen sie, verglichen mit Deutschland, doch über weitaus geringere Kohle-Anteile im nationalen Strommix. na


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Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Weg mit Altmaier 17.08.2018, 06:44:59

+219 Gut Antworten

Altmaier ist der grösste Energiewendebremser unserer Zeit.

 

Erst wenn das letzte Dorf, der letzte Wald und das letzte Feld, das über der Braunkohle liegt, zerstört ist, dann ist Herr Altmaier zufrieden. Der Meeresspiegel steht uns alle bis zum Hals, die Eisberge sind weg und überall sind unerträgliche Temperaturen, dann stellt sich die Frage: war es das Geld wert Herr Altmaier?


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