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Tschernobyl erhält hochmoderne Schutzhülle

Die Ruine des 1986 explodierten Kernkraftwerks Tschernobyl wird zum dritten Mal eingemauert. Eine riesige Schutzhülle soll für die nächsten 100 Jahre den Austritt tödlicher Strahlung verhindern und einen jahrzehntelangen Rückbauprozess ermöglichen.
Die Ruine des 1986 explodierten Kernkraftwerks Tschernobyl wird zum dritten Mal eingemauert. Eine riesige Schutzhülle soll für die nächsten 100 Jahre den Austritt tödlicher Strahlung verhindern und einen jahrzehntelangen Rückbauprozess ermöglichen. (Foto: Kamil Porembiński / flickr.com, CC BY-SA 2.0)

Die Ruine des 1986 explodierten Kernkraftwerks Tschernobyl wird zum dritten Mal eingemauert. Eine riesige Schutzhülle soll für die nächsten 100 Jahre den Austritt tödlicher Strahlung verhindern und einen jahrzehntelangen Rückbauprozess ermöglichen.

16.11.2016 – In diesen Tagen erhält die Tschernobyl-Ruine eine neue und deutlich robustere Schutzhülle. Zurzeit wird das rund 36.000 Tonnen schwere Stahlkonstrukt auf Schienen über die Atomruine geschoben. Der neue Hightech-Schutzmantel ist etwa 110 Meter hoch, 257 Meter breit und stolze 165 Meter lang. Aufgrund der immensen Größe wird es mehrere Tage dauern, bis die einsturzgefährdete Ruine komplett von der neuen Schutzhülle bedeckt ist. Vince Novak von der für das Projekt zuständigen Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) spricht gegenüber der Tagesschau von einer jahrzehntelangen Herausforderung und einem bisher beispiellosen „Erfolg der Ingenieurskunst“.

Nachdem es am 26. April 1986 im Block 4 des ukrainischen Kernkraftwerks Tschernobyl zum Super-GAU kam, wurde die Unglücksstelle unter enormen Zeitdruck zunächst nur mit Blei und Sand verschlossen. Da jedoch weiterhin große Mengen an radioaktiver Strahlung austraten, versiegelte man die Ruine zusätzlich mit Stahl und Beton. Aufgrund der permanenten Strahlung und Witterung ist diese Notlösung nach nur dreißig Jahren mürbe geworden, sodass seit einiger Zeit eine akute Einsturzgefahr besteht.

Stahlhülle bietet 100 Jahre Schutz

Im Juni 2016 war der Bau der neuen Schutzhülle noch im vollen Gange. (Foto: Eamonn Butler / flickr.com, CC BY 2.0)

Eingeschlossen von der alten Schutzhülle liegen in Tschernobyl rund 180 Tonnen strahlendes Material, über dessen Zustand und genaue Position nur gemutmaßt werden kann. Mit dem internationalen Projekt „New Safe Confinement“ (NSC) der EBRD werden insgesamt 2,5 Milliarden Dollar aufgewendet, um den radioaktiven Abfall zukünftig entfernen und die gesamte Anlage neutralisieren zu können. Nach aktuellen Erkenntnissen gehen Experten davon aus, dass die neue Stahlhülle die Außenwelt jedoch höchstens 100 Jahre vor dem hoch radioaktiven Material schützen kann.

Noch ist allerdings unklar, wie der in den nächsten Jahrzehnten geplante Rückbauprozess genau ablaufen soll. Zunächst werden mithilfe eines Kransystems die ersten Geröll- und Bauteilschichten abgetragen. Doch einen Plan für die Beseitigung des eigentlichen Problems – des hoch radioaktive Abfalls – gibt es leider noch nicht. Dafür sollen Ingenieure nun in den nächsten Jahren und Jahrzehnten die entsprechenden Technologien entwickeln. Nur so lässt sich dann auch eine langfristige Lösung für das Kernkraftwerk Tschernobyl erzielen. jk


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