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AtomkraftBUND fordert sicheres Konzept für Atommüll-Lagerung

Protest gegen Atommüll-Lagerung in Ahaus
Atommüll lagert bundesweit ungesichert in Zwischenlagern – eine Gefahr für Mensch und Umwelt. (Foto: Bündnis 90/Die Grünen Nordthein-Westfalen / Flickr / CC BY-SA 2.0)

Für die Zwischenlagerung schwach- und mittelradioaktiver Abfälle an etwa 50 Standorten in Deutschland fehlt auch nach Jahrzehnten ein belastbares Konzept. Oberirdisch strahlen die gefährlichen AKW-Hinterlassenschaften meist ungesichert vor sich hin.

01.09.2021 – Die Suche nach einem Atommüll-Endlager blieb bislang erfolglos und steht wieder am Anfang. Große Mengen an schwach- und mittelradioaktiven Abfällen lagern oft ungesichert seit vielen Jahren in oberirdischen Zwischenlagern verteilt über ganz Deutschland und gammeln in Fässern vor sich hin – mit Gefahr für Mensch und Umwelt. Eine aktuelle Studie im Auftrag des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) warnt erneut vor diesen Gefahren.

„Schwach- oder mittelradioaktive Abfälle sind für Mensch und Umwelt gefährlich“, kommentiert BUND-Chef Olaf Bandt die aktuellen, aber keineswegs neuen Erkenntnisse. In den alten Lagern herrschten unhaltbare Zustände. „Abfallgebinde stehen dicht an dicht, sie können nicht auf Schäden untersucht werden. Anstatt mit dieser Flickschusterei weiterzumachen, braucht es endlich ein tragfähiges Konzept“, fordert Brandt. „Das muss transparent und in einem gesellschaftlichen Beteiligungsverfahren erarbeitet werden.“

Mangelnde Transparenz bei der Aufarbeitung des Atommüll-Problems und einer gerechten Endlager-Suche hatte der Umweltverband den politisch Verantwortlichen erst vor kurzem vorgeworfen.

Die oberirdische Lagerung des Atommülls sei geprägt vom Irrglauben an eine schnelle Endlagerung, bemängelt der BUND.  „Jahrzehnte sind vergangen und ein Ende ist noch in weiter Ferne“, so die Umweltschützer. Das Endlager Schacht Konrad, das für einen Teil der Abfälle vorgesehen ist, stehe zudem wieder auf dem Prüfstand – denn es entspreche nicht dem Stand von Wissenschaft und Technik.

„Vernachlässigbare“ Lebensgefahr

Schwach- und mittelradioaktive Abfälle machen laut Studie etwa 95 Prozent des prognostizierten Atommülls aus. Behörden nennen sie beschönigend „vernachlässigbar wärmeentwickelnde Abfälle“. Diese Abfälle weisen jedoch teils hohe Konzentrationen an radioaktiven Alphastrahlen auf, berichten die Wissenschaftler. Über die Atemluft oder die Nahrung können sie die Gesundheit schädigen.

Gefahren seit langem unterschätzt

„Insgesamt wurde die Bedeutung der Zwischenlagerung schwach- und mittelradioaktiver Abfälle über Jahrzehnte unterschätzt“, sagt Oda Becker, Diplom-Physikerin und Studienautorin. „So stehen besonders gefährliche, unbehandelte Rohabfälle oder nur vorbehandelte Abfälle teils über lange Zeit in Pufferlagern oder Transportbereitstellungshallen.“

Stattdessen müssten die Abfälle nach Stand von Wissenschaft und Technik konditioniert und in Zwischenlagern aufbewahrt werden, die für eine Langzeitlagerung konzipiert und genehmigt sind, mahnt die Wissenschaftlerin. „Zur sicheren Langzeitlagerung gehören unter anderem Mess- und Filtereinrichtungen, die mögliche Freisetzungen umgehend registrieren und filtern können. Zudem muss die Lagerung radioaktiver Abfälle unter freiem Himmel beendet werden.“

Ein nachhaltig strahlendes Problem

Wie lange der Atommüll noch in den Zwischenlagern verbleiben muss, ist unklar. Genehmigungen der aktuellen Lager sind auf 40 Jahre begrenzt und enden zwischen 2034 und 2047. Der BUND und andere warnen schon lange, dass die Endlagerung hoch-radioaktiven Abfalls möglicherweise erst im kommenden Jahrhundert beginnen könnte. Die Bundesregierung macht es den AKW-Betreibern indes einfach. Die Konzerne werden ihren Müll billig los.

Atomkraft-Debatte entfacht immer wieder neu

Die Gefahren der Atomkraft und ihrer Langzeitwirkungen sowie die dadurch entstehenden Kosten werden immer wieder kleingeredet oder gar verschwiegen. Dass momentan Überlegungen zur Fortsetzung der Atomenergie im Umlauf sind, ist nicht erst angesichts dieser Erkenntnisse unverantwortlich. Auch eine Expertengruppe der EU-Kommission hatte die Nutzung der Atomenergie zuletzt als nachhaltig eingestuft – ein fataler Irrweg.

Europas Atommüllproblem macht einmal mehr deutlich, dass der Ausbau Erneuerbarer Energien viel schneller vorangehen muss, um fossile Energieträger zu ersetzen und auch die Atomkraft überflüssig machen. Was sie in Deutschland schon ist. na

 


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