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Wissenschaftler empfehlenMit nachhaltiger Landwirtschaft gegen das Artensterben

Monotonisierte, intensive Landwirtschaft – wie diese Kornfelder in Sachsen-Anhalt – findet man häufig in Deutschland. (Foto: © Oliver Henze / flickr.com, CC BY-ND 2.0)

Das Betreiben von Acker- und Weideflächen hat meist negative Auswirkungen auf die Artenvielfalt. Eine gezielte Landnutzungsplanung und nachhaltige ökologische Landwirtschaft könnten jedoch helfen, das weltweite Artensterben zukünftig zu mindern.

08.03.2018 – Wer noch in den 1980er Jahren mit dem Auto über Landstraßen und Autobahnen vorbei an Wald und Feldern fuhr, der hatte oft mit verklebten Windschutzscheiben voller Insekten zu kämpfen. Aber so lästig das mühselige Beseitigen der Fluginsekten auch war, es zeigte eine Fülle und große Artenvielfalt von Kleinlebewesen in der Natur. Doch seit Ende der 80er Jahre nahm deren Masse deutlich ab. Schuld soll vor allem die zunehmende Intensivierung und Monotonisierung der Landwirtschaft sein.

Durch eine gezielte Landnutzungsplanung könnte jedoch 88 Prozent des berechneten zukünftigen Artenverlusts vermieden werden. Landwirtschaftliches Wachstum müsse in Zukunft auf Gegenden beschränkt werden, in denen weniger Tierarten gefährdet sind. Zu diesen Ergebnissen kommen Wissenschaftler der Universitäten Göttingen und Münster, gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) und dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung.

Großes Potenzial vor allem in tropischen Gebieten

Die Forscher beschränkten sich bei der Auswertung von Datensätzen nicht nur auf Deutschland. Bereits zehn Länder könnten den weltweiten Biodiversitätsverlust um ein Drittel reduzieren, schreiben die Wissenschaftler in einer Pressemitteilung. „Länder wie Indien, Brasilien oder Indonesien hätten das größte Potenzial, um die globale Landwirtschaft nachhaltiger zu gestalten“, sagt Carsten Meyer vom Forschungszentrum iDiv.

Diese artenreichen Länder mit tropischen Gebieten, sind jedoch besonders stark von der Landwirtschaft abhängig. „Leider sind diese Länder oft von Landnutzungskonflikten und teilweise schwachen Institutionen geprägt, was eine solche Optimierung erschwert. Hier sind gezielte Anreize nötig, um die Landnutzungsplanung ganzheitlicher und nachhaltig zu gestalten“, erklärt Meyer. Für Lukas Egli, Erstautor der Studie, müssten internationale Abkommen diese Interessenskonflikte lösen.

Deutschland soll „Fairpachten“

In Deutschland versucht das Bundesumweltministerium (BMUB) seit neuestem eine naturschonende Landwirtschaft vertraglich zu verankern. Mit dem Projekt „Fairpachten“ sollen GrundbesitzerInnen bei der Verpachtung ihres Bodens bereits eine naturverträgliche Bewirtschaftung dieser Flächen festschreiben. So sollen etwa eine umweltschonende, ökologische Bewirtschaftung ohne Pestizide, das Anlegen von Ackerrandstreifen oder eine extensive Grünlandnutzung, bei der wenige Tiere auf großer Fläche weiden, vertraglich festgelegt werden. Dabei sollen auch größere Tiere, wie der vom Aussterben bedrohte Feldvogel besser geschützt werden.

Rund 60 Prozent der deutschen Agrarfläche wird verpachtet. „Dieses bislang kaum genutzte Flächenpotenzial wird durch das Projekt „Fairpachten“ jetzt für den Naturschutz erschlossen“, sagt Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks. Mit dem Projekt unterstützt das BMUB die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe und fördert das Modellvorhaben bis 2023 mit 935.000 Euro. mf


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