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Nitrat im Grundwasser: EU bereitet Verfahren vor

Nach Informationen des WDR bereitet die EU-Kommission ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland vor. Grund ist die anhaltende Grundwasserverseuchung mit Nitrat. Die Bundesregierung unternimmt seit Jahren nichts zum Schutz unseres Wassers.

25.11.2015 – Bereits seit Jahren ignoriert die Bundesregierung die massiven Probleme, die vor allem durch die Landwirtschaft weiter verschärft werden. Deutsche Bauern bringen immer mehr Gülle auf ihren Feldern aus, die Nitrat-Belastung im Grundwasser überschreitet vielerorts die ohnehin laschen Grenzwerte um ein Vielfaches. Wie der WDR berichtet, begründet die EU-Kommission die Vorbereitung eines Vertragsverletzungsverfahrens mit dem miserablen Zustand der deutschen Gewässer. Im Jahr 2009 seien nur 9,5 Prozent der Wasserkörper in Deutschland in einem guten Zustand gewesen, heißt es in einem Schreiben. Wasserkörper bezeichnet dabei Flüsse, Seen und Meere als wichtigste Quellen unseres Trinkwassers.

Laut der Quelle sind 370 der Grundwasserkörper hierzulande „in keinem guten chemischen Zustand“. Ursache dafür sind vor allem die hohen Nitrateinträge aus der Landwirtschaft, vorwiegend Gülle aber auch Mist und Rückstände aus Biogasanlagen. Besonders in landwirtschaftlich intensiv genutzten Regionen in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen ist die Lage verheerend. Deutschland hat hinter Malta die zweithöchsten Nitratwerte im Grundwasser der gesamten EU. Rund 40 Prozent der Grundwasservorkommen in NRW seien laut EU-Bericht ohne Aufbereitung nicht zur Nutzung als Trinkwasser geeignet.

Ein alarmierender Wert sollte man meinen. Doch die Bundesregierung reagiert nicht und steht unter massivem Einfluss der Agrar-Lobby. Besonders der mächtige Bauernverband wehrt sich gegen strengere Regeln. Bislang gelten Grenzwerte von 50mg Nitrat pro Liter im Trink- und Grundwasser, die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt allerdings 20mg pro Liter für die Stickstoffverbindung. Die tatsächlichen gemessenen Werte weichen teilweise massiv von diesen Vorgaben ab. An gleich mehreren Messstationen im Münsterland, Ostwestfalen und Niederrhein sind die Messwerte stark erhöht und erreichen 150 bis 300mg pro Liter.

Gefahr für Ökosystem und menschliche Gesundheit

Dabei ist ein erhöhter Nitratwert im menschlichen Körper besonders für Säuglinge und Kleinkinder gefährlich und kann im schlimmsten Fall zu Sauerstoffmangel und zum Erstickungstod führen. In Gewässern führen die hohen Nitratwerte zur Eutrophierung und zum starken Wachstum von Algen und Wasserpflanzen. Dabei entziehen sie anderen Pflanzenarten und Kleinlebewesen die Lebensgrundlage und sorgen für die Störung des ökologischen Gleichgewichts. Dennoch erlaubt die deutsche Düngeverordnung bis zu 230kg Stickstoff aus Dung pro Hektar – obwohl die EU-Vorgabe nur 170kg vorsieht. Zudem berichten Medien und Behörden vermehrt über die illegale Ausbringung von Gülle.

Sowohl die Wasserrahmenrichtlinie zum Schutz des Wassers als auch die Nitratrichtlinie werden in Deutschland nicht konsequent umgesetzt. Umweltschützer, kommunale Versorger und Wasserwerke schlagen bereits seit Jahren Alarm – bislang ohne Erfolg. Es bleibt zu hoffen, dass ein Vertragsverletzungsverfahren der EU die Bundesregierung zum Handeln zwingt und endlich die Gesetze zum Schutz von Umwelt und Gesundheit umsetzt. cw


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