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StromsektorÄra des fossilen Niedergangs

Solaranlagen uf eine riesigen Fläche. Danaben ein Windrad
24 Prozent mehr Solarkraft, 17 Prozent mehr Windenergie – 2022 war global ein gutes Jahr für die Erneuerbaren. Zur Bekämpfung der Klimakrise muss der Ausbau weiter so schnell vorangehen. Ein riesiger Kraftakt. (Bild: Gerry Machen, flickr, CC BY-ND 2.0)

Abgesehen von wirtschaftlichen Einbrüchen, stiegen die weltweiten Emissionen im Stromsektor durch den steigenden Bedarf in den letzten Jahren stetig an. Der Ausbau von Windkraft und Solarenergie könnte dem nun ein Ende bereiten.

13.04.2023 – „Die Ära des fossilen Niedergangs steht an“, schreibt der britische Think Tank Ember in seinem Global Electricity Review 2023. In dem Bericht analysierten die Expert:innen von Ember Stromerzeugungsdaten aus 78 Ländern weltweit, die 93 Prozent des globalen Strombedarfs abdecken. Demnach erreichte der weltweite Anteil von Windkraft und Solarenergie an der Stromerzeugung Ende letzten Jahres 12 Prozent (Ein Jahr zuvor waren es 10 Prozent gewesen). Pro Kilowattstunde erzeugten Stroms fiel die Treibhausgasintensität auf ein neues Rekordtief.

Der Solarausbau stieg 2022 um 24 Prozent, Der Windkraftausbau betrug 17 Prozent. Mehr als 60 Länder stemmen inzwischen mehr als 10 Prozent ihres Strombedarf aus Wind- und Solarkraft. Der Anteil anderer Erneuerbarer Energien – Ember zählt auch die Atomkraft dazu – nahm hingegen ab. Auch wenn in Europa der Ausbau im letzten Jahr geringer als in anderen Regionen der Welt war, führt der hiesige Kontinent die Statistik weiter an. 22 Prozent des Stroms stammte im letzten Jahr in Europa aus Wind- und Solarenergie. In Europa selbst sind Deutschland (32%), Spanien (33%) and die Niederlande (32%) führend.

Weltweit sorgte der Ausbau von Wind- und Solarenergie allein für 80 Prozent des gestiegenen Bedarfs an Strom. Und für dieses Jahr gehen die Analyst:innen von Ember davon aus, dass der Zubau Erneuerbarer Energien erstmals – außerhalb wirtschaftlicher Einschnitte – den zusätzlichen Bedarf übersteigen wird. Dadurch könnten erstmals die Emissionen des Stromsektors sinken und nicht weiter steigen. Damit wäre 2022 die Spitze an Treibhausgasemissionen in diesem Sektor erreicht. „Diese entscheidende Dekade für das Klima, markiert den Beginn vom Ende des fossilen Zeitalters. Wir treten ein in die Ära sauberer Energie. Die Bühne für Wind- und Solarenergie ist bereit für einen kometenhaften Aufstieg an die Spitze“, sagt Małgorzata Wiatros-Motyka Senior Electricity Analyst, bei Ember.

Doch die Analyse zeigt auch, dass trotz bereits schwerwiegender Auswirkungen der Klimakrise und jahrzehntelangen Debatten über mehr Klimaschutz im Jahr 2022 noch immer fossile Infrastrukturen für den steigenden Strombedarf hinzugebaut wurden und damit die Emissionen weiter stiegen. Die Stromerzeugung aus Gas fiel marginal um 0,2 Prozent. Weiterhin wurden aber 31 Gigawatt an Gaskraftwerken zugebaut, auch wenn dies der geringste Zubau in den letzten 18 Jahren war. Die weltweite Kohlekraft stieg um 1,1 Prozent, neben neuen Kraftwerken, wurden im letzten Jahr weniger Kohlemeiler geschlossen als jeweils in den sieben Jahren zuvor. Sie ersetzten vielerorts Gaskraftwerke, die aufgrund des knappen und teuren Gasmarktes nur rudimentär betrieben wurden.

Besonders in Indien (Plus 7,2%) und der EU (Plus 6,4%) stieg der Kohleanteil. In den USA dagegen fiel der Anteil 2022 deutlich (Minus 7,8%). Die Vereinigten Staaten produzieren ihr Gas mittels Fracking vorwiegend selbst und waren im letzten Jahr wenig betroffen von den Kapriolen des weltweiten Gasmarktes. Für den steigenden Strombedarf wurde in den USA auch Gas eingesetzt. Neben den USA mit einem steigenden Strombedarf von 21 Prozent waren China mit einem Plus von 54 Prozent und Indien mit Plus 18 Prozent Hauptverantwortlich für den weltweit gestiegenen Strombedarf. In Europa dagegen sorgten eine Kombination aus mildem Wetter und Einsparbemühungen für einen geringeren Strombedarf von Minus 3 Prozent.

Der REPowerEU Plan Europas infolge des russischen Angriffskrieges in der Ukraine, der Inflation Reduction Act in den USA oder auch von Industriestaaten beförderten Investitionen in Erneuerbaren Energien in Ländern wie Indonesien und Vietnam, würden den Weg zu einem klimaneutralen Stromsystem in den kommenden Jahren maßgeblich vorantreiben, so die Analyst:innen von Ember. Der Zubau von Wind- und Solarenergie müsste in den kommenden Jahren in derselben Geschwindigkeit voranschreiten, wie im letzten Jahr. Zugleich warnt Ember vor weiteren Investitionen in und Aufbau von fossiler Infrastruktur. Für vermeintliche Energiesicherheit wird auch in Deutschland der Bau von LNG-Importinfrastrukturen vorangetrieben. Terminals, die in dem geplanten Ausmaß laut Fachleuten nicht gebraucht werden. mg


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