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Google-WerbungDie neue Greenwashing-Strategie fossiler Firmen

Bild der Google-Suche Startseite mit einer Lupe fokussiert
Werbung getarnt als Suchergebnis. So betreiben fossile Unternehmen heute Meinungsmache. (Bild: Bild von Hebi B. auf Pixabay

Mehr als die Hälfte der Nutzer nehmen sie nicht als solche war: Werbung, die bei Google wie ein Suchergebnis aussieht. Das nutzen vor allem fossile Firmen, um Klimathemen in ihrem Sinne zu beeinflussen.

07.01.2022 – Wie viel sich fossile Unternehmen ihre Werbeanzeigen auf Google kosten lassen, ist aufgrund des komplizierten Algorithmus von Google nicht zu ermitteln. Doch dass sie bei klimarelevanten Themen deutlich mehr zahlen als andere ist offensichtlich, wenn man eine neue Analyse des Guardian, in Zusammenarbeit mit InfluenceMap, betrachtet. InfluenceMap hat sich auf die Analyse von Lobbyingaktivitäten fossiler Unternehmen spezialisiert.

Die Ergebnisse der Analysten zeigen: Bei der Google-Suche nach klimarelevanten Themen kommen eine von fünf Werbeanzeigen von Öl- und Gasproduzenten wie Shell, ExxonMobil und Aramco, Investmentgesellschaften wie Goldman Sachs und Unternehmensberatungen wie McKinsey, die eng mit fossilen Unternehmen zusammenarbeiten.

Insgesamt 78 klimarelevante Begriffe gaben der Guardian und InfluenceMap bei Google ein und fanden dabei 1.600 Resultate für Werbeanzeigen, die von den entsprechenden Unternehmen mit einem Interesse am Fortbestand fossiler Brennstoffe stammen. Das bedeutet, sie müssen deutlich mehr zahlen als ihre Mitbewerber um die Werbeanzeigen. Denn wer mehr zahlt, erscheint in der Tendenz häufiger und prominenter in den Werbeanzeigen von Google.

Und die werden bei der Google-Suche von den Nutzern häufig gar nicht als solche erkannt. Einer Studie britischer Datenanalysten zufolge gaben 58,1 Prozent der Befragten Google-Nutzer an, dass sie den Unterschied zwischen bezahlter Werbung und normalen Sucherergebnissen nicht erkennen würden. In den englischen Sucherergebnissen erscheint lediglich ein kleines "Ad" vor der Anzeige, die ansonsten wie ein normales Suchergebnis aussieht. Bei der deutschen Google-Suche steht dort entsprechend "Anzeige".

Shell beim Greenwashing vorneweg

Und die Anzeigen werden zumeist vor den normalen Suchergebnissen platziert. Bei 86 Prozent der Sucherergebnisse für "net zero" etwa – zu deutsch: Netto-Null oder Klimaneutral – wurden Werbeanzeigen von Shell geschaltet. Hinter den Links versucht Shell zu vermitteln, dass man Klimaneutralität 2050 anstrebe und sich dem 1,5 Grad-Ziel verpflichte. Doch ein niederländisches Gericht urteilte auf Grundlage einer Klage mehrerer Umweltorganisationen im Mai letzten Jahres, dass die Argumente des niederländisch-britischen Unternehmens, bereits weitreichende Klimaschutzmaßnahmen ergriffen zu haben, zu wenig konkret und voller Vorbehalte seien.

Das Urteil sieht vor, dass Shell seine absoluten Kohlenstoffemissionen reduzieren muss, während die selbstgesteckten Klimaschutzziele des Unternehmens theoretisch eine weitere Produktionssteigerung erlauben. Das Urteil in den Niederlanden spielte neben steuerlichen Gründen eine Rolle, dass Shell im November 2021 bekanntgab seinen alleinigen Hauptsitz nach London zu verlagern.

In der Vergangenheit fiel Shell zudem auf Studien zur menschengemachten Globalen Erwärmung unter Verschluss zu halten und Klimawandel-Leugner finanziell zu unterstützen. Inzwischen wird der menschengemachte Klimawandel zwar anerkannt und Klimaziele versprochen, doch neben dem Urteil in den Niederlanden zeigt auch eine Analyse von Carbon Tracker im Juni 2021, dass Shell noch weit von echtem Klimaschutz entfernt ist. Kritisiert wird vor allem, dass die Ziele zum Teil Mittels CO2-Abscheidung erreicht werden sollen – und das auch mit Technologien, die noch in der Entwicklung und deren Nutzen nicht sicher sind.

Auch ExxonMobil kommt in der Analyse von Carbon Tracker nicht gut weg. Zumindest gab es bei dem Unternehmen letzten Sommer Bewegung in Sachen Klimaschutzambitionen. Zwei Personen eines Aktivisten-Fonds wurden in den Vorstand gewählt und eine deutliche Mehrheit der Aktionäre sprach sich für höhere Klimaschutzverpflichtungen aus. Goldman Sachs verspricht derweil in seinen Werbeanzeigen nachhaltiges Investment, hat aber 2020 Kredite in Höhe von 19 Milliarden US-Dollar an fossile Unternehmen vergeben. Und McKinsey hat in den vergangenen Jahren 43 Unternehmen der Top-100 der schlimmsten Umweltverschmutzer und Klimasünder beraten. mf    


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