Menü öffnen

Globale EnergiewendeSchnelle Dekarbonisierung bringt wirtschaftliche Vorteile

Kühlturm im Kohlekraftwerk Niederaußem bei Nacht
Länder, die die Energiewende schnell vorantreiben, profitieren wirtschaftlich. Nachzügler haben es schwerer. (Foto: Stodtmeister auf Wikimedia / CC BY 3.0)

Länder, die ihre Dekarbonisierung ambitioniert vorantreiben, verbessern damit auch ihre Chancen auf wirtschaftliche Stabilität. Nachzügler haben es schwerer, unter anderem bei der Kapitalbeschaffung. Neue Spannungen könnten entstehen.

13.08.2021 – Die Vorreiterrolle in einem Veränderungsprozess ist nicht immer die erfolgreichste. Eingeschlagene Pfade können sich als Irrtum erweisen, fehlende Erfahrungen zu teuren Fehlinvestitionen führen. Deshalb gibt es bei allen großen Transformationen auch Akteure, die bewusst abwarten, um von den Erfahrungen der besten zu profitieren. Bei der Dekarbonisierung ist das anders, wie eine Studie des IASS nahelegt.

Die Forschenden Laima Eicke und Andreas Goldthau untersuchten, welche Risiken ein ungleiches Tempo bei der Dekarbonisierung mit sich bringt. Sie kamen zu dem Schluss, dass eine zielstrebige Umstellung auf Erneuerbare Energien die wirtschaftliche Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit der Länder stärkt.

Mit einer Umfrage unter internationalen Fachleuten aus der Energieindustrie und dem Finanzsektor identifizierten sie die wichtigsten Risiken für Vorreiter und Nachzügler einer globalen Energiewende sowie für die internationale Zusammenarbeit. Anschließend erläuterten Entscheidungsträger die Hintergründe ihrer Risikoeinschätzungen in ausführlichen Interviews.

Geschwindigkeit entscheidet: höhere Risiken für Nachzügler

Die Studie zeigt, wie wichtig die relative Geschwindigkeit der Energiewende ist. Schon jetzt ist der Zugang zu den technologischen und finanziellen Mitteln, die für den Übergang erforderlich sind, durch Ungleichheiten gekennzeichnet. So entfallen laut der Internationalen Organisation für Erneuerbare Energien (IRENA) 95 Prozent der installierten Kapazität auf nur 16 Prozent aller Länder, nämlich die hochentwickelten Länder. Steigenden Energiebedarf haben jedoch vor allem die Schwellen- und Entwicklungsländer, die noch stark auf fossile Brennstoffe setzen. Ihnen fehlt häufig der Zugang zu privaten Investitionen in erneuerbare Energien sowie zur Technologieentwicklung.

„Diese Kluft droht sich zu vertiefen: Länder, die frühzeitig in Forschung, Entwicklung und Produktion im Bereich erneuerbare Energien investieren, profitieren wirtschaftlich, auch in Bezug auf Arbeitsplätze. Nachzügler bei der Dekarbonisierung sind in den kommenden zehn Jahren deutlich höheren Transformationsrisiken ausgesetzt. Ihre industrielle Wettbewerbsfähigkeit sinkt und das Risiko für ökonomische Instabilität steigt“, erläutert Laima Eicke. Erhebliche Nachteile drohten vor allem Ländern, deren Wirtschaft stark von fossilen Brennstoffen abhängig ist. Denn viele der befragten Fachleute sehen fossile Brennstoffe und Infrastruktur mittlerweile als Vermögenswerte ohne langfriste Rentabilitätsaussichten.

Diese Risiken können laut den Forschenden eine Abwärtsspirale in Gang setzen, die Nachzüglern ein Aufholen zusätzlich erschwert: Sie könnten vor allem unter schlechteren Bedingungen in Bezug auf Finanzierungs- und Kreditbedingungen leiden sowie Barrieren im internationalen Handel erfahren.

Schwellen- und Entwicklungsländer unterstützen

Die ungleichen Transformationswege könnten bestehende Spannungen in internationalen Klimaverhandlungen verschärfen und neue Konflikte bei Handelsabkommen entstehen lassen. Die Politik dürfe die politischen und wirtschaftlichen Folgen der Dekarbonisierung nicht ignorieren.„Sie sollte Rahmenbedingungen schaffen, die es allen Ländern ermöglichen, die Dekarbonisierung voranzutreiben. Dafür muss sie die internationale Klimafinanzierung und den Technologietransfer stärken.“ pf
 


Mehr zum Thema


Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

(wird nicht veröffentlicht)
max 2.000 Zeichen


energiezukunft