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Im Zeichen der KriseWeihnachten in der Warteschleife

energiezukunft wünscht schöne Weihnachten

Die Pandemie hält uns in Schach und beschert wieder Weihnachten mit Auflagen. Die Auflagen für mehr Klimaschutz wurden in diesem Jahr infolge der Bundestagswahl und der Weltklimakonferenz zumindest auf dem sprichwörtlich geduldigen Papier erhöht.

24.12.2021 – Die Pandemie zwingt uns wieder zum Rückzug. Viele Schulen haben wegen Corona-Ausbrüchen die Klassenzimmer schließen müssen – während der von Greta angestoßene Schulstreik fürs Klima in die 175. Woche geht. Nicht nur in Hinsicht auf die Pandemie, sondern auch auf die Klimapolitik drehen wir uns im Kreis von sich wiederholenden Hoffnungen, Versprechungen und Protesten. Beides macht deutlich, wie eng verknüpft Gesundheit, Gesellschaft, Wirtschaft und Klima sind.

CO2-Emissionen gehen vielleicht wieder kurzfristig zurück, doch weder Pandemie noch Klimakrise machen eine Pause. Klimabedingte Flutkatastrophen und Hungersnöte zeigen auf kurz nach Zwölf.

Auf der deutsch-französischen Klimatagung EFAN 2021 in Nancy zeigte Andreas Wolter, Bürgermeister von Köln und Vorsitzender des Deutsch-Französischen Ausschusses im Rat der Gemeinden und Regionen Europas, Bilder der Flutkatastrophe, die im Juli 2021 in der Eifel Verwüstungen und menschliches Leid verursacht hatte. „In weniger als 24 Stunden sind Schäden in Höhe von 30 Milliarden Euro entstanden. Viele Privathäuser, Schulen und Kindergärten sind bis heute unbenutzbar, Straßen und Brücken wurden zerstört, die Natur im nahegelegenen Naturpark wurde verwüstet und es sind riesige Müllberge entstanden.“

Extremwetter der vergangenen Jahre haben weltweit gezeigt, dass es Monate oder gar Jahre dauern kann, bis das normale Leben wieder funktioniert. Die düstere Zukunft könnte so aussehen, dass Infrastrukturen immer schwieriger zu warten sind und eine reibungslose Versorgung nicht mehr möglich ist – mit Energie, Transport, Internet, Wasser oder Lebensmitteln, was heute bei uns eine Selbstverständlichkeit ist – in anderen Teilen der Welt aber noch nie war.

Kurswende erforderlich

Eine echte Chance, die Erderwärmung um mehr als 1,5 Grad zu verhindern, gibt es nur, wenn die Treibhausgasemissionen jedes Jahr um rund sieben Prozent gesenkt werden – also schneller als im Jahr 2020, auf dem Höhepunkt der Pandemie. Im Zuge der Bundestagswahl in Deutschland sowie der Weltlimakonferenz COP26 wurde wieder viel (schön)geredet, debattiert, versprochen, verworfen, oder auch verdrängt. Nur wenige Länder befinden sich auf dem Weg, ihren Anteil am 1,5 Grad Ziel einzuhalten und einige bremsen sogar die globalen Ambitionen für mehr Klimaschutz.

Zwischen Anspruch und Wirklichkeit globaler Klimapolitik klafft nach wie vor ein großer Spalt. „Unfassbar!“, schrieb neulich der Grünen-EU-Abgeordnete Michael Bloss auf Twitter, „2020 wurden 52 Milliarden Euro in der Europäischen Union an fossilen Brennstoffsubventionen ausgegeben – das gab jetzt die EU-Kommission zu. Mit diesem Geld heizen wir buchstäblich unseren Untergang an, anstatt in Erneuerbare zu investieren. Das muss ein Ende haben!“

Doch viele Regierungen lassen es zu, dass die Demokratie durch Lobbyisten unterhöhlt wird, Deregulierung erlaubt es Konzernen, die entstehenden Kosten der Gesellschaft aufzubürden. Der CO2-Verbrauch spiegelt auch die globale Ungleichheit wider. Die reichsten ein Prozent der Weltbevölkerung leeren mit großen Schritten das verbleibende CO2-Budget. Ihr CO2-Fußabdruck ist größer als der gesamte Verbrauch der ärmsten 50 Prozent der Weltbevölkerung.

Aufbruchstimmung, jetzt müssen Taten folgen

„Die Welt ist am Beginn eines Jahrzehnts im Umbruch, deshalb können wir nicht im Stillstand verharren“, heißt es im Koalitionsvertrag der neuen Ampel-Regierung. „Die Klimakrise gefährdet unsere Lebensgrundlagen und bedroht Freiheit, Wohlstand und Sicherheit.“ Die neue Regierung verspricht einiges an Klimaschutzmaßnahmen: 80 Prozent Erneuerbare Energien bis 2030, ein früherer Kohleausstieg, Ende der Atomkraft in Deutschland. Dass fast unbemerkt die Atomkraft von einigen EU-Mitgliedern – allen voran Frankreich – wieder ins klimapolitische Spiel eingebracht wird, ist ein echter Dämpfer.

Nun müssen die vielen Versprechen aus dem Koalitionsvertrag konsequent umgesetzt werden. „Klimaschutz sichert Freiheit, Gerechtigkeit und nachhaltigen Wohlstand“, lautet der Konsens der Ampel-Parteien. „Wir bringen neues Tempo in die Energiewende, indem wir Hürden für den Ausbau der Erneuerbaren Energien aus dem Weg räumen. Schritt für Schritt beenden wir das fossile Zeitalter.“ Die Grünen können jetzt zeigen, wie sie mit Robert Habeck im Wirtschaftsministerium und seiner Riege an Staatssekretären mit geballtem Fachwissen Klimaschutz und Energiewende vorantreiben.

Resilienz aufbauen, krisenfest werden

„Wir wollen staatliches Handeln schneller und effektiver machen und besser auf künftige Krisen vorbereiten“, verspricht die Ampel-Koalition im Vertrag. Es geht dabei auch um mehr Spielräume für aktive Bürger. Forderungen nach gerechter Verteilung und Beteiligung sowie direkter Mitbestimmung werden lauter. Die Wirtschaft sozial gerecht und humanökologisch zu gestalten – darin liegt auch der Schlüssel, die Klimakrise zu bewältigen. Jeder trägt Verantwortung – doch ohne politische Regulierungen wird es nicht gehen. Leistungen für das Gemeinwohl müssen in Zukunft höher bewertet werden. Die gnadenlose Übernutzung der Ökosysteme und Ressourcen muss ein Ende finden.

Blick zurück nach vorn

Wer die Klimafolgen des Jahres nochmal Revue passieren lassen will, der kann online blättern: Das Projekt „Eine Welt in Flammen“ der New York Times zeigt auf 193 digitalen Postkarten aus allen UN-Mitgliedsstaaten, wie die Welt bereits mit verheerenden Auswirkungen der Klimakrise zu kämpfen hat. Keine leichte Weihnachtslektüre, macht aber nochmal deutlich, dass wir doch alle in einem Boot sitzen, viele allerdings – bislang – noch komfortabler. Ob das Boot mit Kohle, Öl, Gas, Atom oder aber mit Erneuerbaren Energien angetrieben wird, macht den entscheidenden Unterschied.

Klimagerechtigkeit fängt vor der eigenen Haustür an. Die Transformation ist im Gange, und sie hat kein Ende, ebenso wenig wie die Pandemie und die Klimakrise. Der Weg ist das Ziel: die Lust behalten an Veränderung und den Mut dazu, selbst Einfluss zu nehmen; auch zwischen den Wahlen auf politische Inhalte einwirken und an der kostbaren Demokratie aktiv teilnehmen. „Der notwendige Wandel wird nur kommen, wenn wir ein Grundvertrauen in die Menschen entwickeln. Irgendwo kämpft gerade jemand, in genau diesem Augenblick, und verlässt sich darauf, dass wir das auch tun“, formulierte es Klimaaktivistin Luisa Neubauer neulich in einer Rede.

In Krisenzeiten kann auch deutlich werden, worauf es ankommt und wie daraus Resilienz entsteht, wenn man denn Strategien umstellt – zum Nutzen von Umwelt, Klima und Gesellschaft. Jetzt mal Pause machen – aber wachsam, verbindlich und zuversichtlich bleiben. Wer sich über die Feiertage noch die 178 Seiten Koalitionsvertrag reinziehen will, kann sich auch bequem im Sessel zurücklehnen und einfach nur lauschen. Auch im kommenden Jahr braucht es die Energie von uns allen gemeinsam, um das Ziel einer lebenswerten Zukunft innerhalb der planetaren Grenzen in den politischen Fokus zu rücken. na

Team energiezukunft wünscht friedvolle und entspannte Feiertage und allen eine gute Resilienz. Wir machen eine Woche Pause, feiern an Silvester die Abschaltung von drei der sechs letzten AKWs in Deutschland und starten im Neuen Jahr mit einem hoffnungsfrohen Ausblick auf 2022.


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