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Neue Speicherkonzepte im Trend

34.000 Batteriespeicher sind in Deutschland installiert. Dies ergab der von der RTWH Aachen erstellte Speichermonitoring-Bericht 2016, der Ende Mai veröffentlicht wird. Konzepte wie Quartierspeicher oder virtuell vernetzte Speicher sind im Kommen.

22.05.2016 - „Die seit März wieder finanziell geförderten Batteriespeicher werden sich künftig als ein integraler Teil von Solaranlagen etablieren. Das ist nur noch eine Frage der Zeit“, so Carsten Tschamber von der Branchenvereinigung Solar Cluster Baden-Württemberg. Bereits jetzt legt sich die Hälfte aller privaten Solaranlagenkäufer ein Speichersystem zu. Rund 19.000 Speicher wurden seit dem Start des Förderprogramms finanziell unterstützt. Anfang 2016 waren im Bundesgebiet insgesamt 34.000 Stück installiert.

Der Zuwachs liegt besonders an den stark gesunkenen Speicherkosten. In den Jahren 2014 und 2015 sind die Systempreise für Lithiumspeicher pro genutzter Kilowattstunde um jeweils 18 Prozent gefallen. „Ähnlich wie bei der Photovoltaik sehen wir auch bei Speichern eine Lernkurve, die bei jeder Verdoppelung der Installationszahlen eine Preisreduktion von rund 20 Prozent vorhersagt“, erklärt Kai-Phillip Kairies von der RWTH Aachen.

„Derzeit ist ein Speichersystem auf Lithium-Ionen-Basis inklusive Wechselrichter und Installation bereits ab rund 1.300 Euro pro genutzter Kilowattstunde (kWh) Speicherkapazität erhältlich“, berichtet Tschamber. Die Grenze, unter der die Kleinspeicher mehr einbringen als sie kosten, liegt bei rund 1.000 Euro. Erreicht wird sie auch mit der kürzlich neu aufgelegten Förderung noch nicht. Experten wie Dr. Peter Eckerle vom Verein StoREgio Energiespeichersysteme prognostizieren aber künftig weiter fallende Speicherpreise – rund zehn Prozent pro Jahr sind ihm zufolge realistisch. Steigt der Haushaltsstrompreis und fallen die PV-Anlagenkosten dann noch weiter wie bisher, könnten die Speicher 2017 oder 2018 wirtschaftlich sein.

Neue Modelle, Solarstrom zu speichern

Derzeit werden die Speicher vor allem im Einfamilienhausbereich für die eigene Versorgung genutzt. Neue Wege, Solarakkus einzusetzen, beschreiten derzeit mehrere Projekte in Deutschland. Sie bauen auf zentrale Speicher im Stadtteil oder bundesweite Schwarmspeicher. Das eröffnet zudem die weitere Nutzungsmöglichkeit, Regelenergie am Strommarkt anzubieten. Die Projekte haben Namen wie „Strombank“ oder „Sonnencommunity“.

Für Solaranlageneigentümer in Mannheim ohne Speicher und gewerbliche Eigentümer von Blockheizkraftwerken ist die „Strombank“ gedacht. Der Energieversorger MVV Energie und der Hersteller Ads-Tec haben vor einem guten Jahr einen Großspeicher auf Lithium-Ionen-Basis mit einer Kapazität von 116 kWh in Betrieb genommen. 14 private Haushalte und vier Gewerbebetriebe sind an den Quartierspeicher angeschlossen. Die Teilnehmer verfügen über eine Art Girokonto für Strom mit einer Größe von vier kWh, in das sie überschüssigen Strom einspeisen und bei Bedarf wieder abrufen können. Hinzu kommt ein Vermarktungskonto, über das sie in das MVV-Netz einspeisen können, wenn das Girokonto voll ist und sie zuhause weiterhin einen Stromüberschuss erzielen.

Der Vorteil: Aufgrund des großen Formats ist der Speicher pro kWh rund halb so teuer wie 18 einzelne. Zudem können die Speicherkapazitäten besser genutzt werden. Nicht alle Haushalte und Unternehmen brauchen den Riesenakku gleichzeitig, ihr tageszeitlicher Verbrauch ergänzt sich. Das senkt die Kosten pro gespeicherter kWh weiter. Jedoch fallen im Gegensatz zu Home-Speichern Netzentgelte, EEG-Umlage und Stromsteuer für denjenigen an, der Strom speichert und ihn dafür durch das öffentliche Stromnetz leitet. Und das nicht nur beim Einspeichern, sondern zusätzlich auch beim Strombezug aus dem Speicher. Das bremst eine Verbreitung der Idee in andere Regionen derzeit aus.

Virtueller Strompool

Dezentral vernetzte Photovoltaikanlagen mit Kleinspeichern nutzt das Ende 2015 gestartete Modell „Sonnencommunity“ von Sonnen. Das Prinzip: Eigentümer neuer Photovoltaikanlagen kaufen bei dem Unternehmen einen Solarspeicher. Wer am Projekt teilnimmt, bekommt im ersten Jahr vom Unternehmen 1.000 Kilowattstunden Strom in seinen Speicher geladen. Außerdem wechseln sie komplett zu dem auch als Stromversorger auftretenden Anbieter. Wie bisher nutzen die Anlageneigentümer einen Teil ihres erzeugten Solarstroms selbst, ein weiterer Teil wird zur späteren Verwendung in der Batterie gelagert. Überschüssiger Strom kommt in einen virtuellen Strompool, der allen Mitgliedern zur Verfügung steht. Hier versorgen sich die, die gerade nicht genug Strom haben, etwa weil bei ihnen die Sonne nicht scheint.

Per App können sich die Nutzer informieren, wo gerade Strom aus erneuerbaren Energien in den Pool eingespeist wird. Ist nicht genug Strom im Pool, kauft das Unternehmen Strom aus Biogas-, Windkraft- und Photovoltaikanlagen hinzu, zur Not auch an der Strombörse EEX. Auch Haushalte ohne eine Möglichkeit zur eigenen Stromerzeugung oder eigenen Batteriespeicher können Strom aus dem Pool beziehen. Die Steuerung des gesamten Vorhabens übernimmt eine Onlineplattform. Die schwarmstromfähigen Batterien sollen künftig auch die Möglichkeit bieten, am Regelenergiemarkt teilzunehmen.

Experten räumen den neuen Speicherkonzepten große Marktchancen ein. „In den nächsten Jahren wird der Siegeszug solcher Modelle nicht mehr aufzuhalten sein“, so Tschamber. Nötig sind aber bessere gesetzliche Rahmenbedingungen, damit Speicher gleichberechtigt Zugang zum Energiemarkt bekommen.“ hcn


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