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Husum WindAufbruchstimmung – doch noch Wolken

Robotik und Drohnentechnologie war ein wichtiges Thema auf der Husum Wind. (Foto: © Marcus Dewanger)

Aufbruchstimmung prägte die Branchenmesse Husum Wind. Doch gibt es trotz politischem Rückenwind noch Hemmnisse, die das Ausbautempo bremsen. Dazu zählen Lieferketten-Probleme, Infrastruktur-Defizite und schleppende Genehmigungen für Schwertransporte.

18.09.2023 – Im Vergleich zu anderen, meist großstädtischen Messen sticht die Husum Wind als Branchenleitmesse für den deutschen Markt schon heraus. Seit mittlerweile über 30 Jahren treffen sich Branchenvertreterinnen und -vertreter aus der ganzen Welt in der beschaulichen Hafenstadt an der Nordsee. Bis heute präsentieren sich die meisten Unternehmen in – modernen - Messezelten, in Sichtweite des Messevorplatzes ein Bauernhof, am Horizont Windräder.

Der „Spirit“ von Husum lockte dieses Jahr gut 12.000 Fachbesucherinnen und -besucher aus 51 Ländern in die viertägige Messe, die am vergangenen Freitag (15.9.) ihre Tore schloss. Rund 600 Aussteller zeigten ihre neuesten Produkte und Services rund um das Messeleitthema „Transforming Energy“. Denn längst geht es nicht mehr nur um Windrotoren und -getriebe, sondern auch um Sektorenkopplung, Künstliche Intelligenz, IT-Sicherheit, Blockchain, grünen Wasserstoff und Fachkräftegewinnung.

Hochrangige Politikpräsenz – Heimspiel für Habeck

Die Relevanz der Windkraft als tragende Säule der Energiewende und als Jobmotor spiegelt auch die hochrangige Politikpräsenz auf der Messe. Neben dem Schirmherr Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck kamen u.a. der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther und Energiewendeminister Tobias Goldschmidt, Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies sowie Reinhard Meyer, der Wirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpommern.

Nicht nur für Habeck war es ein Heimspiel, das er sichtlich genoss.  Die Bundesregierung habe einen „hervorragenden Trainingsplan“ für die Energiewende vorgelegt, nun gehe es los, unterstrich Bärbel Heidebroek, Präsidentin des Bundesverbands Windenergie (BWE). Die Branche packe mit „großem Optimismus“ an und wolle die „klaren politischen Ziele“ erreichen. Auch Lies und Goldschmidt lobten den energiepolitischen Kurs der Bundesregierung, brachen eine Lanze für die Chancen der Windkraft und unterstrichen die bundesweite Bedeutung der Küstenländer für die Energiewende.

Regionen profitieren von Windkraft – verstärkte Investitionen nötig

Die Region profitiert von der Windkraft und erneuerbarem Strom, nicht nur beim Klimaschutz, sondern auch in punkto Industrieansiedlungen, so die Botschaft. Verwiesen wurde u.a. auf die geplante Ansiedlung der Batteriefertigung des schwedischen Konzerns Northvolt in Heide (Schleswig-Holstein). Nötig sei jedoch auch eine Reform der Netzentgelte, um erneuerbaren Strom in Regionen mit hoher Erzeugung günstiger zu machen.

Gleichzeitig seien verstärkte Investitionen in die Hafeninfrastruktur und die deutschen Werften nötig, so zum Bau von Konverterplattformen für Windkraft auf See, betonte Lies. Diese sammeln die Energie von Offshore-Windparks und schicken sie als Gleichstrom gebündelt ans Festland. Doch in Deutschland werden sie seit Jahren nicht mehr gebaut. Cádiz (Spanien) ist der einzige verbliebene Standort in Europa für Anlagen der neuesten Generation.

Künftig Konverterplattformen aus Rostock und Bremerhaven?

Maßnahmen zur Absicherung und Stärkung von Investitionen in der Lieferkette und benötigte Infrastrukturen, forderte auch Dennis Rendschmidt, Geschäftsführer des Maschinen- und Anlagenbauverbands VDMA Power Systems. Zudem verweis er auf die steigenden Preise für Windturbinen, Inflation und hohen Zinsen, von der vor allem die Offshore-Windkraft betroffen sei. Es gelte der Branche nun die Schultern zu stärken, um die industrielle Wertschöpfung in Europa zu halten und der internationalen Konkurrenz, vor allem aus China, gewachsen zu sein. Zudem gehe es auch um die Sicherung einer resilienten europäischen Energieversorgung.

Habeck griff den Ball auf. Als deutsche Standorte für die Produktion von Konverterplattformen für Offshore-Windparks sieht er künftig Rostock und Bremerhaven. Zudem versprach er der Branche Überbrückungshilfen. Er verwies darauf, dass ein europäischer Rechtsrahmen für Beihilfepakete auf den Weg gebracht worden ist, davon profitiere auch die Windindustrie.  Mit der „Bundesregelung Transformationstechnologien“ können Bund und Länder künftig bis zum 31. Dezember 2025 Förderprogramme erlassen sowie einzelne Projekte fördern, ohne eine gesonderte beihilferechtliche Genehmigung bei der EU einholen zu müssen.

Überforderte Autobahn GmbH bei Transportgenehmigungen

Projektierer wie Statkraft, BayWa r.e. und EnBW verwiesen auf der Messe vor allem auf das Nadelöhr der langen Genehmigungszeiten für Schwertransporte, eine überforderte und nicht digitalisierte Autobahn GmbH des Bundes, den Föderalismus-Wirrwarr und auf den häufig maroden Zustand von Brücken und Straßen. Marie-Luise Pörtner, Geschäftsführerin Wind bei BayWa r.e., sieht darin mit einen wesentlichen Grund, warum die jüngste EEG-Ausschreibungsrunde für Windkraft an Land stark unterzeichnet war. Denn Unternehmen könnten häufig beaufschlagte Projekte nicht innerhalb der geforderten Fristen umsetzen. Michael Class von EnBW verwies darauf, dass derzeit bundesweit bis zu 20.000 Anträge für den Transport von Windkraft-Komponenten bei der Autobahn GmbH auf Genehmigung warten. Hans-Christoph Neidlein


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