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KohlenstoffsenkenLücke bei CO2-Entnahmen berechnet

geschädigter Wald im Harz
Wälder sind natürliche Kohlenstoffsenken – wir bräuchten eigentlich sehr viel mehr davon – stattdessen sind sie durch den Klimawandel bereits geschädigt. (Foto von Jona auf Unsplash / Lizenz)

Wieviel Kohlendioxid zukünftig aus der Atmosphäre zurückgeholt werden muss, um die Erderwärmung zu begrenzen und was derzeit realistisch ist, wurde in einer Studie untersucht. Landnutzungskonflikte sind vorprogrammiert, insgesamt klafft eine Lücke.

10.5.2024 – Es reicht nicht, den Kohlendioxidausstoß auf Null zu senken – obwohl das die wichtigste Klimaschutzmaßnahme ist. Zusätzlich muss das bereits in der Atmosphäre befindliche Kohlendioxid langfristig zurückgeholt und möglichst dauerhaft in Böden, Mooren, Wäldern gespeichert werden. Natürliche Kohlenstoffsenken müssen demnach ausgeweitet werden und mit Technologien zur Kohlenstoff-Entnahme ergänzt werden. Ein Forscherteam unter Leitung des MCC hat nun erstmals dieses spezielle Thema in den Fokus gerückt.

„Die planetarische Müllabfuhr wird schon in Kürze ganz neue Anforderungen an die Politik stellen, sie wird in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts womöglich zur zentralen Säule des Klimaschutzes“, erklärt William Lamb, Leitautor der Studie und Wissenschaftler in der MCC-Arbeitsgruppe Angewandte Nachhaltigkeitsforschung.

Regelmäßig überprüft die UNO-Umweltorganisation UNEP die Emissionslücke: die Differenz zwischen den Klimaschutzversprechen der Staaten und dem, was nötig wäre zum Begrenzen der Erderhitzung auf 1,5 (oder wenigstens unter 2) Grad. Die neue Studie wendet dieses Analysekonzept explizit auf CO2-Entnahmen an, denn in den Emissions Gap Reports werden sie nur indirekt verbucht. Es wurde also untersucht, wieviel CO2 die Staatengemeinschaft in der der Zukunft entnehmen müsste und welche Volumina bereits in den einzelnen Ländern zumindest geplant sind. Die Forscher sprechen von einer Ambitionslücke, die sich auftut. Allerdings ist diese Lücke in verschiedenen Szenarien verschieden groß.

In einem vom Weltklimarat IPCC Szenario, bei dem die Erderhitzung auf 1,5 Grad begrenz wird, erneuerbare Energie rasch ausgebaut werden und fossile Emissionen gedrosselt werden, ist auch ein Hochskalieren der CO₂-Entnahmen auf 5,1 Gigatonnen jährlich vorgesehen. Laut der vorliegenden Studie könnten – wenn alle nationalen Ziele vollständig umgesetzt werden – die jährlichen CO2-Entnahmen bis 2050 jedoch nur um maximal 1,6 Gigatonnen gesteigert werden. Die Lücke für das Jahr 2050 beträgt somit mindestens 3,2 Gigatonnen.

In einem anderen Szenario, bei dem eine auf politischen Entscheidungen beruhende deutliche Senkung des globalen Energieverbrauchs unterstellt wird, müssten die CO₂-Entnehmane weniger stark steigen – „nur“ 2,5 Gigatonnen jährlich müssten es im Jahr 20250 sein. Die Lücke wäre entsprechend kleiner, aber immer noch vorhanden.

Das Forschungsteam weist auf das Problem der Nachhaltigkeitsgrenzen beim Hochskalieren der CO₂-Entnahmen hin. So gefährdet der damit einhergehende Landbedarf irgendwann die Biodiversität und die Ernährungssicherheit. „Die Rechnung sollte sicherlich noch verfeinert werden“, sagt MCC-Forscher Lamb. „Aber unser Aufschlag mit den Fokus-Szenarien erweitert den Diskus darüber, wieviel CO₂-Entnahme zum Einhalten des Paris-Abkommens nötig ist. So viel ist klar: Ohne eine schnelle Senkung der Emissionen in Richtung null, quer durch alle Sektoren, wird das 1,5-Grad-Limit in keinem Fall eingehalten.“ pf


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