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Rettung des Weltklimas schneller möglich als gedacht

Unterschiedliche Kipp-Elemente im Kontext der Entwicklung der globalen Mitteltemperatur. (Quelle: Potsdam Institut für Klimafolgenforschung, Abb. 1 aus Schellnhuber, Rahmstorf, Winkelmann, 2016)
Unterschiedliche Kipp-Elemente im Kontext der Entwicklung der globalen Mitteltemperatur. (Quelle: Potsdam Institut für Klimafolgenforschung, Abb. 1 aus Schellnhuber, Rahmstorf, Winkelmann, 2016)

Die in Paris beschlossenen Klimaziele könnten nun doch schneller realisiert werden als zunächst vermutet. Potsdamer Klimaforscher begründen dies durch eine explosive Entwicklung der Erneuerbaren Energien sowie einer Implosion fossiler Industrien.

28.06.2016 – Das Pariser Klimaabkommen wurde zwar oft als ein Schritt in die richtige Richtung eingeschätzt, eine politische Umsetzung blieb jedoch mehr als fragwürdig. Die Wissenschaftler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) sehen in dem 2-Grad-Ziel allerdings eine echte Chance. In ihrem in der Fachzeitschrift Nature Climate Change erschienenen Kommentar untersuchen sie die Erfolgsaussichten der beschlossenen Klimaschutzziele und berücksichtigen dabei auch selbstverstärkende Faktoren in der Politik, Gesellschaft und Wirtschaft. Die Potsdamer Klimaforscher können außerdem zeigen, dass schon geringe Temperaturerhöhungen gravierende Auswirkungen auf das Weltklima haben. Kipp-Elemente wie beispielsweise das riesige Eisschild von Grönland bewirken dabei substanzielle Veränderungen.

„Das Klimaziel von Paris, den weltweiten Temperaturanstieg auf deutlich unter 2 Grad Celsius zu begrenzen, bietet die Chance, einige der größten Klimarisiken zu vermeiden - das Kippen von wichtigen Elementen des Erdsystems“, sagt Ricarda Winkelmann vom PIK, Ko-Autorin des Kommentars. So könnte sich das Eis an den Polen oder aber der Regenwald des Amazonas relativ schnell und vermutlich unumkehrbar verändern, sobald eine bestimmte Erwärmungsschwelle überschritten wird. Dabei handelt es sich dann auch nicht mehr um isolierte Vorgänge, da die Auswirkungen den gesamten Planeten betreffen würden.

Sollte das 2-Grad-Ziel daher nicht eingehalten werden, würde das laut Winkelmann zu einem vollständigen Eisverlust der nördlichen Erdhalbkugel führen. Während die Projektionen bei einer Erwärmung von 2 Grad bis zum Jahr 2300 einen Anstieg des Meeresspiegels von zwei bis drei Metern zeigen, wären dann unterschiedliche Küstenmetropolen in Gefahr. Unter anderem könnten Städte wie New York, Mumbai oder Tokio von den Folgen betroffen sein.

2-Grad-Ziel schafft notwendige Einfachheit

„Das Abkommen von Paris ist ein historischer Durchbruch und ein Triumph der Vernunft“, so Hans Joachim Schellnhuber, Leitautor des Kommentars und Direktor des PIK. Es übe Druck auf unterschiedliche Entscheidungsträger aus, den Konsens rechtzeitig umzusetzen und damit die lauernde humanitäre Tragödie noch zu verhindern. „Jenseits von Notwendigkeit und Machbarkeit hat die 2-Grad-Grenze gegenüber konkurrierenden Klimazielen einen Vorteil, der in der Welt der Realpolitik nicht überschätzt werden kann: Sie ist einfach zu verstehen und zu kommunizieren“, so Schellnhuber. „Die Temperaturgrenze ist eine optimale Balance aus Konkretheit und Verständlichkeit. Jetzt dreht sich die ganze Welt der Klimapolitik um eine einzige Zahl!“

Stefan Rahmstorf, Ko-Autor und Leiter des PIK-Forschungsbereichs Erdsystemanalyse, ist daher davon überzeugt, dass eine Begrenzung der Erderwärmung auf weniger als 2 Grad möglich ist. Die Entwicklung der Erneuerbaren Energien verlaufe viel besser, als man es vor einigen Jahren noch für möglich gehalten hätte. „Der Preisrückgang und der Zuwachs an Effizienz bei der Erzeugung von Strom aus Wind und Sonne hingegen haben auch optimistische Vorhersagen übertroffen“, urteilt Rahmstorf. Daher könne eine technologische Explosion bei den Erneuerbaren auch zu einer Implosion der fossilen Industrien führen. jk


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