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Die Meinung
02. Mai 2016

Hol den Energiepolitiker!

Seit Monaten dümpelt die Photovoltaik auf niedrigem Niveau vor sich hin und unterschreitet die gesetzlich festgelegten Ziele für den Ausbau. Nun geht die große Koalition auch der Windenergie an den Kragen. Wirtschaftsminister Gabriel hat eine deutliche Reduzierung des Ausbaus als Ziel für die anstehende Novellierung des EEG ausgegeben.

Dr. René MonoVorstandsvorsitzender Bündnis Bürgerenergie e.V. (BBEn)

Dr. René MonoVorstandsvorsitzender Bündnis Bürgerenergie e.V. (BBEn)
Dr. René Mono ist Vorstandsvorsitzender des Bündnis Bürgerenergie e.V. (Foto: © BBEn)
Dr. René Mono ist Vorstandsvorsitzender des Bündnis Bürgerenergie e.V. (Foto: © BBEn)

02.05.2016 - Begründet wird diese Haltung mit steigenden Kosten und einer zu starken Belastung der Bevölkerung. Doch das ist Blödsinn. Eine Analyse der Wünsche der Bürgerinnen und Bürger zeigt, dass die Mehrheit der deutschen Bevölkerung seit Jahren einen beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren Energien fordert. Das hat, so berichten Umweltpsychologen und Risikoforscher, vor allem mit einem Faktor zu tun: die aktive Teilhabe der Menschen an der Energiewende. Bürgerinnen und Bürger haben die Energiewende bis heute größtenteils selbst gestaltet. Ob sie mit PV, Wind, Biomasse sauberen Strom erzeugen, diesen Strom in Mietermodellen einem noch größeren Teil der Gesellschaft zur Verfügung stellen oder Nahwärmenetze genossenschaftlich entwickeln, Energienetze erwerben, Einsparmaßnahmen finanzieren und auch die Elektromobilität erschließen – es gibt im Grunde kein Feld, in dem sich Bürgerinnen und Bürger nicht schon heute betätigen oder in Zukunft gerne noch mehr betätigen würden. Energiewende, so ließe es sich ganz platt sagen, gibt den Menschen ein gutes Gefühl.

Doch damit soll es jetzt vorbei sein. Denn im neuen EEG soll das faktische Recht, eine Erneuerbare-Energie-Anlage betreiben zu wollen, mittels Ausschreibungen vergeben werden. Ausschreibungen sind vor allem eines – ziemlich bürokratisch. Kleine Projekte haben es schwer, sich durchzusetzen. Große Konzerne sind hier klar im Vorteil, weil die Kosten des Verfahrens besser getragen werden können. So verlöre auch die erneuerbare Energiewelt mit einem Schlag das wichtigste: die Menschen, die sie direkt vor Ort umsetzen.

Denn mit der Einführung von Ausschreibungen – und dies ist nur die letzte einer ganzen Reihe von bürgerfeindlichen Entscheidungen der Energiepolitik in den letzten Jahren – werden den Bürgerinnen und Bürgern unüberwindbare Hürden zugemutet und ihre inspirierenden Aktivitäten und Leistungen abgewürgt. Da stellt sich die berechtigte Frage nach dem Warum. Die Vermutung liegt nahe, dass die Politiker Bürgerenergie nie persönlich und damit im direkten Austausch mit den aktiven Bürgerinnen und Bürgern erlebt haben.

Genau das wollen wir mit dem Projekt „Hol den Energiepolitiker!“ ändern. Politiker von der Bundes- und Landesebene sollen die unzähligen Bürgerenergiegesellschaften vor Ort kennen lernen und mit den Menschen dahinter in Kontakt treten. So kann direkter Austausch stattfinden, Probleme und Sorgen ungefiltert artikuliert werden. Das ist dringend nötig, da tolle Projekte von Bürgerinnen und Bürgern und ihr persönlicher Einsatz Gefahr laufen, von der Politik abgewürgt zu werden.

Mit der Kampagne bekommen die Projekte durch erstellte Portraits in Video-, Bild- und Textform und die Treffen mit Politikern eine erhöhte Sichtbarkeit. Zur Finanzierung der Kampagne haben wir ein Crowdfunding gestartet. Damit können alle Bürgerinnen und Bürger die Sichtbarkeit der Bürgerenergie erhöhen, das Fortbestehen der Projekte aller aktiven Bürgerinnen und Bürger unterstützen und einen direkten Beitrag zur Energiewende leisten.

Dr. René Mono ist Vorstandsvorsitzender des Bündnis Bürgerenergie e.V. (BBEn). Das BBEn ist Vordenker der dezentralen Energiewende in Bürgerhand. Es unterstützt die Vernetzung der Akteure in den Regionen und engagiert sich öffentlich für eine Kultur der Bürgerenergie.




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