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KlimapolitikWasserstoffstrategie für Österreich setzt klare Prioritäten

Windräder, Biogasanlage, Wasserstoff-Elektrolyseur
Das Hybridkraftwerk Prenzlau wurde 2011 als weltweit erstes Wasserstoff-Wind-Biogas-Hybridkraftwerk in Betrieb genommen. (Foto: ENERTRAG/Silke-Reents)

Mit einer nationalen Wasserstoffstrategie installiert die Politik in Österreich einen Kompass für Industrie und Wirtschaft. Wasserstoff soll vorranging in der Industrie zum Einsatz kommen, nicht für Raumwärme oder PKW-Antrieb.

10.06.2022 – Die Regierung Österreichs hat Anfang Juni ihre Wasserstoffstrategie bis 2030 vorgestellt. Die darin festgelegten Ziele und Wege sollen als Orientierung für Industrie und Wirtschaft dienen. Anders als die Wasserstoffstrategie Deutschlands und der EU insgesamt, werden bestimmte Nutzungsarten von Wasserstoff klar ausgeschlossen. Und: die Wasserstoffgewinnung aus Erdgas mit CO2-Abscheidung ist ebenfalls ein Teil des Weges.

Elektrolyse mit Erneuerbaren und Gewinnung aus Erdgas

Neben Wasserstoff, der mit Einsatz erneuerbarer Energien in der Elektrolyse gewonnen wird, setzt Österreich auch auf die Gewinnung aus Erdgas mit vollständiger CO2-Abscheidung (blauer Wasserstoff) – sobald die Technologie dafür ausgereift ist. Das Pyrolyse-Verfahren (türkiser Wasserstoff) – die Aufspaltung von Erdgas in Wasserstoff und festen Kohlenstoff – ist in der Strategie ebenfalls als Option genannt. Alle Verfahren, bei denen Wasserstoff aus Nuklearenergie gewonnen wird oder die CO2-Abscheidung mittels Nuklearenergie erfolgt, werden jedoch ausgeschlossen.

Bis 2030 soll in Österreich eine Elektrolysekapazität von einem Gigawatt zur Wasserstoffproduktion zur Verfügung stehen. Das entspricht einer Produktion von 4 TWh grünem Wasserstoff im Jahr. Zum Vergleich: in Deutschland sollen bis 2030 Elektrolyse-Kapazitäten in Höhe von 10 Gigawatt entstehen, in der EU insgesamt 40 Gigawatt.

Anwendung in der Industrie, nicht für Raumwärme und PKW

Klimaneutraler Wasserstoff ist ein rares Gut, knapp und teuer, der gezielt und effizient eingesetzt werden sollte. Das betonte auch die österreichische Klimaschutzministerin Leonore Gewessler bei der Vorstellung der Strategie. Deshalb werde Wasserstoff vor allem in der Industrie zum Einsatz kommen – in der chemischen Industrie stofflich genutzt werden, in der Stahlindustrie als Reaktionsmittel und in Hochtemperaturprozessen als thermische Energie. Auch in der Luft- und Schifffahrt, wo es eine sehr hohe Energiedichte braucht, werde Wasserstoff eine wichtige Rolle spielen. Mit weniger Priorität wird Wasserstoff im Fernverkehr und Reisebussen Anwendung finden.

Wasserstoff soll aber nicht bei Niedertemperaturprozessen, in PKWs, Liefer-LKWs oder zur Beheizung von Räumen verwendet werden. Darüber hinaus wird Wasserstoff als Spitzenlastausgleich für volatile Erneuerbare Energien und für Flexibilitätsleistungen im Energiesystem als notwendig erachtet.

Weil der Bedarf an reinem Wasserstoff hoch ist, sei eine Beimischung von Wasserstoff in das Gasnetz nicht zielführend. Für den leitungsgebundenen Transport von Wasserstoff sollen primär vorhandene Erdgasleitungen genutzt werden. Punktuell sollen mit dem Bau einer lokalen dezidierten Wasserstoffinfrastruktur industrielle Cluster und Großverbraucher beliefert werden.

Auch wenn die jetzt vorgestellten Pläne vollständig umgesetzt werden, wird die heimische Produktion von Wasserstoff nicht ausreichen, um den Bedarf an erneuerbaren Gasen in Österreich zu decken. Deshalb wird in dem Strategiepapier auch das Ziel formuliert, das Land in die europäische und internationale Wasserstoffwirtschaft zu integrieren und strategische Kooperationen und Partnerschaften zu entwickeln.

Österreich will bis 2040 klimaneutral werden, zehn Jahre früher als die EU als Ganzes. Die direkte Elektrifizierung zahlreicher Anwendungen ist die effizienteste Möglichkeit, Emissionen zu vermeiden – wenn der Strom aus Erneuerbaren Energien stammt. Für energieintensive Prozesse in der Industrie, wo die direkte Elektrifizierung an technische und wirtschaftliche Grenzen stößt, ist klimaneutraler Wasserstoff der Schlüssel zur Dekarbonisierung. pf


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