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WasserknappheitWährend Gemüse vertrocknet, wird für Fleisch weiter gesorgt

Nahaufnahme einer vertrockneten Ackerfläche auf dem die Umrisse von Deutschland aufgezeichnet sind.
Die Bewirtschaftung von Agrarflächen in Deutschland wird immer schwieriger. (Foto: Christoph Scholz / flickr.com, CC BY-SA 2.0)

Teile Deutschlands leiden bereits unter Wasserstress. Betroffen sind vor allem Landwirte, die stellenweise ihren Gemüse- und Getreideanbau vertrocknen lassen müssen. Gleichzeitig verbraucht die Massentierhaltung große Mengen an Wasser.

08.08.2019 – Auf Platz 62 von 164 untersuchten Staaten befindet sich Deutschland inzwischen. Laut dem Wasserrisiko-Atlas des World Resource Institute (WRI) besteht in weiten Teilen Deutschlands ein mittleres bis sehr hohes Wasserstresslevel. Dieses Level beschreibt das Verhältnis zwischen Wasserverbrauch und vorhandenen Ressourcen. Und betroffen vom Wasserstress sind vor allem die Gemüse- und Getreidebauern in der Mitte und im Osten Deutschlands.

Der Grundwasserspiegel sinkt akutell um 1,5 bis 2 cm jährlichDas Problem: In den letzten Jahren reichte den Landwirten meist Regenwasser aus, um ihre Felder zu bewässern. Der Deutsche Bauernverband rühmte sich 2017 noch damit, dass die Landwirtschaft Wasser nur nachhaltig verbrauche und nicht an das Grundwasser gehe. Doch nun sorgen Dürre und Hitze dafür, dass die Bauern immer öfter Anträge auf Grundwasserentnahme stellen. Die Entnahme von Grundwasser ist jedoch reglementiert. Und das scheint dringend nötig, denn aktuell sinkt der Grundwasserspiegel um 1,5 bis 2 cm jährlich, wie Lutz Neubauer vom Naturschutzbund (NABU) Niedersachsen gegenüber der Deutschen Welle darlegt.

Deswegen haben die niedersächsischen Behörden das Kontingent an Grundwasser für die wasserintensive Landwirtschaft begrenzt, erklärt Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies im Report München. "Ohne Sicherstellung, dass genug Wasser für die Trinkwasserversorgung da ist, können nicht weitere Mengen beispielsweise für die Beregnung entnommen werden", so Lies weiter. Aufgrund der wiederkehrenden Dürre und Hitze in diesem Sommer, reicht einigen Bauern ihr Kontingent jedoch nicht. Die Folge: Noch vor der Ernte vertrocknen einige Felder, damit andere Felder bis zur Ernte überleben.

Der Konsum der Deutschen sorgt weltweit für Wasserknappheit

Das Problem von Wasserstress kennt man in anderen Ländern indes seit Jahren. Und dazu trägt der Konsum der Deutschen in erheblichem Maße bei. Den nach wie vor steckt ein Großteil unseres Wasserverbrauchs in Importgütern. Etwa 70 Prozent des Wasserfußabdrucks eines deutschen Durchschnittsbürgers stecken in importierten Waren, wie das water footprint network errechnet hat. Ein Großteil davon steckt in Nahrungsmitteln für Mensch und Tier, wofür auch in anderen Ländern Grundwasser entnommen wird. Fast 70 Prozent der weltweit entnommenen Wasserressourcen gehen auf das Konto der Landwirtschaft, wie Brot für die Welt in einer Studie 2015 darlegte.

Schlachtbetriebe von Wiesenhof benötigen bis zu 800.000 Kubikmeter Grundwasser jährlichMit allein 30 Prozent des globalen landwirtschaftlichen Wasserfußabdrucks sind Fleisch und andere tierische Produkte dabei für einen erheblichen Teil der entnommenen Wasserressourcen verantwortlich. Vor allem der Futtermittelanbau verschlingt hier immense Ressourcen. So kommt zwar ein Großteil des Tierfutters aus dem Ausland, doch auch in Deutschland belegt die Futtermittelproduktion rund 60 Prozent der Agrarflächen. Darüber hinaus verbraucht auch die Schlachtung der Tiere immense Mengen an Wasser. So kommt ein großer Schlachtbetrieb von Wiesenhof pro Jahr auf ca. 250.000 Kubikmeter Grundwasser. Gerne würde Wiesenhof sogar mehr verbrauchen und rechnet mit bis zu 800.000 Kubikmeter Grundwasser jährlich um die Tötung von 432.000 Tieren pro Tag sicherzustellen, wie die taz berichtete.

Statt die Kartoffeln auf den Feldern vertrocknen zu lassen sollte entsprechend ein radikaler Umschwung in der Landwirtschaft stattfinden. Der Vergleich macht es deutlich: Für ein Kilo Kartoffeln in Deutschland werden gerade einmal 130 Liter Wasser für den gesamten Produktionsprozess veranschlagt, für das Kilo Geflügel von Wiesenhof hingegen 4.000 Liter. mf


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