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CO2-EmissionenDeutschland drohen bis zu 90 Mrd. Euro Strafzahlung

Litfaßsäulen mit Mütze
In diesem und kommenden Wintern sollten sich alle warm einpacken – auch die Gebäude, die für einen großen Teil der CO2-Emissionen verantwortlich sind. (Foto: (Ausschnitt) Horemu 14:40, 17 March 2008 (UTC), CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons)

Die Entscheidung der EU über die Minderung der CO2-Emissionen und deren Lastenverteilung innerhalb Europas, die Effort Sharing Regulation (ESR), könnten Strafzahlungen in Höhe von bis zu 90 Milliarden für die deutschen Steuerzahler zur Folge haben.

25.11.2022 – Auf Grundlage einer Untersuchung des Freiburger Öko-Instituts hat der Bundesverband energieeffiziente Gebäudehülle (BuVEG) die möglichen Strafzahlungen aus den neuen Zielverschärfungen der EU hochgerechnet. Das Öko-Institut prognostizierte im Jahr 2020 bereits ein Defizit von 270 Mio. Zertifikaten bis 2030 auf Basis der Minderung in Höhe von 38 Prozent. Die nun veränderten Ziele auf 50 Prozent würden zu einem Defizit von bis zu 594 Mio. Zertifikaten führen. Dies entspräche Strafzahlungen von bis zu 89 Milliarden Euro, falls keine signifikanten Maßnahmen getroffen und somit die neuen Emissionsreduktionsziele bis zum Jahr 2030 verfehlt würden.

Der aktuell prognostizierte ETS-Zertifikatspreis in den Langfristszenarien des Bundeswirtschaftsministeriums liegt bei 150 Euro pro Tonne CO2 in 2030. Das Öko-Institut prognostiziert unter der Annahme, dass alle Maßnahmen des Koalitionsvertrags durchgeführt würden, ein Defizit von rund 300 Mio. Zertifikaten, dies entspräche Sanktionen von mindestens 45 Milliarden Euro.

Gebäudesanierung muss in den Fokus rücken

Der Gebäudesektor ist für einen großen Teil der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Um die Wärmeversorgung energieeffizienter und klimafreundlicher zu gestalten, plant die Bundesregierung nun vor allem eine Wärmepumpen-Offensive. Das muss mit energetischer Gebäudeertüchtigung einhergehen.  „Wir brauchen dringend eine neue Offensive bei den Gebäudesanierungen“, sagt Jan Peter Hinrichs, Geschäftsführer des Bundesverbands energieeffiziente Gebäudehülle (BuVEG). „Der deutsche Immobilienbestand ist und bleibt das Sorgenkind beim Klimaschutz. Anstelle von Milliarden Strafzahlungen sollte das Geld jetzt in sinnvolle Maßnahmen der Verbrauchsreduzierung investiert werden. Wir fordern die Bundesregierung auf, einen Sanierungsgipfel ins Leben zu rufen.”

Sparen, Sanieren, Klimaschutz

Die GasWärmeKommission hat die Gaspreisbremse bewusst auf 80 Prozent des Altverbrauchs begrenzt, um einen Einsparanreiz von mindestens 20 Prozent zu geben. Dazu sollen alle ihren Beitrag leisten. Die Caritas fordert, dass die energetische Sanierung von Gebäuden, in denen zu einem hohen Anteil Bewohner mit Wohnberechtigungsschein wohnen, beschleunigt wird. „So könnten in ineffizienten Gebäuden große Einsparpotenziale erschlossen und zugleich soziale Härten, nach einem Auslaufen der Gaspreisbremse und hohen verbleibenden Gaspreisniveaus, vermieden werden“, so Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa.

Für die Sanierung von Gebäuden sollte ein zielgruppenspezifisches Bundesprogramm mit erhöhten Fördersätzen eingeführt werden, gekoppelt an eine langfristige Belegungsbindung, schlägt das Öko-Institut vor. „Sofern eine schnelle Einführung eines Bundesprogramms nicht möglich ist, sollte eine Aufstockung der Länderprogramme für den sozialen Wohnungsbau durch Bund und Lander für die Jahre 2023 bis 2025 erfolgen. Wir müssen in Deutschland dringend ins Handeln kommen“, sagt Sibylle Braungardt, Expertin für Wärmewende und Gebäudeeffizienz am Öko-Institut.


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Kommentare

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Holger Barchmann 27.11.2022, 19:46:13

Angenommen, man stellt nur 800 TWh des deutschen Wärmemarktes auf Wärmepumpen um (reichliche Hälfte), ergibt sich bei 2000 Benutzungsstunden eine thermische Leistungsspitze von 400.000 MW . Unterstellt man des weiteren einen Mix an Wärmepumpen, in dem auch Luft-WP eine bedeutende Rolle spielen, kann man bei einem Durchschnitts-COP für kalte Wintertage von 2,5 mit einer zusätzlichen elektrischen Leistungsspitze von 160.000 MW rechnen. Gegenwärtig liegen die elektrischen Leistungsspitzen im Netz bei ca. 80.000 MW. Wir müssten also einen Kraftwerkspark errichten, welcher die verfügbare Leistung verdreifacht, jedoch nur wenige Tage im Jahr läuft. Ebenso müssten die Stromnetze massiv ausgebaut werden, ein wirtschaftlicher Gau. Alternativ utopische Sanierungsraten zu fordern, damit der Wärmebedarf schnell ganz stark sinkt ist ebenso unrealistisch - Mieter und Gebäudeeigentümern fehlt dafür das Geld (und der Staatskasse sowieso) Die Wärmewende ist in der Sackgasse gelandet. In Fachkreisen ist das Problem bekannt (und wird intern auf Tagungen auch angesprochen) - von der Politik: SCHWEIGEN

Thomas Krumm 01.12.2023, 11:29:37

@Hr. Barchmann: Aus meiner Sicht ist die Aussage, dass alle Wärmepumpen gleichzeitig an kalten Tagen laufen müssen, ein Denkfehler. Wärmepumpenanlagen können ohne Komfortverlust stundenweise abgeschaltet werden, da sie über einen Pufferspeicher verfügen und somit Wärme vorhanden ist, auch wenn die WP mal nicht läuft.

Der Netzbetreiber wird also zukünftig, wenn technisch notwendig, durchaus mal 2 Stunden meine WP abschalten können und ich merke davon nix. Die elektrischen Leistungsspitzen in der befürchteten Größenordnung sehe ich so nicht.


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