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SteinkohleStreit um geplante Kohlemine in Großbritannien

Bild einer Küste mit einer Ruine und Weg.
Die Kohlemine soll an der Küste Englands, in der Nähe der Ortschaft Whitehaven, entstehen. Unter dem Meeresboden vermutet das zuständige Bergbauunternehmen bis zu 750 Millionen Tonnen Steinkohle. (Alan Cleaver, flickr, CC BY 2.0)    

Großbritannien gilt eigentlich als Vorreiter in Europa beim Kohleausstieg. Zugleich gibt es Pläne für eine neue Kohlemine, über die heftig debattiert wird. Nun soll es eine öffentliche Untersuchung geben.

15.03.2021 – Im letzten Jahrzehnt hat Großbritannien eine rasante Entwicklung in Richtung Kohleausstieg genommen. Lag der Kohlestromanteil 2012 noch bei 40 Prozent, sank dieser Wert im letzten Jahr auf 1,4 Prozent. Zwar baut Großbritannien nach wie vor auf Atomkraft und Gas als Energieträger, doch Treiber des Ausstiegs aus der Kohleverstromung sind die Erneuerbaren Energien. Wind-, Solar- und Wasserkraft sowie Biomasse machten im letzten Jahr 32,9 Prozent des Strommix aus. Ziel sei es – laut britischer Regierung – bis 2030 jeden Haushalt mit regenerativem Strom zu versorgen.

Doch seit 2019 laufen auch die Planungen für eine neue Kohlemine in der Grafschaft Cumbria, im Nordwesten Englands. Befürworter erklären, dass die Steinkohle für den heimischen Industriemarkt wichtig sei. Vor allem die energieintensive Stahlindustrie soll davon profitieren und nicht mehr abhängig vom Import ausländischer Steinkohle sein. Hier sehen die Befürworter auch einen Nutzen für das Klima, schließlich würde damit der CO2 intensive Transport von Australien oder Nordamerika wegfallen. Die für die Kohlemine zuständige Firma West Cumbria Mining spricht darüber hinaus von 500 neuen Jobs in der Region.

Doch Alternativen für die energieintensive Industrie sind in der Entwicklung. Allen voran Wasserstoff wird als die Zukunftstechnologie für diesen Bereich gepriesen. Solange der Wasserstoff auf Erneuerbaren Energien produziert wird, könnte er helfen die CO2-Emissionen in der Industrie rapide zu senken. Auch das Stahlrecycling soll vorangetrieben werden.

8,4 Millionen Tonnen CO2 jährlich

Darüber hinaus bezweifelt das Climate Change Comittee – der Klimabeirat der Regierung –  dass der Großteil der Kohle in Cumbria überhaupt gebraucht wird. Sie gehen davon aus, dass 85 Prozent der geförderten Kohle exportiert werden würde. Und mit Abbau und Verfeuerung der Kohle würde ein zusätzlicher CO2-Ausstoß von 8,4 Millionen Tonnen jährlich verursacht, wie eine Studie vor einem Jahr ermittelte.

Ungeachtet dessen stellen sich 40 Abgeordnete der regierenden Tories-Partei weiterhin hinter den Bau der Kohlemine. Demgegenüber zeigte sich der einflussreiche Tory Politiker Alok Sharma wiederholt schockiert über die Planungen für die Kohlemine. Sharma war bis Anfang des Jahres Wirtschafts- und Energieminister des Landes und kümmert sich aktuell als Präsident der COP26 vollumfänglich um die Durchführung der nächsten Klimakonferenz in Glasgow im November dieses Jahres. Er befürchtet unter anderem einen immensen Imageschaden für Großbritannien als Gastgeber der COP26, sollte die Kohlemine gebaut werden.

Der zuständige Minister interveniert

Doch die Entscheidungsbefugnis über einen Stopp der Planungen obliegt nicht beim Energieminister, sondern dem Minister für Bau und der Kommunalverwaltung. In Großbritannien ist das aktuell Robert Jenrick und der entschied letzte Woche tatsächlich zu intervenieren, wie der Independent berichtete. Die immer größer werdenden Kontroversen hätten ihn zu diesem Schritt bewegt, so Jenrick.

Nachdem das Cumbria County Council die Pläne für den Bau der Kohlemine schon abgesegnet hatte, muss die Entscheidung nach der Intervention Jenricks noch einmal geprüft werden. Dabei beruft sich Jenricks auf den jüngsten Report des Klimabeirats der Regierung, der besagt, dass Großbritannien voraussichtlich bis 2035 aus der Kohleverstromung für die Stahlproduktion aussteigen muss, um bis 2050 klimaneutral zu werden.

Nun soll eine öffentliche Untersuchung stattfinden, bei der Befürworter und Gegner der Kohlemine zu Wort kommen. Oppositionspolitiker und Umweltschutzorganisationen zeigten sich erfreut. Tim Farron, umweltpolitscher Sprecher der Liberal Democrats, erklärte: „Es ist fantastisch, dass die Regierung letztendlich doch aufgewacht ist, vor dem Hintergrund, dass die Mine ein mächtiger Rückwärtsschritt in unserem Kampf gegen die Klimakrise wäre.“ Und Tony Bosworth von Friends of the Earth UK beschrieb die Entscheidung gegenüber dem Independent als „alarmierenden aber sehr willkommenen U-Turn.“

In der öffentlichen Untersuchung soll auch analysiert werden, wie die Stahlproduktion schon jetzt ökologischer gestaltet werden kann und wie in der Grafschaft Cumbria nachhaltige Jobs angesiedelt werden können. mf


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