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BürgerenergieNoch sind Bürger die Treiber der Energiewende

Ein Traktor auf einem Feld. Dahinter ragen Windkraftanlagen in die Höhe.
Landwirte machen aktuell 10,2 Prozent der Eigentümer Erneuerbarer Energieanlagen aus. (Foto: Agentur für Erneuerbare Energien)   

Es waren die Bürger, die von Anfang an die Chancen der Erneuerbaren Energien erkannten und investierten. Inzwischen wachsen die Investitionen großer Energieversorger und Banken. Für eine bessere Akzeptanz braucht es jedoch wieder mehr Bürgerenergie.

18.01.2021 – Vor zehn Jahren wurde die Eigentümerstruktur Erneuerbarer Energien erstmals untersucht. Damals entfiel mehr als die Hälfte der installierten Leistung auf Privatpersonen und Landwirte. Die neueste Erhebung des Instituts trend:research im Auftrag der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) zeigt: Der Anteil dieser Personengruppe sank 2019 auf 40,4 Prozent. Damit ging der Anteil Erneuerbarer Energien in Bürgerhand zurück. Demgegenüber erhöhte sich der Anteil vongroßen Energieversorgungsunternehmen, Fonds und Banken sowie von Gewerbetreibenden.

Dies wird beim Blick auf die Zahlen des Zubaus besonders deutlich. Privatpersonen und Landwirte zusammen waren 2019 nur noch für ein Viertel des Zubaus verantwortlich. Fonds und Banken legten hingegen deutlich zu und kamen auf einen Anteil von 21 Prozent des Zubaus. Energieversorgungsunternehmen waren sogar für ein Drittel des Zubaus verantwortlich, woran die drei großen Energieversorger RWE, EnBW und Vattenfall einen gewichtigen Anteil hatten.

Dass sich nun auch finanzkräftige Investoren mehr für eine klimaschonende Energieerzeugung engagieren, sei durchaus erfreulich, meint der Geschäftsführer der AEE Robert Brandt. „Doch die Bürgerenergie muss unbedingt weiter ihren Platz im Fortgang der Energiewende finden. Denn Beteiligungsmöglichkeiten fördern die Akzeptanz“, so Brandt weiter.

Eine Studie der Fachagentur Wind an Land belegte kürzlich, dass durch eine effektive finanzielle Teilhabe der Kommunen, eine Fokussierung der Projektumsetzung auf Gemeinwohlinteressen und vergünstigte Strompreise eine hohe Zustimmung erfolgt, sich aktiv für Windenergieprojekte einzusetzen. Dass die Unterstützung für den Ausbau Erneuerbarer Energien insgesamt hoch ist, zeigt darüber hinaus eine kürzlich durchgeführte Umfrage im Auftrag der AEE.

Doch bislang kommt die Stärkung der Bürgerenergie in einer Reform des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) viel zu kurz. Eine verpflichtende finanzielle Beteiligung der Kommunen bei neuen Windkraftprojekten wurde wieder gestrichen. Zumindest Anreize für Bürgerstromtarife für Anwohner in räumlicher Nähe zu Windkraftanlagen stehen zur Debatte und müssten laut einem Entschließungsantrag des Bundestags von der Regierung noch einmal angegangen werden. Damit könnten Anwohner von vergünstigten Strompreisen profitieren.

Ungerechtes System

Doch viele weitere Baustellen bleiben, wie die Abstandsregeln für Windkraft an Land oder Restriktionen für mittelgroße Solaranlagen. Demgegenüber fördert die Bundesregierung vor allem Großtechnologien, wie die Offshore-Windkraft oder die Wasserstoffproduktion, die nur von großen Investoren bewerkstelligt werden können. Dies kritisiert auch Thomas E. Banning, Vorstandsvorsitzender der NATURSTROM AG. Gemeinsam mit der EWS Schönau und Greenpeace Energy unterstützte NATURSTROM die Erarbeitung der Studie von trend:research.

Die Ökostromer setzen sich seit Jahren für dezentrale Projekte ein und arbeiten eng mit Bürgern vor Ort zusammen, um erneuerbare Energieprojekte zu verwirklichen. Um noch deutlich mehr solcher Projekte zu fördern, fehlen jedoch Geld und Rahmenbedingungen. Das Wirtschaftsministerium will stattdessen die Rahmenbedingungen für den Kohleabbau verbessern. Und Gelder fließen in Entschädigungszahlungen für ohnehin unrentabel gewordene Kohlekraftwerke. Gelder, die die großen Energiekonzerne wiederum nutzen können in große regenerative Energieprojekte zu investieren.

Marcel Keiffenheim, Leiter Politik und Kommunikation bei Greenpeace Energy sagt: „Die über viele Jahrzehnte wichtigste Akteursgruppe droht vielerorts ins Hintertreffen zu geraten - oder zieht sich frustriert zurück. Dabei sind es gerade die engagierten Menschen aus der lokalen Bürgerenergie, die Windparks auch dort ins Laufen bringen, wo Großunternehmen aus Profitgründen abwinken. NATURSTROM-Vorstand Banning fordert: „Die Bevorzugung von Großkonzernen muss ein Ende haben, es braucht wieder mehr Akteursvielfalt und Teilhabe bei der Energiewende!“ mf


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