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WindenergieRheinland-Pfalz baut Windkraft im Wald

Windräder im Wald
Die Mittelgebirgslandschaft im Hunsrück ist eine wald- und windreiche Gegend. (Foto: Giggel auf Wikimedia / CC BY 3.0)

In vielen Bundesländern sind Waldflächen für den Windenergieausbau tabu. In Rheinland-Pfalz ist das anders. Hier wurden im letzten Jahr mehr als die Hälfte der neuen Windanlagen im Wald gebaut. Die Kommunen profitieren.

08.04.2021 – Beim Bau von Windenergieanlagen im Wald verfolgen die Bundesländer verschiedene Strategien. Zuletzt hatte Thüringen mit einer Änderung seines Waldgesetzes weitere Windanlagen auf Waldflächen unmöglich gemacht. Niedersachsen diskutiert gerade eine Öffnung. In sechs Bundesländern gibt es ein klares grünes Licht für die Windkraft im Wald. Neben Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen und dem Saarland ist Rheinland-Pfalz eines davon.

Hier wurden im letzten Jahr 15 neue Windenergieanlagen auf Waldflächen in Betrieb genommen. Das ist mehr als die Hälfte der Neuanlagen. Damit ist Rheinland-Pfalz weiterhin das Bundesland mit den meisten Windenergieanlagen im Wald. Jedes vierte Windrad im Land drehte sich letztes Jahr im Wald. In Summe sind 1.791 Anlagen mit einer kumulierten Leistung von 3.757 Megawatt in Betrieb.

Insgesamt wurden in Rheinland-Pfalz im letzten Jahr 26 neue Windenergieanlagen (WEA) mit einer Leistung von 89 Megawatt gebaut. Das entspricht einem Anteil von sechs Prozent an der bundesweit neu installierten Windkapazität. Damit liegt das mittelgroße Bundesland gleichauf mit Hessen und noch vor Thüringen, Baden-Württemberg, Bayern, dem Saarland und Sachsen.  Zwei Anlagen mit drei Megawatt Leistung wurden im letzten Jahr rückgebaut, zwei Anlagen konnten repowert werden und haben nun eine Leistung von 8 Megawatt. In den nächsten fünf Jahren werden jährlich im Schnitt Anlagen mit rund 100 Megawatt Leistung ihr Förderende erreichen.

Die Kommunen profitieren

Von den im Wald installierten Windrädern stehen 84 Prozent auf kommunalen Flächen und bieten so eine gute Einnahmequelle für die Gemeinden und für die Zukunft der nachfolgenden Generationen – sie ermöglichen beispielsweise die Finanzierung einer Kita oder eines neuen Spielplatzes.

Die für die Bereiche Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten zuständige Staatsministerin Anne Spiegel (Bündnis 90/Die Grünen) betont anlässlich des Berichts zur Windenergie im Wald, dass die Klimaziele des Landes mit Aufforstung allein nicht zu erreichen seien. Die naturverträgliche Nutzung der Windenergie im Wald sei notwendig. „Die dramatische Situation in unseren Wäldern macht die Auswirkungen des Klimawandels sichtbar. Um unsere Klimaschutzziele zu erreichen, müssen wir die Endenergienutzung im Land mindestens verdoppeln“, sagt Spiegel. Der Vorteil von Windenergie im Wald liege auch darin begründet, dass die Standorte oft fernab von Wohngebieten und auf Flächen liegen, an denen der Wind besonders stark weht.

Rhein-Hunsrück-Kreis mit geringster kommunaler Verschuldung

Dass sich der Ausbau von Windenergie im Wald rentiert, zeigt unter anderem der Rhein-Hunsrück-Kreis. Dieser wurde als erster Landkreis in Deutschland bilanziell CO2-neutral. Zuvor eine der strukturschwächsten Regionen, haben die dortigen Gemeinden mittlerweile die landesweit geringste kommunale Verschuldung. Die Einnahmen allein aus dem Betrieb der Erneuerbaren Energien-Anlagen von rund 50 Mio. Euro jährlich dienen der Erhöhung von Lebensqualität, sozialen Zwecken sowie zur Förderung weiterer Investitionen in Klimaschutz-Maßnahmen wie Biomasse-Vergärungsanlagen, moderne Nahwärmenetze mit Solarthermie oder effiziente Kläranlagen. Und: inmitten von Windparks ist die Geierlay-Hängebrücke eine Attraktion.

Die Fachagentur Windenergie an Land veröffentlicht jährlich einen Bericht zur Entwicklung der Windenergie im Wald. Rheinland-Pfalz ist weit vorn beim Ausbau und der Nutzung von Windenergieanlagen auf Waldflächen. Mit 840.000 Hektar sind 42 Prozent der gesamten Landesfläche in Rheinland-Pfalz Waldgebiet. Annähernd die Hälfte des Waldes (46 Prozent) ist im Besitz von Städten und Gemeinden, ein gutes Viertel (26 Prozent) ist im Besitz des Landes. Ende 2020 waren in Rheinland-Pfalz 467 Windturbinen auf Waldflächen in der Eifel, im Hunsrück, im Westerwald und im Taunus mit einer Gesamtleistung von 1.233 Megawatt in Betrieb: 15 mehr als noch im Vorjahr. Jedes vierte Windrad beziehungsweise 33 Prozent der installierten Gesamtleistung in Rheinland-Pfalz drehte sich Ende letzten Jahres im Wald.

Art des Waldes spielt eine Rolle

Genau wie im Offenland sind bei Windenergieplanungen im Wald die Auswirkungen auf Mensch, Natur und Landschaft zu prüfen sowie unvermeidbare Eingriffe auszugleichen oder zu ersetzen. Naturschutzrechtliche Rahmenbedingungen ergeben sich aus dem Bundesnaturschutzgesetz sowie den Naturschutzgesetzen der Länder. Zusätzlich sind waldrechtliche Belange zu berücksichtigen. Im Bundeswaldgesetz sowie den jeweiligen Landeswaldgesetzen finden sich Vorschriften zu Ersatzaufforstungen oder Ausgleichsmaßnahmen bei der Umwandlung von Wald in andere Nutzungsformen. Darüber hinaus gibt es in einigen Bundesländern Empfehlungen, welche Waldgebiete für die Windenergienutzung nicht infrage kommen sollen.

Das Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende (KNE) empfiehlt nach der Art der Waldnutzung zu unterscheiden. Intensiv forstwirtschaftlich genutzte artenarme Flächen kommen eher für die Windenergienutzung in Frage als artenreiche naturnahe Wälder. Für sogenannte Kalamitätsflächen – Flächen auf denen Stürme oder Schädlinge den Wald fast vollständig vernichtet haben – könnte die Windenergienutzung sogar ein wichtiges wirtschaftliches Standbein sein, um die Wiederaufforstung zu finanzieren. pf


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Kommentare

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Cornelia Dr. Hegele-Raih 27.08.2021, 15:22:59

Bilanziell ist leider weit entfernt von reell und die Einnahmen der Kommunen werden von den Verbrauchern bezahlt, es gilt also das Prinzip linke Tasche rechte Tasche. Es sind keine produktiven Einnahmen. Dafür erhalten sie einen miesen Gegenwert, nämlich eine Energieerzeugung, die meistens nicht statt findet. Die Bestechung durch Aktionen wie die Geierlay und dass er diese selbst bezahlt, versteht der Bürger leider nicht.


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