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EmissionenBraunkohleabbau stößt deutlich mehr Methan aus als angenommen

Blunoer Südsee im Lausitzer Seenland
Braunkohletagebauen in Deutschland stoßen deutlich mehr Methan aus als bisher angenommen (Bild: SeptemberWoman / CC BY-SA 3.0 / via Wikimedia Commons).

Deutschland hat mit großer Wahrscheinlichkeit seine Methanemissionen über Jahrzehnte deutlich unterschätzt. Aktuelle Vergleiche legen nahe, dass bis zu 14 Prozent mehr Methan emittiert wird. Besonders der Braunkohleabbau fällt schwerer ins Gewicht.

11.04.2024 – Deutschland unterschätzt seine Methanemissionen. Das legt eine Studie des britischen Think-Tanks Ember nahe, die für die Deutsche Umweltstiftung (DUH) die Emissionsdaten des Umweltbundesamtes geprüft hat.

In der Analyse wurden Satellitenbilder und Messdaten ausgewertet und verglichen. Deutschland ist mit 44 Prozent der größte Braunkohleproduzent der EU. Gleichzeitig zeichnet sich Deutschland nur für ein Prozent der Methan-Emissionen aus Braunkohle verantwortlich. Tatsächlich sind die Methanemissionen aus Braunkohletagebauen mit großer Wahrscheinlichkeit 184-mal so hoch wie angenommen.

Im Gegensatz zu Ländern wie Polen werden in den deutschen Tagebauen selbst keine Messungen durchgeführt, um den Methanausstoß zu bestimmen. Stattdessen werden Methanemissionen mit einem groben Richtwert berechnet. Die so errechneten Werte liegen beim Braunkohleabbau deutlich unter dem, was in anderen Förderländern gemessen wird. Auch Satellitendaten weisen darauf hin, dass Deutschland insgesamt bis zu 14 Prozent mehr Methan emittiert als bisher angenommen.

Weniger Methan ausstoßen

Methan ist ein hochaktives Treibhausgas. Es verbleibt zwar nicht so lange in der Atmosphäre wie Kohlenstoffdioxid, richtet aber kurzfristig sogar mehr Schaden an. Laut IPCC-Report ist Methan für etwa die Hälfte des bisherigen weltweiten Temperaturanstiegs von etwas über 1 Grad verantwortlich.

Große Mengen Methan werden bei der fossilen Energieproduktion aus Öl, Gas, und Kohle freigesetzt sowie in der Landwirtschaft und durch Mülldeponien. Viele Methanemissionen im Energiesektor könnten mit geringem Aufwand vermieden werden. Ordentliche Wartung fossiler Lieferketten könnte bereits große Mengen des Treibhausgases einsparen.

Lange gab es nahezu keine Auflagen für Methanemissionen. Auf der Klimakonferenz in Glasgow unterzeichneten 2021 rund 100 Länder den Global Methane Pledge. Sie verpflichten sich damit, gemeinsam die weltweiten Methanemissionen bis 2030 um 30 Prozent im Vergleich zu 2020 zu verringern und verbindlich zu messen. Im vergangenen Jahr einigten sich die Organe der Europäischen Union auf eine EU-Methanverordnung, die noch in diesem Jahr umgesetzt werden soll.

Klimaziele erreichen

„Um die 1,5-Grad-Grenze noch einzuhalten, müssen die weltweiten Methan-Emissionen massiv sinken. Die Bundesregierung hat sich mit dem Global Methane Pledge dazu verpflichtet, hierzu einen Beitrag zu leisten“, bekräftigt Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH. Gebraucht werde eine unabhängige Messoffensive, vor allem bei der Braunkohle, wo die Verfehlung besonders groß sei.

Besonders die Tagebaue Hambach und Welzow-Süd sowie die Tagebauseen des Lausitzer Seenlands stoßen Satellitenbildern nach deutlich mehr Methan aus als angenommen. „Die deutschen Braunkohletagebaue sind noch viel schmutziger, als die Regierung denkt. Als ‚Champion‘ des Global Methane Pledge sollte Deutschland konsequent Methanmessungen und -minderungen umsetzen“, fordert Sabina Assan, Methan-Analystin bei Ember Climate. Die Informationslücke zwischen geschätzten und tatsächlichen Emissionen zu schließen, sei der erste Schritt zur Reduzierung der Methan-Emissionen und damit ein wichtiger Hebel im Kampf gegen die Klimakrise. jb


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