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KlimafinanzierungKlimafonds für den Globalen Süden verfehlt sein Ziel

Klimagerechtigkeit, Klimakrise, Leuchttafel
Die Finanzierungshilfen für den Globalen Süden zur Bewältigung der Klimafolgen sind unzureichend. (Foto: Jon Tyson on Unsplash)

Der Green Climate Fund ist der größte multilaterale Klimafonds der Welt. Er soll Entwicklungsländer bei Klimaschutz und -anpassung unterstützen, vor allem mit Geld aus dem Privatsektor. Doch diese Erwartung wird bislang nicht erfüllt.

29.11.2023 – Der globale Süden leidet am stärksten unter den Folgen der Klimakrise. In vielen Ländern bringen extrem hohe Temperaturen, ausbleibender Regen mit Dürre und Ernteausfällen, Waldbrände oder auch Stürme mit Überflutungen Zerstörung und Armut. Häufig sind Regionen betroffen, die für eher wenige CO2-Emissionen verantwortlich sind, aber den größten wirtschaftlichen Schaden tragen.

Finanzierung für Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen

Um hier einen Finanzierungsausgleich zu schaffen wurde 2010 von der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC) der Green Climate Fund (GCF) ins Leben gerufen. Er verwaltet aktuell 200 Projekte mit einem Gesamtwert von 40 Milliarden US-Dollar. Der Green Climate Fund ist der größte multilaterale Klimafonds der Welt. Er soll Entwicklungsländer beim Klimaschutz und der Klimaanpassung unterstützen. Ein erheblicher Anteil der Finanzmittel sollte nach dem Willen der Geberländer aus dem Privatsektor kommen.

Privatsektor nicht ausreichend motiviert

Doch diese Erwartung hat sich bislang nicht erfüllt, der Privatsektor habe daran nur einen geringen Anteil. stellt Thomas Kalinowski von der Ewha Womans University, Seoul, und dem Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit Helmholtz-Zentrum Potsdam, in einer aktuellen Studie fest. Das liege an etlichen Mängeln in der Strategie des Fonds, sagt der Politikwissenschaftler und sieht eine Reihe von Gründen: „Der offensichtlichste ist, dass die meisten Unternehmen ein solches Engagement derzeit nicht als profitabel einschätzen. Vor allem für Klimaanpassung fehlen noch attraktive Geschäftsmodelle, und Investitionen in besonders vulnerablen Ländern des Globalen Südens gelten als riskant.“

Investitionen in Erneuerbare Energien gelten als profitabel

Eine Ausnahme bei den privaten Investitionen sieht der Studienautor im Bereich der Erneuerbaren Energien. Hier seien die privaten Klimaprojekte des Green Climate Fund konzentriert. Das gebe jedoch keinen Anlass zu hoffen, mahnt Kalinowski, dass massive private Investitionen aus dem Globalen Norden die nachhaltige Entwicklung im Globalen Süden entscheidend vorantreiben würden. Und es wäre zudem kein Argument, um öffentliche Entwicklungshilfe zu reduzieren, mahnt der Forscher.

Projekte des Privatsektors aus öffentlichen Mitteln finanziert

Im September 2022 führte der Green Climate Fund 47 genehmigte Projekte des Privatsektors von insgesamt 207 Projekten, berichtet das Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit (RIFS). Fünf dieser 47 Projekte waren zur Zeit der Studie nicht mehr aktiv. Die Misserfolgsquote sei damit deutlich höher als im öffentlichen Sektor, wo nur zwei von 160 Projekten gescheitert waren, erläutert Kalinowski. Es verbleiben 42 Projekte des privaten Sektors mit einem Volumen von 16,9 Milliarden US-Dollar, von insgesamt 40,2 Mrd. US-Dollar an Fonds-Mitteln. Das bedeutet laut Berechnung, dass 21 Prozent aller Projekte aus dem privaten Sektor stammen und 42 Prozent aller Projektmittel dort hinfließen.

Auf den zweiten Blick

Kalinowski schaut aber genauer hin und in seiner Analyse stellen sich die Zahlen etwas anders dar. Denn 22 Prozent der 16,9 Milliarden US-Dollar, die in Projekte des Privatsektors investiert werden, sind Mittel, die vom Green Climate Fund selbst bereitgestellt werden, heißt es in der Studie. Der Rest stamme häufig von anderen öffentlichen Einrichtungen, wie etwa der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung und anderen regionalen oder nationalen Entwicklungsbanken. „Mit anderen Worten: Ein Großteil der Projektfinanzierung des Green Climate Fund für den Privatsektor stammt nicht aus dem Privatsektor, sondern aus öffentlichen Quellen“, sagt der Politikwissenschaftler.

Kurzfristige Profitinteressen versus langfristige Transformation

Wichtiger noch als die Menge der Privatprojekte sei aber ihre Qualität. Eine dringende Aufgabe sieht Kalinowski darin sicherzustellen, dass Projekte des privaten Sektors im Einklang mit den Grundsätzen des GCF und generell den Prinzipien guter Entwicklungszusammenarbeit stehen. „Es muss sichergestellt werden, dass Klimaprojekte im Globalen Süden in nationale Entwicklungs- und Klimapläne eingebettet sind. Die stärkere Beteiligung des Privatsektors im Globalen Süden und der Zivilgesellschaft sowie gute Rahmenbedingungen in Empfängerländern sind wichtiger als die Maximierung privater Kapitalströme.“

Wenn diese Regeln nicht eingehalten werden, laufen der Green Climate Fund und die private Klimafinanzierung Gefahr, den Ländern im Globalen Süden nicht etwa zu helfen, warnt der Studienautor, sondern im Gegenteil sogar deren bereits bestehende Schuldenlast, ökonomische Abhängigkeit und finanzielle Instabilität zu erhöhen. Der Ausbau Erneuerbarer Energien, schließt Kalinowski, sei zwar sehr viel besser als die Ausbeutung von natürlichen Rohstoffen – doch allein sei dies kein Weg für eine erfolgreiche nachhaltige Entwicklung im Globalen Süden. na


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