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EuropaUngenügend vorbereitet auf die Klimakrise

Menschen in gelber Feuerwehruniform stehen in einem Wald in Rauchschwaden
Die französische Feuerwehr bekämpft im Sommer 2022 auflodernde Waldbrände (Bild: © European Union, 2022, flickr, CC BY 2.0 Deed)

Ob Ernährungssicherheit, Gesundheit oder finanzielle Stabilität, die Klimakrise hat Auswirkungen auf viele Bereiche. Laut EU-Umweltagentur aber, bereitet sich Europa unzureichend auf die wachsenden Risiken vor.

12.03.2024 – Viele der Risiken hätten bereits kritische Niveaus erreicht und könnten ohne sofortige, entschlossene Maßnahmen katastrophale Ausmaße annehmen, schreibt die Umweltagentur der Europäischen Union (EUA) in ihrer ersten europäischen Klimarisikobewertung, die am gestrigen Montag veröffentlicht wurde. Kein anderer Kontinent auf der Welt erwärmt sich infolge der menschengemachten Globalen Erwärmung so schnell, wie Europa. Ausreichende Vorbereitung für Klimaanpassungsmaßnahmen aber treffe die Staatengemeinschaft nicht, warnt die Umweltagentur.

In dem umfassenden Bericht wurden 36 Hauptklimarisiken für Europa innerhalb von fünf größeren Clustern ermittelt: Ökosysteme, Nahrungsmittel, Gesundheit, Infrastruktur sowie Wirtschaft und Finanzen. Für 21 Risiken erfordere es eine sofortige Intensivierung der Maßnahmen, so die EUA. Einige davon seien besonders dringlich und der bedrohlichen Lage bereits hinterher.

  1. Ökosystem Küste: Das Leben an der Küste ist durch den steigenden Meeresspiegel und heftige Stürme infolge der Globalen Erwärmung immer stärker bedroht. Der Erosion und Überflutungen müsste mit Maßnahmen besser entgegengewirkt werden – wie etwa höhere Deiche sowie mehr technische und natürliche Rückhalteräume bei Überflutungen.
  2. Ökosystem Meer: Durch steigende Meerestemperaturen, Schadstoffeinträge und Überfischung sind Flora und Fauna unserer Weltmeere extrem gefährdet. Auch der wichtigste globale Klimaregulator droht infolge der Erwärmung zu kollabieren, mit verheerenden Auswirkungen für Europa. Neben einem nachhaltigeren Umgang mit unseren Weltmeeren und dem Leben darin, hilft nur noch eine radikale Reduktion der Treibhausgasreduktionen.
  3. Wälder: Die natürlichen Kohlenstoffsenken Europas, insbesondere im Süden, sind extrem bedroht. Hitze, Dürre und menschliches Fehlverhalten sorgten im vergangenen Sommer und Herbst wieder einmal für verheerende Waldbrände, insbesondere in Süditalien und Griechenland. In Deutschland hat sich die Lage im letzten Jahr erholt. Aber auch hierzulande brannte es in den letzten Jahren und monokulturelle Fichtenwälder starben ab. Neben der Bekämpfung der Klimakrise sind hitzeresistentere Mischwälder und weniger Forstwirtschaft Lösungsansätze.
  4. Ernährung: Ebenfalls in Südeuropa sind Risiken, die durch Hitze und Dürre für den Nutzpflanzenanbau entstehen, auf einem kritischen Niveau, schreibt die Umweltagentur. Aber auch Länder Mitteleuropas sind gefährdet. Dürre bedroht ebenso die Trinkwasserversorgung. Eine gewichtige Lösung wäre hier die Ernährungsumstellung der Menschen, weg von tierischen, hin zu pflanzlichen Eiweißen. Das würde den Wasserverbrauch erheblich mildern.
  5. Gesundheit: Vor allem ältere Personen und andere vulnerable Gruppen sowie Menschen, die im Freien arbeiten müssen, sind zunehmend extremer Hitze in Europa ausgesetzt, an die der Körper nicht gewöhnt ist und die zu schweren negativen gesundheitlichen Effekten führen kann. Hier braucht es Änderungen im Arbeitsrecht. Um vulnerable Gruppen besser zu schützen, wird in verschiedenen Ländern Europas unter anderem über Kühlzentren im Sommer nachgedacht sowie bessere Informationsleistungen. Langfristig braucht es für eine resilientere Bevölkerung vor allem in Städten mehr Grün und Wasser.
  6. (kritische) Infrastruktur: Zunehmende extreme Wetterereignisse wie Hitze und Hochwasser stellen ein Risiko für die Daseinsvorsorge mit Energie und Wasser dar. Im sizilianischen Catania fiel vergangenen Hitze-Sommer der Strom aus, weil Kabel unter dem Asphalt schmolzen, Klimaanlagen konnten nicht mehr betrieben werden. Im Winter liefen Talsperren in Deutschland nach Starkregen über. Angesichts von Hitze und Starkregen könnten weitere Talsperren gebaut werden, die die Folgen der Extreme abmildern.
  7. Europäische Solidarität: „Die Tragfähigkeit des Solidaritätsfonds der Europäischen Union ist aufgrund der hohen Kosten infolge der Überschwemmungen und Waldbrände der letzten Jahre bereits stark gefährdet“, schreibt die Umweltagentur. Durch verschärfte Klimaauswirkungen würden auch private Versicherungslücken größer und einkommensschwache Haushalte anfälliger. Insgesamt sei das europäische Wirtschafts- und Finanzsystem mit zahlreichen Klimarisiken konfrontiert.

Leena Ylä-Mononen, Exekutivdirektorin der EUA, sagt: „Um die Widerstandsfähigkeit unserer Gesellschaften sicherzustellen, müssen die europäischen und nationalen politischen Verantwortlichen jetzt handeln, damit die Klimarisiken sowohl durch rasche Emissionssenkungen als auch durch entschlossene Anpassungsstrategien und -maßnahmen verringert werden.“ Die Umweltagentur fordert die europäischen Mitgliedsstaaten zu einer engeren Zusammenarbeit auf, um die drängenden Probleme bei der Klimaanpassung gemeinsam zu bewältigen. mg


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