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Die Meinung
14. Mai 2018

Versorgung belgischer AKW muss gestoppt werden

Noch immer wird in großen Teilen der Politik ausgeblendet, dass Uranfabriken in Niedersachsen und NRW Nuklearbrennstoff für belgische und andere Reaktoren produzieren. Die Energiewende muss beschleunigt werden, gleichzeitig müssen die Uranfabriken gestoppt werden.

Udo Buchholz ist Vorstandsmitglied und Pressereferent beim BBU

Udo Buchholz ist Vorstandsmitglied und Pressereferent beim BBU

14.05.2018 – Am 9. Juni wird die Anti-Atomkraft-Bewegung erneut ein Zeichen setzen: In Lingen (Emsland) wird dann gegen den Weiterbetrieb der inzwischen alten AKW in der Bundesrepublik (und anderswo) und gegen die Uranfabriken in Gronau (NRW) und Lingen (Niedersachsen), für die es nach wie vor keinerlei Laufzeitbegrenzung gibt, demonstriert. Zahlreiche Initiativen und Verbände rufen zur Teilnahme auf. Konkreter Anlass der Demonstration ist der 30. Jahrestag der Inbetriebnahme des AKW Lingen 2. Umgangssprachlich wird dieses AKW oft noch immer als das „neue“ AKW in Lingen bezeichnet. AKW Lingen 1 wurde bereits in den 70er Jahren stillgelegt und befindet sich im Rückbauverfahren. Doch als „neu“ kann man das AKW Lingen 2 nicht mehr bezeichnen. 30 Jahre Betriebszeit sind an dem Reaktor nicht spurlos vorbei gegangen und immer wieder gibt es „meldepflichtige Ereignisse“.

Während das AKW Lingen 2 mit seinem Kühlturm weithin sichtbar ist, ist die in der Nähe des AKW gelegene Brennelementefabrik von einem Wald umgeben und kaum sichtbar. Doch in dieser unscheinbaren Anlage werden Brennstäbe hergestellt, die die wichtige Grundlage für den Weiterbetrieb von AKW im In- und Ausland garantieren. Es ist erfreulich, dass sich immer mehr Politikerinnen und Politiker gegen den Weiterbetrieb der belgischen AKW aussprechen. Aber wenn seitens der Politik geduldet wird, dass in belgischen AKW angereichertes Uran aus Gronau und Brennstäbe aus Lingen zum Einsatz kommen, dann ist das mehr als widersinnig. Bürgerinitiativen, Umweltverbände wie der BBU und auch die atomenergiekritische Ärzteorganisation IPPNW fordern schon lange die Stilllegung dieser Atomfabriken. Doch die Politik hat es noch nicht einmal geschafft, die Brennelemente-Exporte von Lingen nach Belgien zu unterbinden, obwohl das rechtlich möglich wäre. Selbst die Stilllegung der Uranfabriken in Gronau und Lingen könnte rechtssicher erfolgen. Damit dieses Ziel aber erreicht wird, ist weiterer Druck aus den Reihen der Bevölkerung zwingend notwendig. Und so wäre eine breite Beteiligung an der Demonstration in Lingen am 9. Juni ein wichtiges Signal in Richtung Bundesregierung, aber auch für die Landesregierungen besonders in Hannover und Düsseldorf.

Nach gemeinsamen Protesten von Anti-Atomkraft- und von Anti-Kohle-Initiativen wäre es zudem ein starkes Signal, wenn sich an der Demonstration auch Anti-Kohle-Initiativen beteiligen würden. Gemeinsame Aktivitäten gab es zum Beispiel in Essen anlässlich der RWE-Hauptversammlung. Diese fand (provokativ?) ausgerechnet am 32. Jahrestag der Tschernobyl-Katastrophe statt (26. April).

Der Tschernobyl-Jahrestag war für den BBU wieder ein wichtiges Datum, um den Sofortausstieg aus der Atomenergie einzufordern. Gleichzeitig rief der BBU zum weiteren Engagement gegen die Atomindustrie und zur Gründung neuer Bürgerinitiativen auf, bei der der BBU gerne behilflich ist. Die Gefahren der Atomenergienutzung sind weiterhin enorm und es bleibt wichtig, dass sich möglichst viele Bürgerinnen und Bürger damit intensiv befassen. Bis zur Stilllegung der letzten AKW in der Bundesrepublik Ende 2022 können noch viele Störfälle eintreten und auch die ständigen Meldungen über Störfälle in den belgischen AKW, oder in AKW anderer Länder, sind alles andere als beruhigend.

Bei den Protesten bleibt es zudem wichtig, dass diese möglichst eng verzahnt werden. Die Anti-Atomkraft-Bewegung war immer da erfolgreich, wo es breit verankerte und vielschichtige Proteste gab, so etwa schon in den 70er Jahren gegen den Bau des AKW Wyhl bis hin zu den Protesten gegen die Atommüllprojekte in Gorleben. Heute ist die Kooperation von Bürgerinitiativen, Umweltverbänden, Initiativen und Verbände der Energiewende, aber auch von Tourismusvereinigungen, Medizinerinnen und Medizinern etc. wichtiger denn  je. Anzuknüpfen ist beispielsweise an den Inhalten und Kooperationen der großen Energiewende-Demonstrationen der letzten Jahre: Für die Energiewende und gegen Fracking, Kohle- und Atomkraft!

Bei den Aktivitäten ist auch immer der grenzüberschreitende Austausch wichtig. Dies wird bei der wichtigen deutsch-belgischen Zusammenarbeit gegen die AKW in Belgien deutlich. Und aktuell unterstützen immer mehr Organisationen aus den Niederlanden den Aufruf zur Teilnahme an der Demonstration in Lingen am 9. Juni. Immerhin ist der Atomstandort Lingen auch nur einige Kilometer von der deutsch-niederländischen Grenze entfernt. Und es war übrigens ein niederländischer Atomkraftgegner, der sich in den 80er Jahren massiv juristisch gegen den Bau des AKW Lingen 2 zur Wehr gesetzt hatte. Leider erfolglos.

Der BBU setzt sich weiterhin konsequent für einen umfassenden Atomausstieg und die notwendige Energiewende ein. Zur finanziellen Absicherung seiner engagierten Arbeit ist der BBU allerdings auf Unterstützung angewiesen. Willkommen sind Spenden und neue Mitglieder.

Udo Buchholz engagiert sich seit 1980 u. a. gegen Atomkraftwerke und Atomanlagen. Er ist Vorstandsmitglied und Pressereferent des BBU und ist Mitorganisator der Demonstration am 9. Juni 2018 in Lingen.

Der BBU ist der Dachverband zahlreicher Bürgerinitiativen, Umweltverbände und Einzelmitglieder. Er wurde 1972 gegründet und hat seinen Sitz in Bonn. Weitere Umweltgruppen, Aktionsbündnisse und engagierte Privatpersonen sind aufgerufen, dem BBU beizutreten um die themenübergreifende Vernetzung der Umweltschutzbewegung zu verstärken.

Der BBU engagiert sich u. a. für menschen- und umweltfreundliche Verkehrskonzepte, für den sofortigen und weltweiten Atomausstieg, gegen die gefährliche CO2-Endlagerung, gegen Fracking und für umweltfreundliche Energiequellen. Informationen über den BBU und seine Aktivitäten gibt es im Internet unter www.bbu-online.de; telefonisch unter 0228-214032 und unter https://www.facebook.com/BBU72. Postanschrift: BBU, Prinz-Albert-Str. 55, 53113 Bonn.




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