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Israels eigene EnergiewendeKohleausstieg durch Erdgaseinstieg

Bis 2030 will Israel seine Stromnachfrage durch 83 Prozent Erdgas sowie 17 Prozent Erneuerbare Energien decken. Kohleenergie soll dann gar keine Rolle mehr spielen. (Foto: Surajseo / commons.wikimedia.org, CC BY-SA 4.0)

Zur Verringerung der Umweltverschmutzung und Stärkung der „Friedensachse“ will Israel bis 2030 auf den Einsatz von Kohle, Benzin und Diesel verzichten. Dafür soll die Industrie und der Transportsektor auf Erdgas und Erneuerbare umgestellt werden.

02.03.2018 – In den nächsten zwölf Jahren will Israel sein Energiesystem fundamental umstellen. Dafür hat Energieminister Yuval Steinitz auf einer Energiekonferenz in Tel Aviv einen kompletten Umstieg auf Erdgas und alternative Brennstoffe angekündigt. Das berichtet die Zeitung The Times of Israel. Israels Industrie soll dann auf Erdgas basieren und der Transportsektor elektrifiziert bzw. ebenfalls auf Erdgas umgestellt werden. Dafür dürfen ab 2030 keine mit Diesel oder Benzin betriebenen Pkw mehr importiert werden.

Im Jahr 2014 wurde die Stromerzeugung noch jeweils zur Hälfte durch Kohle und Erdgas gedeckt. Bis 2030 hat sich Israel jedoch das Ziel gesetzt, seinen Strommix deutlich anzupassen. Der Erdgas-Anteil soll dann auf 83 Prozent gesteigert, der Kohle-Anteil gleichzeitig auf null reduziert und die restlichen 17 Prozent durch Erneuerbare Energien gedeckt werden. Damit würde das Land mit seinen über acht Millionen Einwohnern zwar immerhin einen Kohleausstieg vollziehen, trotzdem jedoch noch weit von einer echten Energiewende entfernt sein.

Schlechte Klimabilanz von Erdgas

Zwar erzeugt die Verbrennung von Erdgas weniger klimaschädliche Emissionen als die Verfeuerung von Kohle, dennoch ist die Förderung von Erdgas alles andere als klimafreundlich. So zeigt etwa eine Untersuchung der renommierten Purdue University, dass der Methan-Ausstoß bei Raffinerien in den USA elf bis 90 Mal höher war als angenommen, bei Gaskraftwerken sogar 21 bis 120 Mal. Dabei ist Methan mindestens 25 Mal klimaschädlicher als CO2, das bei der Verbrennung von fossilen Kraftstoffen freigesetzt wird. Gebe es an einer Anlage ein Leck das mehr als drei Prozent des Gases freilasse, sei der Treibstoff sogar klimaschädlicher als Kohle.

Ungeachtet der schlechten Klimabilanz von Erdgas wird die israelische Stromproduktion bereits in diesem Jahr zu 71 Prozent aus Erdgas, zu 25 bis 27 Prozent aus Kohle und nur zu zwei Prozent aus Erneuerbaren bestehen, berichtet The Times of Israel. Steinitz warb deshalb in Tel Aviv damit, dass Israel zu einem der ersten westlichen Länder gehören könnte, in dem Energie ohne Umweltverschmutzung produziert wird. Wie das allerdings mit einer Stromproduktion gelingen soll, die zum großen Teil auf die Verbrennung von Erdgas beruht, bleibt unklar.

Israels Offshore-Erdgasfelder

Erst in den letzten zehn Jahren entdeckte Israel riesige Offshore-Erdgasfelder, die dem Land nun zur Energieunabhängigkeit verhelfen sollen. Bereits 2013 startete die Produktion am Tamar-Gasfeld, im nächsten Jahr soll das Leviathan-Feld folgen. Hierbei handelt es sich womöglich um das größte Offshore-Erdgasfeld, das in der Welt im vergangenen Jahrzehnt entdeckt wurde.

Exportiert wird das Gas dann nicht nur nach Ägypten, sondern ebenfalls nach Jordanien. Dies stärke die „Friedensachse“, so der israelische Energieminister, und sei ein geopolitischer Erfolg, der erst durch die Förderung vom Erdgas ermöglicht wurde.

Es gibt allerdings auch Proteste gegen die geplante Leviathan-Anlage, da diese nur etwa zehn Kilometer von der Küste entfernt errichtet werden soll und dadurch Umweltverschmutzungen und –schäden in Milliardenhöhe verursachen könnte. Die an Land befindliche Gasaufbereitung könnte zudem lokale Wasserquellen verschmutzen.

Man wird deshalb das Gefühl nicht los, dass hinter Israels Bestrebungen für einen schnellen Kohleausstieg mehr als nur der reine Umweltschutz stecken könnte. Eine vollständige Unabhängigkeit vom Erdöl und der Kohle anderer Länder scheint ebenfalls eine wichtige Rolle zu spielen. Wenn nicht sogar die Hauptrolle. jk


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