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Tschernobyl wird Biosphärenreservat und Solarkraftwerk

Gut 30 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl wird die 30-Kilometer-Sperrzone zum Biosphärenreservat. Nach Plänen des ukrainischen Umweltministers sollen hier riesige Solarkraftwerke entstehen. (Foto: CC0 Public Domain, pixabay.com)
Gut 30 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl wird die 30-Kilometer-Sperrzone zum Biosphärenreservat. Nach Plänen des ukrainischen Umweltministers sollen hier riesige Solarkraftwerke entstehen. (Foto: CC0 Public Domain, pixabay.com)

Über 30 Jahre nach der Reaktorkatastrophe wird die Schutzzone um das AKW Tschernobyl zum Biosphärenreservat. Die Regierung plant Erneuerbare-Energien-Anlagen, Leitungen sind vorhanden und Pläne für ein riesiges Solarkraftwerk gibt es bereits.

15.08.2016 – Anfang August trat der Erlass zur Umwandlung der 30-Kilometer-Schutzzone um den havarierten Reaktor von Tschernobyl in ein Biosphärenreservat in Kraft. Damit ist dort eine wirtschaftliche Nutzung des Geländes bei gleichzeitiger Bewahrung der Natur möglich. Zuvor traten bereits Gesetze in Kraft, die den Bau von Windkraft- und Solaranlagen sowie wissenschaftliche Forschung auf dem rund 227.000 Hektar großen Gebiet erlauben. Bis Ende des Jahres könnte eine erste Solaranlage mit einer Leistung von 4 Megawatt (MW) installiert sein.

Die Pläne des ukrainischen Umweltminister Ostap Semerak sind allerdings deutlich größer und deutlich teurer. Von einer installierten Solarkapazität von 4.000 MW träumt der Politiker, die Kosten dürften bei mindestens 1,5 Milliarden Euro liegen. Es gebe auch schon einige Interessenten, ist zu hören. Aus den USA, Saudi-Arabien und Kanada haben Investoren ihre Fühler ausgestreckt. Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) in London soll ebenfalls als Geldgeber interessiert sein. Sie finanziert bereits den neuen, gewaltigen Beton-Sarkophag, der noch bis November über den Unglücksreaktor gebaut wird.

Entwicklungs- statt Katastrophenzone

Für die Nutzung der Tschernobyl-Schutzzone für Erneuerbare Energien spricht einiges: Die Fläche kann landwirtschaftlich nicht genutzt werden, neue Wohngebäude sind aufgrund der Strahlung ebenfalls ausgeschlossen. Erfahrene Energieexperten seien ohnehin vor Ort, so Semerak. Schließlich arbeiten noch immer bis zu 10.000 Menschen an der Beseitigung der Folgen des Unfalls und der Überwachung der Anlagen. Die Stromleitungen und Infrastruktur des alten AKWs stehen ebenso zur Verfügung. Die Strahlung sei seit 1986 um das Zehnfache zurückgegangen. Das Territorium solle man nicht als Katastrophenzone, sondern als Entwicklungszone betrachten, fordert der ukrainische Umweltminister.

Investitionen in Erneuerbare Energien haben für die Ukraine noch einen weiteren Vorteil: Die starke Abhängigkeit von russischen Gas- und Kohlelieferungen könnte verringert werden. Seit dem Ausbruch des Kriegs im Osten des Landes versucht die Ukraine bereits durch fossile Importe aus Westeuropa, die dauerhafte Nutzung der AKWs des Landes an der Obergrenze der Leistungsfähigkeit und Energieeinsparungen die Situation zu verbessern. Mittel- und langfristig versprechen aber derzeit nur die Erneuerbaren Energien mehr Unabhängigkeit von russischen Energielieferungen. Auf dem Papier existieren in der Ukraine dafür ehrgeizige Pläne, nun müssen diese auch umgesetzt werden. cw


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