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PIK-StudieWeltweit spart der Kohleausstieg viel Geld

Ein Kohlekraftwerk in China an einer Straße. Der Himmel ist grau.
Wie hier in Lengshuijiang, Hunan, China, schädigen Kohlekraftwerke Umwelt und Klima. (Bild: Huangdan2060 / WikiCommons, Public Domain)

Umgerechnet 370 US-Dollar würde jeder Mensch auf der Erde bis 2050 sparen, wenn jetzt ein globaler Kohleausstieg eingeleitet wird. Vor allem in China und Indien wären die Vorteile für die Gesundheit der Menschen und das Ökosystem immens.

25.03.2020 – Der Nutzen eines Kohleausstiegs überwiegt dessen Kosten  – Das ist die zentrale Erkenntnis einer Computersimulation durch ein internationales Forscherteam unter Leitung des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Ziel der Forscher war es, die Auswirkungen eines Kohleausstiegs möglichst umfassend zu beleuchten. Neben dessen Auswirkungen auf das gesamte Energiesystem, wurden erstmals auch die Schäden an Mensch und Umwelt, die Kohleverbrennung verursacht, in Geld ausgedrückt und so mit den Kosten für den Klimaschutz vergleichbar gemacht.

Sebastian Rauner vom PIK und Leitautor der Studie erklärt in diesem Fall das Vorgehen: „Insbesondere haben wir zwei Arten von Umweltkosten betrachtet: Die Kosten für die menschliche Gesundheit, maßgeblich verursacht durch Atemwegserkrankungen, und den Verlust an biologischer Vielfalt, gemessen an den Kosten für die Renaturierung derzeit bewirtschafteter Flächen.“ Mit den Kosten für den Klimaschutz wiederum bezifferten die Forscher ein mögliches verringertes Wirtschaftswachstum und zusätzlichen Investitionen in das Energiesystem.

Das Ergebnis mache laut Gunnar Luderer, ebenfalls vom PIK, deutlich: „Die Kosteneinsparungen durch verringerte Schäden an Gesundheit und Ökosystemen überkompensieren die direkten wirtschaftlichen Kosten eines Ausstiegs aus der Kohleverstromung deutlich.“. In Zahlen ausgedrückt ermittelten die Forscher, dass dadurch im Jahr 2050 eine netto Ersparnis von etwa 1,5 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung erreicht würde. Das ist gleichbedeutend mit 370 US-Dollar für jeden Menschen auf der Erde.

Vorteile sind direkt und vor Ort spürbar.

Vor allem in China und Indien könnte der Kohleausstieg schon mittelfristig einen immensen Vorteil bringen – Bereits 2030 wie die Forscher deutlich machen. „Für die Bürgerinnen und Bürger einer indischen oder chinesischen Millionenmetropole macht es einen großen Unterschied, welche Luft sie atmen, und für die Bauern, wie intakt die Ökosysteme sind. Diese Vorteile sind direkt und vor Ort spürbar", sagt Sebastian Rauner. Die Metropolen leiden unter massiver Luftverschmutzung und hoher Bevölkerungsdichte. In Indien wächst die Bevölkerung weiter ungebremst an und in China bereit vor allem die alternde Gesellschaft und deren Gesundheit zunehmend Sorgen.

Doch in China befinden sich Kohleprojekte mit einer Leistung von 100 Gigawatt (GW) im Bau, weitere 106 GW sind in Planung. In Indien sind es 37 GW im Bau befindlicher Kohlekapazitäten, weitere 29 GW sind in Planung. Dass diese auch wirtschaftlich keinen Sinn machen, hat kürzlich der britische Think Tank Carbon Tracker ermittelt. Vielmehr sind regenerative Energieprojekte – neben China und Indien – auch in allen anderen wichtigen Märkten bereits günstiger. Darüber hinaus sind laut Carbon Tracker neue Wind- und Solaranlagen ab 2030 günstiger als bestehende Kohlekraftwerke.

Die Forscher des PIK stellen nun klar, dass Regierungen den Kohleausstieg endlich als günstige Möglichkeit erkennen müssen, die globalen Treibhausgasemissionen erheblich zu reduzieren und gleichzeitig im eigenen Land enorme Vorteile zu erzielen. mf


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