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Kritische RohstoffeAuf der Suche nach dem weißen Gold

Die Chemetall Foote Lithium Operation in Clayton Valley, einem trockenen Seebett in Esmeralda County, Nevada, östlich von Silver Peak, einer winzigen Stadt, in der seit etwa 150 Jahren verschiedene Arten von Bergbau betrieben werden.
Die USA will mehr Lithium abbauen. Der erste Schritt: Die einzige Lithiummine in Silver Peak, Nevada, soll ihre Kapazität verdoppeln. (Bild: Doc Searls / CC BY 2.0 / via Wikimedia Commons)

Lithium ist inzwischen so gefragt, dass es weißes Gold genannt wird. Förderkapazitäten werden weltweit rasant ausgebaut und neue Recyclingmethoden für Altbatterien erforscht. Die USA wie Europa werden von einem neuen Goldrausch erfasst.

06.02.2023 – Lithium ist ein Leichtmetall und eigentlich geologisch keineswegs knapp. Doch für die grüne Wirtschaftswende werden nun schnell enorme Mengen benötigt, vor allem für Batterien. Die Lithiumförderung wird deshalb weltweit gesteigert. Sowohl neue Minen als auch alternative Recyclingmethoden sollen dazu beitragen, den drohenden Engpass zu beheben.

Mehr recyceln, mehr fördern

Die EU hat es sich ebenso wie die USA zum Ziel gesetzt, in Rohstofffragen unabhängiger vom Weltmarkt zu werden. In den USA gibt es bisher nur eine Lithiummine und in Europa wird das Leichtmetall noch gar nicht abgebaut. Importe kommen aus Südamerika und China. Nun sollen heimische Recyclinganlagen auf- und Lithium in inländischen Minen abgebaut werden.

Mehr Metalle aus Altbatterien zu recyceln, ist wohl in jeder Hinsicht sinnvoll. So wurde Lithium bisher nur selten aus Altbatterien herausgelöst, da es auf dem Markt günstig zu haben war. Um den Gesamtrohstoffverbrauch zu senken, müssen mehr Rohstoffe im Kreislauf geführt werden, anstatt ungenutzt auf Halden zu landen. Die steigende Nachfrage sowie schärfere CO2- und Umweltregelungen führen so auch zu einer stärkeren Konzentration auf Sekundärrohstoffe und günstige, ergiebige Recyclingmethoden.

Am Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) forschen zum Beispiel mehr als 100 Wissenschaftler:innen sowohl an Lithium-Ionen- als auch an sogenannten Post-Lithium-Batterien. Das sind Batterien auf Basis von Natrium, Magnesium und Calcium, also Batterien, für die keine kritischen Rohstoffe gebraucht werden. Das Institut baut dabei selbst komplette Batteriesysteme, inklusive Recycling. Das Institut betreibt zudem eine europaweit einzigartige Pilotanlage zur industriellen Produktion von großen Lithiumionenzellen für Elektrofahrzeugen.

Der neue Goldrausch

Die Primärförderung steht überall auf der Welt in der Kritik. In der Vergangenheit kam es durch Minen fast immer zu Umweltverschmutzungen, unter denen die anliegende Bevölkerung zu leiden hatte. Auch heute werden Minenprojekte meist argwöhnisch betrachtet, wenn sie nicht sogar großflächige Proteste auslösen. Bergbau ist immer ein Eingriff in die Natur, daran ist nicht zu rütteln. Doch Metalle könnten deutlich umwelt- und klimafreundlicher gefördert werden, wenn Gesetze und Markt es verlangen.

Im Wasser der Wüste von Nevada sind – ähnlich wie in Chile – große Mengen an Lithium enthalten. In der einzigen derartigen Mine der USA wird hier Lithium abgebaut. Die Kapazitäten der Mine sollen nun verdoppelt werden. Auch in Kalifornien soll demnächst Lithium gefördert werden. Das Thermalwasser rund um den Saltonsea wird bereits seit Jahrzehnten in Geothermieanlagen zur Stromerzeugung genutzt. Demnächst soll auch das Lithium herausgefiltert werden. Dazu sind weitere Anlagen in Planung, um das Leichtmetall gleich vor Ort in Batterien zu verarbeiten.

Ein ähnliches Geothermie-Projekt mit geplanter Lithiumförderung gibt es auch in Deutschland, im Oberrheingraben. Portugal hat erst vor kurzem weitere Probebohrungen für Lithiumminen im Norden und der Mitte des Landes genehmigt. Die Regierung hat vor, Europas größter Lithiumproduzent zu werden. Eine umstrittene Lithiummine in Serbien lag nach Protesten vorerst auf Eis. Die im vergangenen Jahr neugewählte Regierung steht dem Projekt jedoch positiv gegenüber und ist wieder im Gespräch mit dem britisch-australischen Bergbaukonzern Rio Tinto, der die Mine bauen will. In Schweden verkündete der Bergbaukonzern LKAB erst Anfang des Jahres, im Norden des Landes das wohl größte Vorkommen an Seltenen Erden Europas entdeckt zu haben. Es bleibt abzuwarten und zu hoffen, dass die Projekte nachhaltig, umwelt- und klimafreundlich umgesetzt werden. jb


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