Menü öffnen

Grüne WendeEuropa braucht Rohstoffe

Noch heute bestehender, giftiger Säuresee im Dorf Mitsero auf Zypern, Relikte einer Kupfermine aus den 1960ern
Der Abbau von Rohstoffen wird vor allem mit Gefahren für Mensch und Umwelt in Verbindung gebracht. Wenn Europa wieder eine heimische Primärförderung aufbauen will, muss sich das ändern (Bild: Dimitris Vetsikas / Pixabay)

Europa benötigt kritische Rohstoffe, um seine Wirtschaft umzubauen. Dabei sind die europäischen Staaten derzeit stark von Importen abhängig – besonders aus China. Das soll sich ändern. Nachhaltiger Bergbau und Recycling sind die Herausforderung.

30.10.2023 – Die EU ist stark von importierten Rohstoffen abhängig. Die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern trat in der Energiekrise deutlich hervor. Doch nicht nur Öl und Gas sind entscheidende Rohstoffe. Die europäische Industrie ist auf kritische Rohstoffe wie Seltene Erden, Lithium und Magnesium angewiesen, um die Energiewende und das Netto-Null-Ziel zu schaffen.

Besonders viele dieser kritischen Rohstoffe importiert die EU fast ausschließlich aus China. Um unabhängiger zu werden, erarbeitet die EU derzeit den Critical Raw Materials Act. Darin wird festgelegt, dass Lieferketten in Zukunft diversifiziert werden, und der heimische Bergbau und Recyclingkapazitäten gefördert werden sollen. Die Initiative wurde sowohl von Industrie als auch von NGOs begrüßt. Sie wirft jedoch auch viele Fragen auf.

Dreckige Minen

Bergbau hat traditionell einen schlechten Ruf. Die Primärförderung von Rohstoffen wird vor allem mit Umweltverschmutzung und sozialer Ausbeutung in Verbindung gebracht. Dies ist wohl auch tatsächlich einer der Gründe, warum in den vergangenen Jahren immer mehr Minen in Europa schlossen.

Unternehmen wurden in der EU sowohl mit höheren und schlecht umgehbaren Umwelt- und Menschenrechtsstandards konfrontiert als auch mit langwierigen bürokratischen Genehmigungsverfahren. So verlagerten sich Primärproduktion und oft auch Verarbeitungsprozesse ins Ausland. Da es keine Regelungen für nachhaltige Lieferketten gab, importierte die europäische Industrie die so erzeugten Rohstoffe zu günstigen Preisen.

Lieferketten nachverfolgen, einheitliche Produktionsstandards schaffen

Auf mehreren Ebenen beginnt sich dies derzeit zu ändern. Das umstrittene Lieferkettengesetz der EU hat sicherlich noch viele Lücken, ist aber ein Anfang. Um unabhängiger zu werden, müssen sich die EU-Ländern nun der Herausforderung stellen, wie Bergbau innerhalb der EU mit Menschenrechts- und Umweltstandards umsetzbar und finanzierbar ist.

Initiativen verschiedener Staaten wie Portugal oder Serbien, den heimischen Lithiumabbau zu fördern, trafen bei der Bevölkerung bisher vor allem auf Widerstand. Und das nicht ohne Grund. Vielerorts wird bereits bei Umweltverschmutzung durch Explorationen berichtet. In Nordschweden, wo eines der größten Vorkommen an Seltenen Erden entdeckt wurde, beklagen indigene Gemeinden das Trockenlegen von Seen und Vertreibung aus ihren Dörfern, berichtet das Rechercheteam Investigate Europe.

In Europa können sie den Klageweg gehen und so Bergbauprojekte um Jahre verzögern. Dies wäre das Gegenteil von dem, was die EU anstrebt, um die Klimaziel zu erreichen. Statt notwendige Prüfungen auszulassen und Standards zu senken, muss ein Weg gefunden werden, den Bergbau für die Menschen vor Ort und die Umwelt in einem akzeptablen Ausmaß zu halten. Eine heimische Förderung kann in diesem Fall nur dann wirtschaftlich arbeiten, wenn entsprechende Standards für alle gelten. Nachhaltige Lieferketten nutzen am Ende also beiden Seiten – sie stärken die Menschenrechte und Umweltstandards sowie die Unabhängigkeit aller. jb   


Mehr zum Thema


Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

(wird nicht veröffentlicht)
max 2.000 Zeichen


energiezukunft