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Klima-Risiko-Index 2021Stürme, Fluten, Dürren treffen arme Länder besonders hart

Überflutetes Gebiet mit beschädigten Häusern in Mosambik
Der Wirbelsturm Idai hatte 2019 verheerende Folgen für Mosambik und Simbabwe. (Foto: DFID UK Department auf flickr / CC BY 2.0)

Mosambik, Simbabwe und die Bahamas hatten 2019 am stärksten unter den Auswirkungen von Extremwetterereignissen zu leiden. In der Langzeitbetrachtung zeigt der Klima-Risiko-Index, dass der globale Süden mehr einstecken muss als der Norden.

27.01.2021 – Mit dem Klimawandel nehmen lokale Extremwetter, Überflutungen und Dürren kontinuierlich zu. Todesopfer, Hunger, Krankheiten und Flucht sind die Folgen der Katastrophen, aber auch immense wirtschaftliche Schäden. Entwicklungsländer sind am meisten von solchen Extremereignissen betroffen. Das zeigt der globale Klima-Risiko-Index, der von der Umweltorganisation Germanwatch herausgegeben wird.

Der Klima-Risiko-Index trifft keine Aussagen zum Zusammenhang zwischen Klimawandel und Wetterkatastrophen, doch er zeichnet ein Bild der Verwundbarkeit und kann als Warnsignal verstanden werden. Dass steigende Temperaturen extreme Stürme, Regenfälle oder Dürren wahrscheinlicher machen, ist jedoch inzwischen wissenschaftlich belegt.

Der aktuelle Index erschien in dieser Woche zum Auftakt des Internationalen Gipfels zur Klimaanpassung. Er betrachtet das Jahr 2019, das als das Jahr verheerender Wirbelstürme in die Geschichte eingeht.  In diesem Jahr traf der Zyklon Idai die ostafrikanischen Länder Mosambik und Simbabwe besonders hart. Die beiden Länder belegen im globalen Klima-Risiko-Index 2019 die ersten beiden Plätze.

Idai gilt als bisher stärkster Wirbelsturm, der jemals im westlichen Indischen Ozean beobachtet wurde. Die damit einhergehenden Überflutungen und Erdrutsche forderten in Mosambik, Simbabwe und Malawi insgesamt mehr als 1100 Todesopfer und verursachten Gesamtschäden in Höhe von über sieben Milliarden US-Dollar. Am vergangenen Wochenende zog erneut ein schwerer Sturm über die Region.

Platz 3 des Negativrankings belegen die Bahamas. Dort wütete der Hurrikan Doria mit Windgeschwindigkeiten von 300 Kilometern pro Stunde und verursachte schwere Regenfälle. 74 Menschen wurden getötet, 13.000 Häuser zerstört oder beschädigt, 3,4 Milliarden US-Dollar beträgt die Schadenbilanz. Aber auch Japan erlebte den bisher schwersten Sturm seit 60 Jahren und belegt deshalb für das Jahr 2019 Platz 4 der am schwersten betroffenen Länder.

Weltweit 480.000 Tote in den letzten 20 Jahren

Im Zeitraum von 2000 bis 2019 waren Puerto Rico, Myanmar und Haiti am härtesten von Extremwettern betroffen, wobei relativ wenige Ereignisse besonders schwere Folgen hatten. Die Philippinen auf Platz 4 im Langfristvergleich sind das Land mit der kontinuierlichsten Bedrohung. 317 besondere Wetterereignisse erlebte das Land seit dem Jahr 2000. Weltweit kamen in den Jahren 2000 bis 2019 rund 480.000 Menschen durch mehr als 11.000 Extremwetterereignisse ums Leben. Die Sachschäden summieren sich kaufkraftbereinigt auf 2,56 Billionen US-Dollar.

Im Langfrist-Index gehören acht der zehn meistbetroffenen Staaten zur Gruppe der Länder mit niedrigen Einkommen pro Kopf. Eine Reihe von Ländern wie Haiti, die Philippinen oder Pakistan werden mittlerweile so oft von Wetterextremen heimgesucht, dass sie kaum noch in der Lage sind, sich von den einzelnen Katastrophen zu erholen.

„Der Klima-Risiko-Index zeigt, dass Menschen in den besonders armen Entwicklungsländern am verwundbarsten sind. Sie, die am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben, benötigen nun dringend finanzielle und technische Unterstützung, um sich soweit wie möglich an deren Folgen anzupassen“, fordert David Eckstein, einer der Autoren des Index von Germanwatch. Es sei erschreckend zu sehen, dass es den Industriestaaten nach aktuellen Studien offenbar nicht gelinge, ihre Zusage an die besonders verwundbaren Staaten einzulösen, 100 Milliarden US-Dollar jährlich für Klimaschutz und -anpassung bereitzustellen.

Und nicht nur das: Zudem sei nur ein viel zu kleiner Teil der bisher aufgebrachten Summe für tatsächliche Anpassungsmaßnahmen vorgesehen. Darüber hinaus verschlimmern manche Projekte zur Bekämpfung von Klimawandelfolgen sogar die Situation der Menschen, wie eine aktuelle Studie belegt.

Deutschland von Extremwettern hart getroffen

Auch Industrieländer selbst werden zunehmend von Wetterextremen heimgesucht. So gehörte Deutschland in den vergangenen 20 Jahren zu den am massivsten betroffenen Ländern weltweit. Innerhalb Europas ist es das Land mit den meisten Schäden. Mit insgesamt mehr als 10.700 Todesopfern – vor allem infolge von Hitzewellen - sowie wirtschaftlichen Schäden von kaufkraftbereinigt 3,54 Milliarden US-Dollar pro Jahr liegt Deutschland im Langfrist-Index an 18. Stelle. Allein die Hitzewelle 2003 kostete rund 9.000 Todesopfer, aber auch die Hitzewelle 2018 und das Elbe-Hochwasser 2002 hatten gravierende Folgen.

Wie wird der Klima-Risiko-Index ermittelt?

Germanwatch erstellt den Globalen Klima-Risiko-Index seit 2006 jährlich auf der Grundlage der NatCatSERVICE-Datenbank des Rückversicherers Munich Re sowie von sozioökonomischen Daten des Internationalen Währungsfonds (IWF). Der Index betrachtet die durch Extremwetter verursachten Todeszahlen und Sachschäden (um Vergleichbarkeit zu ermöglichen in Kaufkraftparitäten) - sowohl die absoluten Zahlen als auch in Relation zur Einwohnerzahl bzw. dem Bruttoinlandsprodukt. Wenngleich die Auswertungen über die steigenden Schäden und Todesopfer keine einfache Aussage darüber erlauben, welcher Anteil davon auf den Klimawandel zurückzuführen ist, so lässt sich doch ein Bild der Betroffenheit der Staaten zeichnen.

Im Dezember 2020 hatten Germanwatch und das NewClimate Institute den Klimaschutz-Index veröffentlicht, der die jährlichen Fortschritte oder Rückschritte der 57 emissionsstärksten Länder weltweit hinsichtlich ihrer Klimaschutzmaßnahmen misst. pf


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