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Europäische UnionEU-Parlamentarier unterstützen weiter fossilen Wasserstoff

Das EU-Parlament in Straßburg
Im EU-Parlament sitzen viele Befürworter einer Wasserstoffstrategie mit Erdgas. (Bild: DAVID ILIFF. License: CC BY-SA 3.0)

Trotz Widerstand im europäischen Parlament unterstützt eine Mehrheit der EU-Abgeordneten weiterhin eine Wasserstoffstrategie, die Erdgas und Atomkraft zur Produktion von Wasserstoff in Europa zulässt.

21.05.2021 – Es ist zwar nur ein Parlamentsbericht und damit ein Entwurf ohne rechtliche Konsequenzen, doch die dazugehörige Abstimmung ist ein deutlicher Fingerzeig, wie die Mehrheit der EU-Parlamentarier die künftige Wasserstoffstrategie der Europäischen Union sieht. 411 Parlamentarier stimmten für den Bericht, der „kohlenstoffarmen Wasserstoff“ als wichtige Übergangslösung auf dem Weg zu 100 Prozent Erneuerbaren Energien in Europa sieht. Lediglich 135 stimmten dagegen, 149 enthielten sich.

Laut Jens Geier, Europaabgeordneter der SPD und Teil der Fraktion der Socialists and Democrats (S&D), müsse Wasserstoff schnell in den Markt gebracht werden. „Wir sollten bestrebt sein, Wasserstoff auch aus kohlenstoffarmen Quellen zu produzieren“, so Geier weiter bei der Vorstellung des Berichts, den er mit anderen Parlamentariern zusammen verfasst hatte. Neben der Fraktion der S&D, brachten auch die Konservativen von der EVP und die Liberalen von Renew Europe den Entwurf durch das Parlament.

Gegen den Entwurf stimmten hingegen die Rechtspopulisten von der Fraktion Identität und Demokratie sowie die Fraktion der Grünen in Europa. Während sich die Rechtspopulisten gegen den Ausbau Erneuerbarer Energien stellen, sehen die Grünen mit dem Entwurf die Gefahr, dass Erdgas und Atomkraft noch auf viele Jahre Bestandteil der europäischen Energieversorgung bleiben werden.

Blauer und violetter Wasserstoff

Denn der Bericht sieht vor, sogenannten blauen Wasserstoff explizit in die künftige Wasserstoffstrategie der EU miteinzubeziehen, der mittels Erdgas, in Kombination mit CO2-Abscheidung, gewonnen wird. Darüber hinaus schließt der Bericht Atomkraft nicht explizit aus. Damit ist zu vermuten, dass die Mehrheit der EU-Parlamentarier aus Atomenergie gewonnenen (violetten) Wasserstoff ebenfalls als kohlenstoffarm definiert.

Denn der Bericht orientiert sich an den Vorschlägen der EU-Kommission und dem Rat der Europäischen Union, die für den Wasserstoffmarkt Europas „sichere und nachhaltige CO2-arme Technologien“ vorsehen und blauen und violetten Wasserstoff als solche ansehen. Michael Bloss, industriepolitischer Sprecher der Grünen im EU-Parlament, sagte hingegen: „Wir brauchen einen Fahrplan für Wasserstoff aus 100 Prozent Erneuerbaren Energien und kein politisches Greenwashing durch Atomkraft oder fossiles Erdgas.“

Diese fossilen Energieträger zur Produktion von Wasserstoff jetzt staatlich zu fördern sei absurd, so Bloss weiter. Mit einer möglichen Deklarierung von blauem und violettem Wasserstoff als nachhaltige Technologie und sogenannte Brückenlösung für ein klimaneutrales Europa würden neue Gas- und Atomkraftprojekte staatlichen Investitionen und Subventionen offenstehen.

Zusätzliche Gelder für Gas-Projekte

So könnten auch Gelder aus dem Wiederaufbaufonds der Europäischen Union in die klima- und umweltschädlichen Technologien fließen, wenn diese zur Wasserstoffproduktion genutzt werden. „Es gilt also zu befürchten, dass die Bundesregierung blauen Wasserstoff oder bestehende Gas-Projekte durch Gelder aus Brüssel finanziert, die eigentlich für den Klimaschutz vorgesehen sind“, so Bloss.

Die Bundesregierung will, laut einem aktuellen Entwurf, grünen Wasserstoff komplett von der EEG-Umlage befreien und damit gegenüber anderen Technologien zur Wasserstoffförderung stärker fördern. Doch Greenpeace Energy etwa kritisiert, dass laut neuem Referentenentwurf Elektrolyseure bis zu 6.000 Stunden im Jahr Wasserstoff aus Strom produzieren dürfen, der dann als ‚grün‘ eingestuft wird.

Unter den aktuellen Gegebenheiten könnten Windkraft und Solarenergie jedoch Strom in einer solch hohen Stundenzahl nicht ausreichend zur Verfügung stellen. Lediglich fossile Kraftwerke könnten diesen Bedarf decken. Darüber hinaus ist die Bundesregierung nach wie vor bestrebt, die Produktion von blauem Wasserstoff zumindest teilweise von der EEG-Umlage zu befreien. Die Europäische Union scheint diesen Weg zu unterstützen. mf


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