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Grüne GeldanlagenGeld ist in grünen Zertifikaten nicht nachhaltig angelegt

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Grüne Geldanlagen gibt es viel, doch Nachhaltigkeit ist schwer zu finden (Bild: Guillaume Meurice / pexels)

Der Finanzsektor tut sich nicht leicht mit Nachhaltigkeit. Für private Anleger ist es schwer, ihr Erspartes grün anzulegen. In als nachhaltig beworbenen Zertifikaten von Genossenschaftsbanken und Sparkassen steckt selten die grüne Wende.

06.11.2023 – Da die Nachfrage steigt, bieten immer mehr Banken nachhaltige Zertifikate an. Das sind Wertpapiere, die als grün beworben werden. Um die Nachhaltigkeit dieser Finanzprodukte ist es allerdings nicht gut bestellt.

Die Anforderungen an Banken, das Finanzprodukt und Investments mit dem darin angelegten Geld sind niedrig. Selbst Fossile Projekte sind nicht ausgeschlossen. Das fand die NGO Finanzwende, die sich angeschaut hat, welche Kriterien ein Zertifikat erfüllen muss, um als grün zu gelten.

Grüngewaschen

In der Studie untersuchte Finanzwende, was in grünen Zertifikaten von Sparkassen und Genossenschaftsbanken steckt. Für die Einstufung von Finanzprodukten gibt es zwar allgemeingültige Vorgaben. Doch diese setzen meist niederschwellige Mindestkonditionen an.

Damit ein Finanzprodukt als nachhaltig bezeichnet werden darf, muss sowohl die Bank, die es ausgibt, als auch der Basiswert, an dem sich das Produkt orientiert, entsprechend bewertet sein. Banken müssen zum Beispiel den UN Global Compact unterschrieben haben, eine globale Absichtserklärung für soziale und ökologische Standards. In Deutschland erfüllen allerdings alle wichtigen Banken die Kriterien und können somit entsprechende Finanzprodukte konzipieren.

Der Wert des Finanzprodukts orientiert sich an einem sogenannten Basiswert, dies kann eine Aktie, eine andere Anleihe oder ein Rohstoff sein. Auch der Basiswert muss eine Nachhaltigkeitsbewertung haben. Doch auch hier sind diese so niederschwellig, dass Finanzwende sogar Zertifikate mit Basiswerten der großen Fossilenergiekonzerne TotalEnergies und Shell fand.

Der Hauptkritikpunkt der Autoren der Studie ist jedoch, dass für das Geld selbst, das in die als nachhaltig deklarierten Zertifikate fließt, keine Standards existieren. Wie das Geld investiert wird, hängt allein von der Strategie der ausgebenden Bank ab, die damit theoretisch auch Fossile Projekte finanzieren kann.

Nachhaltige Finanzprodukte

Zertifikate sind von Banken konzipierte Wertpapierbündel. Sie werden von Banken gern als Investment beworben, unter Verbraucherschützern haben sie eher einen schlechten Ruf. Es handelt sich dabei um komplexe Finanzprodukte mit hohem Risiko, die für die meisten Anleger nur schwer zu durchschauen sind. Zudem gelten sie als teuer, das heißt, ein im Vergleich großer Anteil des Geldes wird nicht direkt investiert, sondern geht für den Aufwand rund um das Finanzprodukt drauf. Eine andere Bezeichnung für Zertifikat ist Derivat.

Für eine Einstufung als nachhaltig muss neben einer Orientierung am UN Global Compact ein Nachhaltigkeitsrating von mindestens A vorhanden sein. A ist hierbei nicht die Bestnote, sondern eine Art ausreichend. Die Einstufung nehmen Nachhaltigkeitsratingagenturen meist auf Grundlage der ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) vor, die sich im Finanzsektor für den Bereich Nachhaltigkeit etabliert haben. Deshalb bewerben Banken die Finanzprodukte auch als „ESG-Strategieprodukte mit Nachhaltigkeitsausprägung“. Die untersuchten Zertifikate sind ESG-Geldanlagen und werden als grün beworben, sind jedoch kaum von herkömmlichen Finanzprodukten zu unterscheiden. Nachhaltigkeitsrichtlinien wie die EU-Taxonomie finden hier keine Anwendung.

Dies ist hingegen bei Green Bonds der Fall, bei denen 85 Prozent des Geldes in Projekte fließen, die den Sustainable-Finance-Richtlinien der EU entsprechen. Die Green Bonds sind in dieser Form erst seit Anfang des Jahres auf dem Markt. Die Nachfrage nach den grünen Anleihen sei hoch, das Angebot hingegen niedrig, befand die Studie. jb


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