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Weniger StickoxideSchon 2019 verbesserte sich die Luft in deutschen Städten

Bild einer Demo gegen Autos in der Stadt. Auf einem Banner steht "Verkehrswende sofort" und "#autofreiberlin"
Ohne Autos nimmt die Luftverschmutzung rapide ab. Für autofreie Kieze demonstrierten im vergangenen Herbst Aktivisten in Berlin. (Bild: Stefan Müller / flickr, CC BY 2.0)   

Neueste Daten zeigen: Bereits vor der Corona-Pandemie verbesserte sich die Luft in deutschen Städten. Die Zahl urbaner Räume mit zu hohen Stickoxidwerten hat sich 2019 gegenüber dem Vorjahr mehr als halbiert. Ein Trend, der anhalten könnte.

10.06.2020 – Im Jahr 2018 waren es noch 57 Städte – 2019 nur noch 25. Urbane Räume, in denen im Jahresmittel die Stickoxidgrenzwerte von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft (µg/m³) überschritten wurden, haben sich im vergangenen Jahr gegenüber 2018 mehr als halbiert. Dies zeigen die finalen Daten vom Umweltbundesamt für 2019. Überschritten werden diese Grenzwerte für Stickoxide – kurz NO2 – ausschließlich an viel befahrenen Straßen, wo vor allem Diesel-Pkw zur Belastung beitragen. Im Jahr 2018 überschritten 42 Prozent dieser verkehrsnahen Messstationen den NO2-Grenzwert im Jahresmittel. 2019 waren es nur noch 20 Prozent.

„Umweltpolitik wirkt“, wie Bundesumweltministerin Svenja Schulze jubiliert. Die Entwicklung der Luftqualität weise bundesweit in die richtige Richtung. Im Mittel lagen die NO2-Jahresmittelwerte 2019 rund vier Mikrogramm unter denen des Vorjahres. Dabei fielen die Rückgänge an einzelnen Messstationen unterschiedlich hoch aus. Als Gründe dafür zählt das Umweltbundesamt verschiedene lokale Maßnahmen auf, wie Tempolimits, der Einsatz schadstoffarmer Busse, Softwareupdates und Erneuerung der Fahrzeugflotte sowie meteorologische Einflüsse und Fahrverbote.

Bezüglich der Fahrverbote deklariert auch die Deutsche Umwelthilfe (DUH) für sich, in erheblichem Maße zur verbesserten Luftqualität in Städten beigetragen zu haben. Sie sei auch Ergebnis der 40 Klagen der DUH auf Grenzwerteinhaltung für das Dieselabgasgift NO2, sagte DUH Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch auf Twitter. „In Klagestädten sind die NO2-Werte von 2018 auf 2019 doppelt so stark gesunken wie in den nicht beklagten Städten“, so Resch weiter.

Die Lösung liegt in saubereren Fahrzeugen und einer grundlegenden Mobilitätswende

Am Ziel kann sich Deutschland jedoch nicht wähnen. Das macht auch Svenja Schulze deutlich und mahnt, dass die bisherigen Maßnahmen von Bund, Ländern und Kommunen noch nicht ausreichen, „um den EU-Grenzwert für NO2 zum Schutz der menschlichen Gesundheit wirklich überall einzuhalten.“ Laut Vorgaben der Europäischen Union müssen die gesamten Stickoxid-Emissionen ab 2030 um 65 Prozent gegenüber 2005 gesenkt werden. „Die Lösung liegt in saubereren Fahrzeugen und einer grundlegenden Mobilitätswende“, so Schulze.

Dass dabei Software-Updates für Diesel nicht die Lösung sind, mahnte die DUH wiederholt an. Vor allem bei winterlichen Außentemperaturen würden Software-Updates auch bei Euro 5 und Euro 6 Diesel nahezu keine Wirkung haben, wie Realtests auf der Straße zeigten. Der Bundesgerichtshof fällte inzwischen ein Urteil, wonach der Volkswagen-Konzern verpflichtet ist dreckige Diesel mit betrügerischer Software, die falsche Angaben zum NO2-Ausstoß machten, zurückzukaufen.

Und die Bundesregierung nahm in ihrem letzte Woche vorgestellten Konjunkturpaket infolge der Corona-Pandemie Abstand von einer Abwrackprämie, die die Automobilindustrie gefordert hatte, um auch den Verkauf von Diesel Fahrzeugen anzukurbeln. Stattdessen wird die Kaufprämie für E-Autos erhöht und in das entsprechende Ladenetz investiert.

Derweil wird die Corona-Pandemie auch zu einem weiteren Rückgang der Stickoxid-Belastungen beitragen. Im Zuge der bundesweiten Beschränkungen beobachtete das Umweltbundesamt zum Teil deutlich weniger NO2-Konzentrationen von Minus 15 bis 40 Prozent. „Dass weniger Verkehr zu besserer Luft und auch weniger Lärm führt und sich damit die Lebensqualität in unseren Städten erhöht, hat uns die Corona-Krise vor Augen geführt“, so Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes. Nun gelte es diese positive Erkenntnis aus der Krise als weiteren Anlass für eine langfristige Verkehrswende mitzunehmen. mf


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