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UniperTrotz Milliardenverlust, kein Rückzug aus fossilen Investitionen

ehemaliges Steinkohlerkaftwerk Wilhelmshaven
In Wilhelmshaven betrieb Uniper bis 2021 ein Steinkohlekraftwerk. Bald könnte mit einem LNG-Terminal neue fossile Infrastruktur hinzukommen. (Foto: Martina Nolte / Lizenz: Creative Commons CC-by-sa-3.0 de)

Über 12 Milliarden Euro Verlust – vor allem wegen Gasgeschäften. Und trotzdem investiert Uniper weiter in fossile Gas-Infrastruktur. Umweltorganisationen fordern von der Bundesregierung, dem Einhalt zu gebieten.

18.08.2022 – Der Rückgang sei im Wesentlichen auf das Gas-Geschäft zurückzuführen, erklärte der Düsseldorfer Energiekonzern Uniper gestern bei der Vorstellung der Halbjahresergebnisse. Einen Nettoverlust von mehr als 12 Milliarden Euro musste Uniper verkünden, belastet durch die verringerten Gaslieferungen aus Russland und, um seine Kundenverträge bedienen zu können, der Einkauf von Gas zu hohen Preisen an den Spotmärkten.

Lediglich im Segment „Russische Stromerzeugung“ liege man deutlich über dem Vorjahresniveau, so der Energiekonzern. Grund seien hohe Einnahmen aus dem Braunkohlekraftwerk Berjosowskaja in der russischen Region Krasnojarsk. Zwar versucht Uniper inzwischen neue Geschäftsfelder mit Erneuerbaren Energien aufzubauen, doch fossile Energien sind das Kerngeschäft. 2016 entstand der Konzern durch die Abspaltung E.ONs von seinen fossilen Geschäften, die zu Uniper übergingen. 2020 wurde der finnische Konzern Fortum Hauptaktionär.

Neben eigener Gas- und Kohlekraftwerken sowie Beteiligungen an fossilen Infrastrukturen weltweit, ist Uniper der größte deutsche Gasimporteur, bislang vor allem aus Russland. 6,5 Milliarden Euro des Nettoverlustes sind laut Uniper auf die fehlenden Gaslieferungen aus Russland zurückzuführen, weitere 2,7 Milliarden auf Abschreibungen, die etwa durch die Beendigung des Nord Stream 2-Projektes entstanden sind.

Festes LNG-Terminal geplant

Doch anstatt endgültig aus unsicheren Investitionen in fossile Infrastrukturen auszusteigen, stehen neue Gas-Projekte auf der Agenda des Konzerns. Dabei investiert Uniper nicht nur in schwimmende und damit vorübergehende LNG-Terminals in Deutschland, sondern in Wilhelmshaven auch in ein festes Terminal, das für einen gewinnbringenden Betrieb langfristig bestehen müsste. Dort wolle man den Terminal langfristig zur Anlandung grüner Gase, wie zum Beispiel Ammoniak, umfunktionieren, wie Uniper mitteilt. Eine entsprechende Umrüstung wäre leichter vollziehbar als eine Umrüstung auf den Import von Wasserstoff.

Doch zuerst einmal müsste Wasserstoff in Ammoniak umgewandelt werden. Und nach dem Transport müsste Ammoniak wieder in Wasserstoff umgewandelt werden, da die Industrie mit Ammoniak selbst wenig anfangen kann. Ein energieaufwändiges Unterfangen, bei dem sich die Frage stellt, ob nicht direkt in Anlandezentren für Wasserstoff investiert werden sollte. Sebastian Rötters, Energie-Campaigner bei der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald kritisiert: „Unipers Pläne für den Neubau eines fest installierten LNG-Terminals tragen in keiner Weise zur Lösung der aktuellen Energiekrise bei. Das Unternehmen zementiert hier unbeirrt die Fehler der Vergangenheit.“

Neue Megaprojekte weltweit

Ein weiteres in Kritik stehendes Projekt Unipers ist ein Gasbohrprojekt vor der Küste Westaustraliens. Bei dem LNG-Gas-Projekt an der australischen Westküste wollen RWE und Uniper zusammen mit einem australischen Energiekonzern Gas fördern. Dagegen protestierte die Umweltorganisation Greenpeace letzte Woche im Hafen von Brake an der Weser. Ein Frachter soll von dort Rohre für den Bau der Pipeline liefern. „Die Erschließung neuer Gasfelder bringt keinen Nutzen in der aktuellen Energieversorgung. Verlegung und Betrieb der Pipeline zerstören wertvolle Meeresgebiete. Neue Mega-Gasprojekte tragen weltweit zur Klimakrise bei – unter Beteiligung deutscher Konzerne wie RWE und Uniper“, sagte Greenpeace-Meeresexperte Manfred Santen. Das Projekt stelle eine Bedrohung für die besonders artenreiche und empfindliche Unterwasserwelt Westaustraliens mit Korallenriffen und Seegraswiesen dar, so Greenpeace.

„Die Bundesregierung und auch der finnische Hauptanteilseigner Fortum müssen von Uniper eine strategische Kehrtwende verlangen, die der Klimakrise Rechnung trägt“, fordert Rötters von urgewald. Sollten Uniper dafür Mittel, Know-how oder der Wille fehlen, stellt urgewald die Frage nach der Daseinsberechtigung des Energiekonzerns. Bereits im Juli hatte Uniper aufgrund der finanziellen Engpässe den Staat um Hilfe gebeten. Am 22. Juli erklärte die Bundesregierung Uniper zu retten und mit 30 Prozent beim Unternehmen einzusteigen. In der Folge zog Uniper eine Klage gegen die Niederlande auf Grundlage des Energiecharta-Vertrages zurück. Der Milliardenverlust von Uniper ist zudem Hauptauslöser der ab Oktober geltenden Gasumlage. mf


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