Menü öffnen

Energiekrise – WärmewendeWärmeplanung in kleinen Kommunen forcieren

Heizzentrale mit Holzfassade in der oberfränkischen Gemeinde Hallerndorf
Energiezentrale in Hallerndorf. In der oberfränkischen Gemeinde haben sich Bürger und Ökoenergieversorger zusammengetan, so profitiert die Gemeinde seit Jahren von einem Nahwärmenetz. (Foto: © naturstrom AG)

Das neue Heizungsgesetz ist eng mit der kommunalen Wärmeplanung verknüpft. Nun kommt es darauf an, wie das Wärmegesetz für Kommunen gestaltet wird. Für kleine Kommunen ist die Planung noch unverbindlich. Doch sie sollten nicht damit warten.

24.07.2023 – Basierend auf dem Koalitionsvertrag der Bundesregierung ist eine flächendeckende kommunale Wärmeplanung vorgesehen. Angestrebt wird ein Anteil Erneuerbarer Energien bei der Wärme in Höhe von 50 Prozent bis 2030. Die kommunale Wärmeplanung ist ein strategisches Instrument zur Umstellung der Wärmeversorgungsstruktur auf Erneuerbare Energien. Mit der Novellierung des GEG rückt sie in den Fokus – und wird verbindlich.

Kommunen mit weniger als 10.000 Einwohnern sind laut aktuellem Gesetzesentwurf allerdings noch nicht zu einer kommunalen Wärmeplanung verpflichtet. Die Bundesländer, in deren Hände die weitere Umsetzung gelegt ist, „können von einer Wärmeplanung für Gemeindegebiete, in denen insgesamt weniger als 10.000 Einwohner gemeldet sind, absehen oder hierfür ein vereinfachtes Verfahren vorsehen“, heißt es im Entwurf.

Einige Bundesländer wie z. B. Baden-Württemberg oder Niedersachsen haben sich im Rahmen ihrer Klimaschutzgesetze auf Landesebene bereits auf den Weg gemacht. Allerdings sind hier, ebenso wie im geplanten Bundesgesetz, eher größere Städte angesprochen.

Doch auch kleine Kommunen stehen genauso vor der Herausforderung, ihre Wärmeversorgung nachhaltig und zukunftsfähig zu gestalten. Die aktuelle Situation erhöht zudem den Handlungsdruck in Bezug auf Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit.

Unterstützung auf dem Weg zur Wärmeplanung

Um diese Kommunen bei dem Prozess zu unterstützen, haben die Mitgliedskommunen des vom Deutschen Institut für Urbanistik (Difu) koordinierten Arbeitskreises Kommunaler Klimaschutz (AKK) ein Papier mit Antworten auf 10 wichtige Fragen zur kommunalen Wärmeplanung erarbeitet –als Orientierungshilfe und Unterstützung bei der Planung einer nachhaltigen Wärmeversorgung.

Vorteile und Chancen auch für kleine Gemeinden

Die Fragen der Menschen auf dem Dorf seien dabei die gleichen wie in der Stadt: „Wie werde ich in Zukunft mein Haus heizen und gibt es Pläne und Lösungen, die mir und dem ganzen Ort helfen können?“

Eine strategische Planung der zukünftigen Wärmeversorgung bietet Chancen, regionale Potenziale zu nutzen und sie in Form eines ganzheitlichen Vorgehens für das Gemeindegebiet langfristig zu optimieren, heißt es im Arbeitspapier. Sie ermöglicht eine detaillierte Bestands- und Potenzialanalyse als Grundlage für die Planung und Umsetzung von Maßnahmen, die auf Erneuerbare Energien setzen. Die Finanzierungsmöglichkeiten für die Umsetzung der Wärmeplanung sollten einschließlich verschiedener Förderprogramme auf kommunaler, regionaler und nationaler Ebene geprüft werden.

Frühe Beteiligung und Transparenz garantieren

Eine erfolgreiche Umsetzung erfordere die frühzeitige Beteiligung und Unterstützung aller relevanten Akteure, einschließlich Kommunalverwaltungen, politischer Gremien und der breiten Öffentlichkeit – sprich: Man muss alle Beteiligten frühzeitig ins Boot holen und es braucht einen engagierten Bürgermeister, der die Fäden zieht. Transparente Kommunikation und Information der Bürger wären entscheidend, um Akzeptanz und Unterstützung für die geplanten Maßnahmen zu gewinnen – das berichten Bürgermeister, die eine Wärmeplanung bereits mit ihren Gemeinden erfolgreich umgesetzt haben. Informationsveranstaltungen, Beteiligungsprozesse und die Einbindung lokaler Akteure wären hilfreich, um die Interessen und Bedürfnisse bei der Planung einzubeziehen. Die Ergebnisse der kommunalen Wärmeplanung sollten dann in einem Wärmeplan zusammengefasst werden, der als Leitfaden für die zukünftige Wärmeversorgung der Gemeinde dient.

Über den Tellerrand schauen und Synergien nutzen

Insbesondere die direkte Ansprache und Beratungsgespräche vor Ort hätten sich als zielführend erwiesen, berichten Bürgermeister, die eine Wärmeplanung bereits eingeleitet oder umgesetzt haben. Je nach Größe und möglicher Leistungsfähigkeit der Kommune stelle sich die Frage, ob man den Weg zur kommunalen Wärmeplanung allein bestreiten sollte oder muss.

Gerade bei kleinen, ländlichen Kommunen oder bei Kommunen in verdichteten Ballungsräumen könnte das gemeinsame Betrachten größerer Einheiten die Chance vergrößern, geeignete Wärmequellen zu finden oder z. B. das lokal vorhandene Biomassepotenzial besser einzuschätzen, schreiben die Experten. Auch das notwendige Prozedere bei der Fördermittelakquise biete viel Potenzial für eine Zusammenarbeit.

Von einer gemeinsamen Antragstellung als Kooperationsprojekt über die gemeinsame Ausschreibung des Dienstleisters bis hin zur Erstellung und Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung lohne eine Zusammenarbeit mit den Nachbarkommunen, berichten Akteure. Hier könnten die Landkreise ebenfalls unterstützen. Sinnvoll wäre auch eine Zusammenarbeit mit angrenzenden Städten als Verbund im Sinne einer Stadt-Umland-Kooperation, da Städte bei der Versorgung mit Erneuerbaren Energien auf das regionale Umland angewiesen seien.

Wärmewende in Arbeit – ein paar gelungene Beispiele

Einige Kommunen setzen eine solche Wärmeplanung bereits erfolgreich um. So hat sich bspw. der Landkreis Lörrach auf den Weg zu einer erneuerbaren Wärmeversorgung gemacht und wurde mit dem Projekt „Interkommunale Wärmeplanung“ beim Wettbewerb „Klimaaktive Kommune 2022“ ausgezeichnet.

Wie lassen sich die lokalen Potenziale für eine Energie- und Wärmewende ausschöpfen? Dieser Frage sind schon vor über fünf Jahren die Bürger der oberfränkischen Gemeinde Hallerndorf nachgegangen und haben sich mit verschiedenen Akteuren zusammengetan – entstanden ist ein modernes Nahwärmenetz mit Erneuerbaren Energien. Hier steht auch die größte solarthermische Anlage Bayerns. Bereits im Jahr 2012 hatte die Bürgerschaft eine Energie-Genossenschaft gegründet, um die Abwärme von lokalen Biogasanlagen für Wärme zu nutzen.

Im Flecken Steyerberg in Niedersachsen zeigen die 5.200 Einwohner, wie Energiewende in der kleinen Gemeinde funktioniert. Zur Realisierung von Maßnahmen zur klimafreundlichen Wärmeversorgung wurde eine Bürgerenergiegenossenschaft gegründet. Als Partner haben sich dafür Bürger, eine Chemiefirma, eine Biogasanlage mit Blockheizkraftwerk sowie der Flecken Steyerberg zusammengefunden, um gemeinsam ein Fernwärmeprojekt mit 420 Anschlussnehmern und damit einer fast 50-prozentigen Anschlussquote im Ort zu realisieren.

Das Konzept Power-to-Heat in der Umsetzung prüft gerade der Ökoenergie-Versorger naturstrom und plant derzeit für mehrere Kommunen die Kopplung von lokaler Stromerzeugung durch Wind oder Sonne mit Wärmeerzeugung. In der Ortsgemeinde Wahnwegen in Rheinland-Pfalz stehen für ein gemeinsames Projekt mit der Gemeinde alle Zeichen auf grün. Der Projektentwickler hat zusammen mit dem Institut für angewandtes Stoffstrommanagement für den Ort mit rund 700 Einwohnern bereits ein integriertes Quartierskonzept für die Gemeinde erstellt.

Nun führt naturstrom zunächst eine Machbarkeitsstudie im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Wärmenetze durch, um die detaillierte Planung für den Betrieb des Nahwärmenetzes zu erstellen. Die Machbarkeitsstudie untersucht, ob die Projektpartner die geplante Windenergieanlage nur mit einer Power-to-Heat-Anlage inklusive Großwärmespeicher kombinieren werden, oder ob es wirtschaftlicher ist, zusätzlich eine Großwärmepumpe zum Einsatz zu bringen. Danach kann die Gemeinde die Entscheidung für die Realisation des Nahwärmenetzes treffen – zeitlich abgestimmt auf eine geplante Straßensanierung.

Mit der Verknüpfung von Strom und Wärme würde Wahnwegen einen großen Schritt in Richtung Energieunabhängigkeit gehen. Denn geplant ist, dass die Gemeinde eine Gesellschaft gründet, mit der sie das Nahwärmenetz selbst betreibt und sie sich auch an der Betreibergesellschaft der Windenergieanlage und Energiezentrale beteiligt. Somit hätte sie die Wärmeversorgung in der eigenen Hand und kann sie stets zum Vorteil ihrer Bürger steuern – sowie die regionale Wertschöpfung steigern. na


Mehr zum Thema


Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

(wird nicht veröffentlicht)
max 2.000 Zeichen


energiezukunft