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Internationale EnergieagenturDie lange Kehrtwende der IEA

Fatih Birol bei einer Rede an einem Pult.
Der Exekutivdirektor der International Energy Agency, der Internationalen Energieagentur, Fatih Birol lenkt seit vielen Jahren die Geschicke der IEA, die sich inzwischen deutlich für eine ambitionierte Energiewende positioniert. (Bild: Friends of Europe, flickr, CC BY 2.0)

Keine neuen Investitionen mehr in fossile Brennstoffe – mit dieser Forderung vollzieht die Internationale Energieagentur eine deutliche Abkehr von fossilen Energien. Doch der Weg zu dieser Einsicht war lang.

20.05.2021 – Gegründet als autonome Behörde der OECD – einem Zusammenschluss wichtiger Industriestaaten – ging es in der Internationalen Energieagentur (IEA) ursprünglich darum, gegen die damalige und mögliche kommende Ölkrisen gewappnet zu sein. Noch immer verfügt die IEA über strategische Ölreserven, um bei Knappheit und steigenden Preisen in den Ölmarkt eingreifen zu können. 2007 forderte die IEA, angesichts einer wachsenden Nachfrage und fast gleich bleibendem Angebot von Öl, noch eine verstärkte Förderung des fossilen Brennstoffs.

Kurz danach erkannte die IEA 2008 in ihrem jährlich erscheinenden World Energy Outlook aber erstmals die fehlende Zukunftsfähigkeit fossiler Energieträger an – aus ökologischer, wirtschaftlicher und sozialer Sicht. Die Gefahren des Klimawandels fanden dabei erstmals Eingang in den Bericht der IEA. Dass die Klimakrise bedrohliche Ausmaße annehmen wird, wenn nicht ein radikaler Kurswechsel in der Energiepolitik stattfinden würde, war indes längst bekannt.

Erste Fehleinschätzungen

Trotzdem blieb die IEA in ihren jährlichen Aussichten auf den Energiemarkt konservativ. 2014 prognostizierte sie erstmalig, wie der weltweite Energiemix 2040 aussehen könnte. Bei steigendem Energiebedarf würde der Anteil Erneuerbarer Energien am Primärenergieverbrauch dann knapp ein Fünftel betragen. Die Nachfrage nach Gas und Öl, aber auch nach Kohle werde bis dahin zunehmen, so die Analysten der IEA.

Der World Energy Outlook 2015 sorgte dann zusätzlich für Empörung bei Energieexperten. Die IEA prognostizierte darin einen Rückgang des Ausbaus von Wind- und Solarkraft. Das es global gesehen anders kam, ist inzwischen bekannt. Zugleich forderte die IEA 2015 aber auch größere Anstrengungen für den Klimaschutz unter anderem mit der Beendigung fossiler Subventionen sowie mehr Investitionen in Erneuerbare Energien.

„König der Strommärkte“

In der Folge unterschätzte die IEA aber vor allem bei der Photovoltaik Zubau und Wettbewerbsfähigkeit auf dem Energiemarkt. Noch 2017 und 2018 prognostizierte die IEA fallende Zubauwerte bei der Photovoltaik. Grund dafür waren vor allem sehr konservative Schätzungen für den Preis pro Kilowatt Solarstrom. Erst in Folge der Coronakrise erhob die IEA Solarstrom zum neuen „König der Strommärkte“, wie der amtierende Exekutivdirektor der Internationalen Energieagentur, Fatih Birol, bei der Vorstellung des World Energy Outlook 2020 sagte.

Die Corona-Pandemie und verringerte Wirtschaftsleistung sorgte für einen Einbruch beim Bedarf fossiler Energien. Vor allem die Kohleindustrie konnte sich in der Folge vielerorts nicht erholen. In Europa etwa sorgen schärfere Klimaziele und der europäische Emissionshandel dafür, dass Energie aus Kohle immer unrentabler wird – ganz im Gegensatz zur Solarenergie. Der Durchschnittspreis pro Watt installierter Leistung lag bereits 2019 bei unter einem Euro. Die Wirkungsgrade von Solarzellen werden immer besser.

Zwar prognostizierte die IEA in ihrem letzten Outlook eine sinkende Nachfrage nach Kohle und Öl, doch für Gas sagten die Analysten der IEA einen weiter steigenden Bedarf voraus. Dafür gab es Kritik vom deutschen Umweltnetzwerk Energy Watch Group. Der im Outlook beschriebene Pfad sei ein klarer „Pfad in den Untergang der menschlichen Zivilisation“. Der Bericht sei weiterhin unvereinbar mit einer Begrenzung der Globalen Erwärmung auf 1,5 Grad.

Die deutliche Abkehr

Mit einem nun veröffentlichten Stufenplan für den globalen Energiesektor vollzieht die Internationale Energieagentur jedoch eine deutliche Abkehr von fossilen Energien. Um das Ziel Netto-CO2-Neutralität bis 2050 zu erreichen, dürften demnach keine neuen Kohlekraftwerke mehr gebaut werden. Darüber hinaus dürfte es auch keine weiteren Investitionen in Projekte auf Grundlage fossiler Brennstoffe mehr geben. Auch Öl- und Gasprojekte dürften damit ab sofort keine Unterstützung mehr finden.

„Der IEA-Stufenplan in diese strahlende Zukunft könnte einen historischen Aufschwung für Investitionen in Erneuerbare Energien bringen, der auch noch Millionen von Jobs und globales Wirtschaftswachstum kreieren würde“, so IEA-Direktor Birol bei der Vorstellung des Stufenplans. Nun müsste auch die globale Staatengemeinschaft diesen Weg konsequent beschreiten, fordert Birol weiter. Damit stehen auch Deutschland und die Europäische Union unter Druck, die Unterstützung und Finanzierung geplanter und im Bau befindlicher Gas-Projekte noch einmal zu überdenken. mf  


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